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Alborosie – Erfolgreicher Reggae-Re-Import

Alberto d’Ascola ist nicht gerade ein Name mit dem man ein Reggaestar auf Jamaika werden kann, deshalb ist der in Italien geborene Sänger auch besser unter dem Namen Alborosie bekannt. Und da es in Italien dank Berlusconi politisch betrachtet ohnehin nicht gerade gemütlich ist, zog es den 34-Jährigen schon Anfang des Jahrtausends auf die Karibikinsel. Letzten Sommer erschien sein neues Album 2 Times Revolution und längst ist sein Name auch hierzulande wieder in aller Munde – quasi als Reggae-Re-Import.

„Zum ersten Mal hörte ich Reggae als ein Freund mit einer Kassette von Bob Marley zu mir kam.“ Die Geschichte von Alborosie beginnt sicherlich wie die vieler Reggaemusiker, die geprägt vom großen Meister des Roots-Reggaes selbst zur Gitarre greifen. Wie wir wissen, sind nicht alle dieser Geschichten von späterem Erfolg gekrönt. Der 34-Jährige Sizilianer hat viel riskiert, um seinen Traum zu leben, ein halbwegs geordnetes Leben in Europa gegen das Abenteuer Jamaika eingetauscht. Zu einer Zeit, als er in der italienischen Reggae-Szene schon ein Star war, denn die von ihm 1994 gegründete Band Reggae National Tickets wurde bereits von der Musikindustrie umworben und spielte in den 90er Jahren unzählige Konzerte. Dennoch, ist Alborosie – anfangs nennt er sich noch Stena – des Ruhmes müde, sucht neue Herausforderungen und fühlt sich eingeengt in seiner Heimat. „Ich bin damals schon öfter als Tourist in Jamaika gewesen und habe dann 2001 entschieden dort zu leben“, sagt er in der Rückbetrachtung. Der Neuanfang bringt auch den neuen Künstlernamen „Alborosie“ hervor. Doch so geordnet, wie sich das zehn Jahre später liest, war der Umzug auf die Insel nicht. Planlos und auch ein wenig naiv würde es eher beschreiben. „Ich bin hauptsächlich nach Jamaika gegangen, weil ich von Italien die Nase voll hatte, weniger um Künstler zu werden. Ich hätte auch Fischer werden können“, sagt er. „Ich bin einfach hingezogen und habe dann irgendwie angefangen im Studio als Produzent zu arbeiten.“ Ein Neuanfang, ohne Geld (sein Auswanderbudget sind gerade mal 1000 Dollar) und mit einer Handvoll Englischvokabeln. In den ersten Monaten heißt es für den Sänger statt Kunst machen, eher Erfahrungen sammeln. Sein Patois schaute er sich von andern Musikern oder auf der Straße ab und nach einiger Zeit traute er sich auf der Mutterinsel des Reggaes, selbst Riddims einzusingen. Sein erster Song unter dem neuen Namen war My Name is Alborosie, der ihm nach all den Jahren so peinlich ist, dass er ihn selbst für viel Geld nicht mehr singen würde.

Durch seine Studioarbeit kommt Alborosie mit internationalen Künstlern wie Angie Stone, Manu Chao und UB 40 in Kontakt. Inzwischen steht er mit Reggaemusikern wie Gentleman auf der Bühne oder holt sich Steel Puls, Sean Paul, Morgan Heritage, Luciano, Michael Rose, Ky-Mani Marley oder Jah Cure für Aufnahmen ins Studio. Doch erst 2008 veröffentlicht er seine mancherorts auf dem Index landende Single The Herbalist, wenig später mit Kingston Town einen weiteren Hit. Heute singen selbst Sizzla und Beenie Man über von ihm produzierte Riddims und in seinem Geburtsland Italien ist er inzwischen so bekannt wie Gentleman. Schon vor Veröffentlichung des ersten Soloalbums Soul Pirate, blickt er auf an die 20 7″-Veröffentlichungen zurück. Von Komposition bis zur Toningenieurs- und Produzententätigkeit macht der Wahljamaikaner alles selbst. Soul Pirate wird dabei eines seiner wichtigsten Alben, denn es ist die Bilanz von fünf Jahren in Jamaika und die Spannbreite der 15 Songs reicht von Reggae bis Hip Hop mit Einflüsse aus Ska, Rocksteady und Dub. „Meine Musik ist kein Dancehall, es ist Raggamuffin“, sagt er selbst. „Reggae, Rub-A-Dub, Raggamuffin und One-Drop. Ich werde nie etwas anderes machen“, gibt er sich selbstbewusst.

Letzten Sommer erschien 2 Times Revolution, das aktuelle Album des Musikers. „Es hat einige Latin und Hip-Hop-Zutaten. Nicht sehr verschieden von meinen anderen Alben „, erklärt er. „Ich war immer von Latin-Musik beeinflusst, sie ist großartig.“ Die im Titel angesprochene Revolution ist dem Musiker ein Anliegen, denn die Menschen bräuchten „eine spirituelle und musikalische Revolution“, wie er findet. „Die Menschen sind nicht glücklich. Revolution ist Evolution. Die Musik erzählt vom Leid, vor allem Reggae“, sagt er.