Fermentierung-(01)

Methoden zur Fermentierung von Cannabisblüten

Ein typisches Szenario im Frühherbst: Die Outdoor-Ernte ist vollzogen und das Pflanzenmaterial in die eigenen vier Wände verbracht worden, der Grower X blickt zufrieden auf einen stattlichen Ertrag an frisch geernteten Blüten, die sich noch an den Zweigen der Pflanzen befinden. Diese waren an ihrem Outdoor-Platz zwecks besserer Transportfähigkeit zunächst nur grob zerlegt worden.

Grower X könnte nun — wie immer bisher — seine Buds nach dem standardmäßigen Schema trocknen: Alle am Stängel greifbaren Blätter abzupfen, große Buds abschneiden, zurechtstutzen und kopfüber an Wäscheklammern auf eine gespannte Leine in den Trocknungsraum hängen, der eine Temperatur von ca. 20°C und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 40% aufweist, bei völliger Dunkelheit, damit der Abbau von Chlorophyll gewährleistet ist, der Geschmack also milder wird. Danach würden 30-40 cm lange Stängelabschnitte mit kleineren Blüten abgetrennt, als Ganzes verarbeitet und dazugehängt, zuletzt kleine Blütenbüschel aus den unteren Bereichen der Zweige abgeknipst und locker übereinandergeschichtet in Pappkartons gelegt. Je nach Größe der Blüten und auch abhängig davon, wie viel Blattmaterial man an diesen hat stehen lassen, wäre das Material dann nach sechs-18 Tagen getrocknet und mehr oder weniger „reif für die Kiste“, das Aufbewahrungsbehältnis, z. B. ein Einmachglas oder eine Plastikbox. In den ersten Tagen würde Grower X noch ein paar Mal nachlüften und die Restfeuchtigkeit überprüfen (die idealerweise ungefähr 10% beträgt), dann wäre er mit dem Thema Trocknung durch. Das aromatische Ergebnis wäre zwar gut, aber nicht so gut, wie es sein könnte, denn oftmals ist das Gras dann noch nicht „rund“ genug, hat noch zu viel Schärfe bzw. Herbheit, weil das Chlorophyll immer noch in relevanten Restmengen vorhanden ist. Dies trifft ganz besonders häufig auf Outdoor-Gras zu, denn aufgrund meist geringerer Harzigkeit als bei Indoor-Pflanzen steht dem Chlorophyll hier weniger aromatisches, geschmacksgebendes Harz gegenüber. Zudem ist Outdoor-Sorten nicht selten bereits genetisch bedingt eine gewisse geschmackliche Rauheit zueigen.

 Ihnen steht eine aromatische Harmonisierung bzw. Verfeinerung in der Regel also besonders gut zu Gesicht, und angesichts seiner reichen Erntemengen könnte Grower X einen Teil der Buds ruhigen Gewissens einmal probeweise dazu verwenden, in Sachen Aroma auf High-End-Qualität zu gehen: die Blüten nicht einfach nur zu trocknen, sondern durch gesteuerte Fermentierung zu veredeln.