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KING KOOL in da house

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Er bezeichnet sich selber als „King of Rap“ und hat dennoch das „King“ aus seinem Künstlernamen entfernt. Am Anfang seiner Musikerlaufbahn nannte er sich noch „King Kool Savas“, doch nachdem Ende November 2011 sein Album Aura auf Anhieb die Spitzenposition der deutschen Verkaufscharts erreichte, dürfte nun jedem klar sein, dass er auch ohne „King“ ein echter King ist.

Schon seit 1987 beschäftigt sich der Deutsch-Türke Savas Yurderi mit Hip Hop – seine eigentliche Karriere als Rapper begann aber erst 2000 mit der Warum rappst du?-EP. Darauf machte er die Öffentlichkeit mit skandalösen Texten wie in Schwule Rapper,LMS (Lutsch mein‘ Schwanz) oder Pimplegionär auf sich aufmerksam. Im Jahre 2001 verließ er seine damalige Plattenfirma „Put Da Needle To Da Records“ wegen wachsender persönlicher und künstlerischer Differenzen. 2002 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum bei seiner eigenen, im gleichen Jahr gegründeten, Plattenfirma Optik Records unter dem Titel Der beste Tag meines Lebens. Kool Savas arbeitete darauf mit vielen namenhaften Musikern wie Curse, Moses Pelham, Samy Deluxe oder Xavier Naidoo zusammen. Neben seiner großen Kooperationsbereitschaft zeigte Savas aber auch soziales Engagement – im März 2005 war er der Mittelpunkt einer Werbekampagne der Tierrechtsorganisation PETA, in der sich der bekennende Vegetarier öffentlichkeitswirksam gegen Massentierhaltung und für den Verzicht auf Fleischfresserei ausspricht. 2007 veröffentlichte er sein zweites Studioalbum Tot oder lebendig, welches sofort in die deutschen Top Ten sprang – doch das war nur ein Vorbote auf den kommenden Erfolg: Ende letzten Jahres schoss sein drittes Solo-Album Aura von Null auf Eins in die deutschen Charts und Kool Savas erreichte damit den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere. Grund genug für uns, Euch diesen deutsch-türkischen Rapper einmal vorzustellen – und ihn mal dazu zu befragen, warum er (im Gegensatz zu vielen seiner Hip Hop-Kollegen) gar nicht so viel vom kiffen hält.

Welche persönlichen Erfahrungen hast du im Umgang mit Cannabis gemacht?

In meinem Anfangsstadium hab’ ich natürlich auch mal gekifft – schließlich haben das damals fast alle gemacht und da wollte ich es dann auch mal probieren. Aber es hat mir überhaupt nicht gefallen – mein Ding war das nicht. Das war aber auch kein richtiger Absturz bei dem mir irgendwie schlecht wurde – aber das Körpergefühl hatte sich verändert und wie mir schien, auch mein Hirn. Ich bin eh jemand, der viel nachdenkt und das wurde mir dann alles zuviel. Dazu muss man allerdings sagen, dass es das erste Mal war, dass ich überhaupt gekifft habe und das war mit ein paar komischen Leuten, die zwei dicke Shit-Tüten gebaut hatten – ich glaube, von übelst gestrecktem Mariannenplatz-Piece. Vielleicht lag diese schlechte Erfahrung ja auch daran. Heute glaube ich, dass – wenn ich mit gechilltem Gras angefangen hätte – ich heute vielleicht auch ein Kiffer und echt begeistert von dem Zeug wäre.

Du hattest also nie irgendein Rauschbedürfnis?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin ja schon von Natur aus ein euphorischer Typ – viele dachten auch so schon, dass ich auf Drogen bin, weil ich immer so vital war und auch mal schräg abgegangen bin – für meine Amokfahrten brauchte ich mir jedenfalls nicht noch was reinschmeißen.

Vielleicht ist dann ja Adrenalin dein Ding – oder andere körpereigene Drogen?

Definitiv. Auf jeden Fall. Aber vielen reicht das ja nicht, denn im Prinzip geht’s ja Vielen darum, immer noch einen draufzusetzen. Trotz all der medialen Reizüberflutung brauchen sie immer noch das gewisse Extra für den extremen, ultimativen Party-Modus – das ist in unserer heutigen Zeit doch einfach so. Wenn all diese Leute von heute auf morgen aufhören würden Drogen zu nehmen, dann würden sie nach ein paar Wochen feststellen, dass es auch so möglich ist, auf Partys oder bei Freunden Glücksgefühle zu spüren. Was ich aber ganz und gar nicht verstehen kann, ist, wenn Drogen dazu benutzt werden, um sich zu betäuben und den Blick auf die Welt – so wie sie nun mal ist – zu verschleiern. Dann kann man auch gleich den ganzen Tag im Bett bleiben und die Augen geschlossen halten.

Das wäre sicherlich nicht im Sinne der Gesellschaft – was würdest du denn dogenpolitisch ändern, wenn du die Macht und Möglichkeit dazu hättest?

Ich würde generell alle Drogen verbieten, also alles, was schädlich für den Körper und für den Geist ist und die Leute zu sehr in andere Sphären versetzt – das schließt natürlich Alkohol und Zigaretten mit ein. Natürlich muss man den Leuten dann auch Alternativen bieten, denn ich glaube schon, dass Drogenkonsum oft etwas mit Langeweile und Trostlosigkeit zu tun hat. Da sind wir auch schon wieder bei diesem Jugend-Thema: natürlich muss man den Kids möglichst viele Angebote machen, damit diese lernen, etwas sinnvolles mit ihrer Zeit anzustellen. Ich habe schon oft Ex-Kiffer gefragt, warum sie denn nicht mehr rauchen – die sagen dann „Weißt du, ich hab’ jetzt eine Familie“ oder „Ich hab’ einen Job und eine Menge zu tun“ – wenn sie also erst mal etwas gefunden haben, was sie wirklich erfüllt, dann müssen sie sich auch nicht immer wieder die gleichen Drogen reinziehen.

Du bist also der Meinung, dass Verbote sinnvoll sind?

Unterm Strich irgendwie schon. Ich war zum Beispiel mal einen Tag in Amsterdam, diese Stadt wurde mir von all meinen kiffenden Freunden als das Paradies beschrieben, doch ich erlebte eher den Vorhof zur Hölle. Ich fand Amsterdam wirklich ekelhaft – überall nur Bordelle, Huren, irgendwelche Drogendealer und Junkies auf den Straßen. Ich kann diese Stadt wirklich keinem empfehlen und will da nie wieder hin. Es war einfach so was von widerlich – wie das Rotlichtviertel von Frankfurt. Allerdings hab’ ich auch nicht die ganze Stadt gesehen und vielleicht bin ich da jetzt auch ganz schön ignorant, ganz Amsterdam über einen Kamm zu scheren. Aber schließlich gehen die da ja echt locker mit dem ganzen Drogenmist um – das führt dann auch dazu, dass immer wieder neue Menschen damit beginnen, Drogen zu missbrauchen.

Aber machen Drogen und Nutten nicht auch bzw. gerade das Flair von Gangsta-Rap aus? Wenn man deine Texte so hört, könnte man meinen, dass du dich in diesem Milieu doch eigentlich überaus wohlfühlen müsstest…

Ich sehe mich selbst ja gar nicht als Gangsta-Rapper – zumal die Gangsta-Rapper, die ich bisher kennen gelernt habe, oft die gechilltesten Familienväter sind. Natürlich gibt es auch ein paar verrückte Amok-Läufer aber meistens sind doch die Rapper diejenigen, die über diese Verrückten schreiben – ohne selbst so drauf zu sein. Insofern passt die Gangsta-Schublade auch nicht für mich – ich würde meinen Style eher als klassischen Rap betrachten, der – was die Texte betrifft – ja auch immer sehr hart rüberkommt.

Wenn nun aber in deinen Texten immer nur von Schlampen oder Nutten die Rede ist, fragt man sich doch, ob du selbst schon mal ehrlich verliebt warst – denn dann gäbe es vielleicht auch andere Beschreibungen für das weibliche Geschlecht.

Wie jeder Mensch habe ich natürlich ganz viele verschiedene Empfindungen und Phasen und natürlich habe ich eine Freundin und bin in sie verliebt – ich kenne im übrigens auch keinen einzigen Menschen, der in seinem Leben noch nie verliebt war.

Dann verstehst du das in deinen Texten aber gut zu verstecken.

Es gibt ja auch andere Momente – wenn ich z. B. mit meinen Jungs im Club bin und da gibt sich eine wie ne Schlampe, dann sag’ ich das auch so. Das ist ganz normal. Wenn ich auf der Bühne stehe, ist es dann ganz genauso – da muss ich schließlich der ganzen Welt beweisen, wie gut ich rappen kann. Doch zuhause bei meiner Freundin bin ich dann ein ganz Anderer – da kann ich gut chillen, oder auch mal Xbox spielen oder ein Buch lesen. Das brauch’ ich dann auch und ich finde, das steht auch in keinem Widerspruch zu meiner Rap-Persönlichkeit. Ich versuche eben ganz bewusst, dass Musikmachen und mein Privatleben zu trennen, denn ich will überhaupt nicht, dass die Leute alles über mich wissen.