CiA-201304

„Mal aktiv, mal passiv.“

Über den Dächern der Großstadt treffe ich heute „Kitty K.“ auf der Terrasse eines Bekannten von mir. Sie hat schon einen Nachmittagskaffee mit dampfendem Beiwerk vor sich auf dem runden Tischchen, als ich eintreffe, und lächelt mir aus einer Nebelwolke winkend entgegen. Mit ihren 17 Jahren wirkt sie in ihren schwarzen, weich fließenden Klamotten ein wenig älter auf mich. Ich setze mich zu ihr, erkundige mich, ob ich sie auch fotografieren darf und fange dann ziemlich bald mit meinen Fragen an.

Du bist Schülerin, machst bald dein Abi hier in Berlin und wohnst noch bei deinen Eltern. Wie war das bei dir? Hattest du schon vorher etwas über Cannabis gehört, bevor du das Kraut zum ersten Mal geraucht hast?

Jo, ich hatte damals viele Freunde, die das Zeug schon vor mir gekifft haben, und die saßen dann immer so entspannt im Schulunterricht. Ich hatte die dann mal gefragt: „He, habt ihr gesoffen, oder was?“ Und sie sagten dann: „Nee, wir haben ʼne Lunte geraucht.“ Und ich so: „ʼNe Lunte???“ Damals hatte ich noch keine Ahnung. Später haben wir dann beim ersten Mal auf dem Balkon einer Freundin gesessen, ich hatte so ein bisschen was mit, das mir mein damaliger Freund geschenkt hatte.

Wie kam denn das? Du hast was geschenkt bekommen, bevor du jemals Cannabis geraucht hattest? Wie alt warst du da?

Ja, mein ehemaliger bester Freund kokste damals ganz viel und rauchte auch Unmengen. Ich fand ihn immer so lustig und entspannt, deshalb gab er mir mal was mit, als ich zu meiner Freundin ging. „Hier, mach mal mit deinen Freunden!“, hatte er gesagt. Ich hab damals schon fleißig Kippen geraucht und dachte mir, hm naja…kann ich ja mal ausprobieren. Ich war 14 Jahre alt und fandʼs damals krass cool, dass ich überhaupt schon Zigaretten geraucht habe. Mein Freund war drei Jahre älter, zu der Zeit war das schon ein sehr großer Altersunterschied.

Du hast also nicht danach gefragt?

Nee, ich bekamʼs einfach so. Und dann saßen wir da also auf dem Balkon und versuchten, Tee zu rauchen aus lauter Not, weil unser Tabak alle war. Das war echt die allerletzte Verzweiflung: Tee in Bibelseiten gerollt! Und da haben wir dann das bisschen geschenktes Gras mit hinein gedreht. Unten auf der Straße ging grade ein Mann lang, der kleinen Kindern hinterher rief: „Dafür seid ihr doch noch viel zu klein!“ Und ich so zu meinen Freunden: „Köpfe runter! Der sieht uns! Der weiß, was wir tun!“ Es war so lustig in dem Moment! Haben wir gelacht! Das ist das, woran ich mich erinnern kann. Dieses tierische Lachen! Das war mein erster Joint. Aber danach rauchte ich nicht gleich regelmäßig. Nur so hin und wieder dachte ich, dass ich das ja ruhig mal wieder machen könnte.

Wie oft war das damals so?

Gar nicht so oft. Ich war ja manchmal am Alexanderplatz, da wurde viel getrunken und geraucht, und da hab ich dann hin und wieder mal bei den Älteren was mitgeraucht. Vielleicht so drei-, viermal im Monat. Heute ist es auch noch so, wenn ich was getrunken habe, rauchʼ ich gerne mal eine Tüte und dann ist schick.