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Hippies der Neuzeit

Die Berliner Party-Szene ist vielfältig und weltberühmt. In der Hauptstadt wird nicht nur kräftig gefeiert – es werden dabei auch immer verschiedenste Drogen konsumiert. Welche Drogen hier in welchen Partykreisen angesagt sind, ist eine der Fragen, die wir zwei jungen Berliner Partyveranstaltern stellten, die wir um ein ausführliches Gespräch über Partys und Drogen gebeten hatten. Die Brüder Leonard und Matthäus sind erst Anfang zwanzig, aber schon mittendrin im Party-Dschungel Berlins. Ihre liebevoll und aufwendig dekorierten Psychedelic-Trance-Partys ziehen regelmäßig Hunderte Feierwütige an, die fast alle auch noch die eine oder andere Substanz konsumieren. Auch Leo und Matthäus selbst sind gelegentliche Ausflüge in andere Realitäten nicht fremd, sie sprachen mit uns ganz offen über ihre eigenen Erfahrungen mit verschiedenen Drogen.

In Berlin existiert ja bereits eine riesige, nahezu unüberschaubare Party-Szene – wie seid ihr da auf den Gedanken gekommen, hier nun auch noch selber Partys zu veranstalten?

Leo: Wir wurden nun mal hier geboren – und hier wollen wir auch bleiben, denn hier fühlen wir uns wohl. Gekommen ist das alles so, dass wir früher ganz viel HipHop und Rap gehört haben und eher in dieser Szene aktiv waren. Zu dieser Zeit sind wir nur als die „Galgenbrüder“  unterwegs gewesen, produzieren und verfassen bis heute unter diesem Namen Beats und Texte. Irgendwann kamen wir dann an den Punkt, wo wir uns gesagt haben, wir wollen mal eine Jam-Session mit Bands und HipHop-Acts organisieren – also mieteten wir einen Club, und bald stand auch schon ein Datum fest. Wegen unserer finanziell begrenzten Möglichkeiten und fehlender Beteiligung der Acts floppte diese Veranstaltung – aber wir lernten dadurch eine Gruppe von DJs und Produzenten näher kennen, die sich „FreeDoom“ nennen und mit denen wir seitdem erfolgreich zusammenarbeiten. Gemeinsam sind wir nun in der Berliner Partyszene recht aktiv.

Wann und wo habt ihr dann eure erste Party mit dem FreeDoom-Team veranstaltet? Und wie war’s?

Matthäus: Das war Mitte Oktober 2011 im Friedrichshainer „Kunsthaus 54“ – da war das noch eine Kooperation von den Galgenbrüdern mit FreeDoom. Die Party war mit etwa 350 Gästen ein voller Erfolg, der dann ja auch zu der weiteren engen Zusammenarbeit mit FreeDoom führte. Und inzwischen gehören wir einfach dazu  – damit sind wir zehn Veranstalter, die unter dem Namen FreeDoom mehr oder weniger aktiv agieren. Von diesen zehn Leuten tun sich oftmals vier bis fünf zusammen, um diese oder jene Party zu veranstalten. An unseren Partys arbeiten wir meistens mit Marvin, Samuel und Suppe zusammen – aber wir behalten dabei stets den Überblick. Irgendwann sind wir dann an dem Punkt, an dem wir alle zusammen vor Ort die Party vorbereiten – nach manchmal drei Monaten Vorlauf. Wir planen immer gerne noch etwas extra Zeit für den Fall ein, dass manche Sachen nicht so laufen, wie sie sollten.

Leo: Klar, am Anfang liegt ja immer noch so viel im Ungewissen – wenn man über die Idee zu einer Entscheidung gelangt ist, muss man ja erstmal einen geeigneten Club besorgen, dann die Acts und die Deko – da ist immer eine Menge zu tun. Und das dauert manchmal länger, als man denkt. Aber wir arbeiten daran, unseren Workflow zu optimieren – inzwischen klappt vieles auch schon deutlich besser.

Wieviele Leute kommen im Schnitt auf eure Partys?

Matthäus: Ich würde sagen, so zwischen 450 und 700 Leuten – bei unserer letzten Psychedelic-Party im M-Bia am Alexanderplatz waren es 500. Es ist uns tatsächlich gelungen, schon mit der ersten Party die Szene zu begeistern, die uns seitdem treugeblieben ist.

Was fasziniert euch eigentlich an Psychedelic und wie würdet ihr diese Musikrichtung beschreiben?

Leo: Psychedelic ist nicht nur eine Musikrichtung, sondern das Ganze – inklusive der Deko und der Stimmung auf der Party. Jeder kann hier tanzen, wie er will, so sein, wie er will und halt auch nehmen, was er will – solange er damit keinem anderen schadet. Aber das kommt so gut wie nie vor.