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Psychotraumatische Beschwerden kriminalisierter Cannabiskonsumenten

Menschen, die etwas extrem Belastendes erlebt haben, leiden häufig noch viele Jahre später an einer so genannten Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Im Kontext dieser Erkrankung wird in den Medien meist von verstörten Kriegsheimkehrern sowie von Menschen berichtet, die außergewöhnlichen Extremsituationen (z. B. Entführung, Geiselnahme, körperliche und sexuelle Gewalt, Autounfall, Naturkatastrophen, etc.) ohnmächtig ausgesetzt waren.

Dass aber auch Opfer des menschenrechtsignorierenden War On Drugs Symptome einer PTBS entwickeln können, wurde bislang noch nirgends erwähnt. Möglicherweise ganz bewusst, denn dieser Fakt ist wahrscheinlich der beste Beweis dafür, dass für die Betroffenen und deren Psyche die Strafverfolgung mit all ihren inhumanen Methoden und Vorgehensweisen um ein Vielfaches gesundheitsschädigender ist als beispielsweise die direkten (Neben-)Wirkungen von natürlichem Cannabis.

Die Posttraumatische Belastungsstörung (engl. posttraumatic stress disorder) kann als eine natürliche Reaktion auf eine außerordentlich belastende oder bedrohende Situation mit einem teils katastrophenartigen Ausmaß verstanden werden. Charakteristisch für diese Reaktion sind insbesondere Emotionen der Angst, der Hilflosigkeit sowie des Entsetzens. Die PTBS wird in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) im Kapitel „Psychische- und Verhaltensstörungen“ als „F 43.1“ kodiert. Rein psychologisch muss die PTBS aber nicht zwangsläufig als Störung betrachtet werden, sondern kann auch als natürlicher Schutzmechanismus gegen den massiven Stress sowie die psychische Überforderung und insofern als gesund angesehen werden.

Begriffe wie Psychotraumatische Belastungsstörung, Posttraumatisches Belastungssyndrom sowie Posttraumatische Belastungserkrankung werden sehr häufig synonym zur PTBS angewendet. Vor rund 100 Jahren noch wurde eine Erkrankung mit den Symptomen der heutigen PTBS als so genannte Schreckneurose bezeichnet.

Die PTBS geht in der Regel mit folgender Symptomatik einher:

Wiedererleben / Wiedererinnern: Die traumatischen Erlebnisse werden in einer sich aufdrängenden Weise (Intrusion) immer wieder neu er- bzw. durchlebt, zum Beispiel in Flashbacks, inneren Bildern oder Albträumen.

Anstieg des Erregungsniveaus: Bei vielen traumatisierten Personen liegen die Nerven sprichwörtlich blank, weshalb häufig Symptome wie eine erhöhte Vigilanz (Wachheit), Schlaflosigkeit sowie ein inadäquates Schreckverhalten auftreten.

Rückzug: Die Betroffenen ziehen sich sehr häufig sozial und seelisch zurück und entwickeln oft eine gewisse Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit gegenüber anderen Personen. Ein Vermeidungsverhalten in Bezug auf Situationen, die in irgendeiner Form dem traumatisierenden Erlebnis ähneln oder negativ behaftete Erinnerungen hervorrufen können, ist ein weiteres symptomatisches Charakteristikum der PTBS.

Damit die nächsten Punkte besser nachvollzogen werden können, wird nun detailliert eine aufgrund des Erwerbes und Besitzes von dreimal 50 Gramm Haschisch durchgeführte Wohnungsdurchsuchung – so wie sie Andreas* (28) aus der Südpfalz im Jahre 2009 erleben musste – geschildert. Zur Vorgeschichte der Durchsuchung ist zu sagen, dass der ehemalige Dealer von Andreas in der Hoffnung auf Strafmilderung während einer polizeilichen Beschuldigtenvernehmung ein Lebensgeständnis ablegte, wodurch die entsprechenden Strafverfolgungsbehörden auch auf Andreas aufmerksam wurden. Der geschnappte Dealer gab zu Protokoll, dass er Andreas in einem Zeitraum von fünf Monaten dreimal jeweils 50 Gramm Haschisch verkauft hatte. Andreas ahnte hingegen nichts von dem Geständnis, weshalb der polizeiliche Besuch für ihn sehr überraschend kam.