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Markus Berger: „Die Hanfszene existiert nicht“

Die einen growen, die anderen konsumieren und wieder andere singen und schreiben darüber. Hanf ist ein Thema, das vielen eine Bühne gibt, im Großen und im Kleinen. Doch meistens dreht es sich um einen Markt, der von allen Beteiligten zum eigenen Vorteil genutzt wird. Aber halt – an vorderster Front gibt es auch eine Spezies, die sich völlig uneigennützig engagiert. Um zu informieren. Um aufzuklären. Um etwas zu bewegen. Und das ganz ohne finanzielle Hintergedanken. Die „Aktivisten“ sind die wahren Experten, die dann zu Rate gezogen werden, wenn man mal wieder Hilfe braucht. Oder Informationen.

Seitenwechsel. Anstatt Fragen zu stellen, wie er es in seinem psychonautischen Videoformat Drug Education Agency – D.E.A. zu tun pflegt, sitzt er heute auf der anderen Seite des Mikrofons. Ein Interview mit dem Psychonauten, Journalisten und Meta-Aktivisten Markus Berger über Unkraut, ADHS und die nicht vorhandene Hanfszene.

Hallo Markus, würdest du dich überhaupt als Aktivisten bezeichnen, oder wie ordnest du dich selbst in der „Szene“ ein?

Ich bin zwar in vielen Belangen aktiv, aber ich sehe mich nicht als klassischen Aktivisten, wie zum Beispiel Steffen Geyer oder Tribble. Ich  organisiere keine Demos. Das ist die Aufgabe anderer. Ich bin Drogenforscher und Ethnopharmakologe. Mit dieser Thematik befasse ich mich seit frühester Jugend mit stets steigender Intensität. Als Teil meiner Überzeugung und meines eigenen Aufgabenfeldes als antiprohibitionistischem Drogenforscher beinhaltet das selbstverständlich auch die Aufgabe, den Menschen außerhalb der Szene, sprich: der Öffentlichkeit, klar zu machen, dass jegliche Prohibition vollkommener Schwachsinn ist.

Was wir in der Welt brauchen, ist die Vernunft. Die Prohibition fußt vor allem auf wirtschaftlichem Kalkül, auf politischen Interessen, aber nicht auf der Vernunft. Es ist wichtig, dass wir uns bei allem technologischen Fortschritt und bei all den positiven Dingen, die dieser mit sich bringt, trotzdem auf unsere eigentlichen Wurzeln zurückbesinnen. Diese liegen in der Natur. Wir, als Menschen, müssen uns wieder klarer darüber werden, dass auch wir, genau wie die Hanfpflanze, ein Teil der Natur sind. Und wenn das in den Köpfen der Menschheit angekommen ist, dann ist eine Diskussion über politische Repressionen und Prohibitionen hinfällig.

 

Du bist also aktivistisch veranlagter Forscher. Hast du Biologie studiert oder gibt es einen anderen speziellen Bildungshintergrund für deine Publikationen über psychoaktive Pflanzen?

Nein, ich bin reiner Autodidakt. In meiner Jugend habe ich die Psychoaktiva kennen, schätzen und lieben gelernt. Sie haben mich seitdem nicht mehr losgelassen. Von Anfang an habe ich mich mit den Substanzen sehr intensiv beschäftigt. Dabei war es schwer möglich, noch ein Studium nebenbei zu schultern. Ich hätte auch gar nicht gewusst, was ich nun genau studieren soll. Biologie? Chemie? Ethnologie? Es gab so dermaßen viele Disziplinen, die mich alle gleichermaßen interessierten. Also habe ich letztlich auf all das verzichtet und meine interdisziplinäre Arbeit autodidaktisch gestartet. Da bin ich aber nicht der Einzige. Christian Rätsch ist zum Beispiel Ethnologe und Altamerikanist, aber seine Arbeit hat damit nur am Rande zu tun.

Entstand der Antrieb für die Forschungen also durch die eigenen Erfahrungen?

Ich habe das, was man im Volksmund ADHS nennt, gepaart mit einem Tourette-Syndrom. Es ist ja allgemein bekannt, dass hierbei eine gewisse Affinität zu Psychoaktiva bestehen kann, und genau das war bei mir der Fall. Schon als kleiner Junge habe ich versucht, an Alkohol zu kommen, da ich instinktiv dachte, er würde mich beruhigen, mich runterholen, mir den Kopftornado, den ich von morgens bis abends hatte, irgendwie nehmen. Dieses Interesse ist nie gewichen. Im Gegenteil, es wurde von Jahr zu Jahr stärker und deutlicher. Dabei wollte ich mehr als mich nur berauschen und bedröhnen. Ich hatte schon immer das Bedürfnis, alles darüber zu wissen. Speziell eigene Erfahrungen waren mir wichtig, um auch andere Menschen authentisch darüber aufklären zu können.

Dadurch ist auch das Handbuch für den Drogennotfall entstanden?

Das Handbuch ist in erster Linie ein Werk, das es bis dato so noch nicht gegeben hat. Meine Artikel und Bücher zielen hauptsächlich darauf ab, Dinge zu beleuchten und zu beschreiben, die es noch nicht gibt. Wenn ich also in ein Buchgeschäft gehe und vergebens Bücher zu einem Thema suche, dann setze ich mich zu Hause hin und schreibe es selbst. Sicherlich gibt es auch andere Lektüren zum Drogennotfall, doch diese beschränken sich meist auf die wenigen gebräuchlichen Mittel. Ich habe dagegen versucht, alle bekannten Substanzen aufzulisten. Meine Ausgabe ist eher hilfreich für Ärzte, Sanitäter oder auch für die Polizei als für den User. Es ist mehr ein medizinisches Buch.

Deine neueste Veröffentlichung Unkraut – Heilkraut ist seit Mitte März im Handel. Bitte beschreibe kurz den Inhalt.

Unkraut – Heilkraut ist ein ethnobotanisches Buch und handelt, wie der Titel bereits sagt, von Wildkräutern, die meist achtlos, zum Teil sogar verachtend, als Unkräuter bezeichnet werden. Ich zeige unter anderem auf, warum wir diese Wildkräuter Unkräuter nennen, obwohl 95% dieser Pflanzen medizinische, also heilende Eigenschaften besitzen. Es gibt immens viele Wildkräuter, deren Erscheinen wir kaum kontrollieren können und die in unserer unmittelbaren Nähe wachsen. Dieses Buch sagt dir also, was da eigentlich vor deiner Tür wächst und wogegen respektive wofür es gut ist.

Neben deinen Buchveröffentlichungen kennt man dich wohl hauptsächlich aus deinen Videoprojekten, die allesamt unter dem Label „Blazin Tommy Media“ laufen. Woher kommt der Name, und wer beziehungsweise was steckt dahinter?

Hinter Blazin Tommy Media stecke in erster Linie ich. Der Name ist frei erfunden. Ich wollte meine Projekte in irgendeiner Weise abgrenzen, dafür musste ich „dem Kind“ ja einen Namen geben. Wenn ich eine Firma hätte, die diese Videoformate produziert, dann würde ich sie Blazin Tommy Media nennen. Das ist aber leider noch nicht der Fall, daher nenne ich nur meine Videoprodukte so.

Nach außen wirkt das auf mich schon sehr professionell. Hättest du nichts gesagt, wäre ich fest davon ausgegangen, dass es sich um eine Produktionsfirma handelt.

Das freut mich und das soll auch so sein. Idealerweise wird das Ganze dann auch mal eine Firma mit Mitarbeitern, die bezahlt werden können. Im Augenblick sind wir leider noch nicht so weit.

Es gibt auch Blazin Tommy als Musiker, unter anderem auf Soundcloud. Bist du Musiker?

Nein, Musiker bin ich auf gar keinen Fall. Ich mache die Songs aus Spaß und verwende Teile davon als Soundtracks für meine Videoformate. Die Tracks sind alle zu Hause entstanden. Sicherlich hätte ich Lust, das professioneller zu betreiben, aber dafür fehlt mir leider die Zeit.

Lass uns einen Blick auf deine Projekte werfen. In erster Linie interessiert mich die DEA. Wie kam es zu dieser Idee?

Das Logo, welches wir für die DEA, also die Drug Education Agency, verwenden, ist eigentlich eine Marke des Hauses Near Dark von Ernst Meerbeck. Es gab schon eine Bonglinie, Grinder, Aschenbecher und andere Produkte dieser Marke. Als ich das gesehen habe, kam mir sofort die Idee für ein psychonautisches Videoformat. Es passte einfach perfekt. Angelehnt an unsere ausgesprochenen Gegner, die „echte“ DEA, also die amerikanische Drug Enforcement Agency, fand ich die Bezeichnung „Drug Education Agency“ so genial, dass ich Ernst direkt vorgeschlagen habe, daraus ein Videoformat zu machen. Im Mai 2012 haben wir dann damit angefangen, feiern also demnächst unseren zweiten Geburtstag und sind mittlerweile bei fast 50 Folgen. Der Vorgänger war ein 2011 begonnenes Format namens Entheogen – das Magazin, doch das musste ich leider nach 24 Folgen wegen Differenzen mit den Auftraggebern einstellen.

Die Inhalte einer solchen DEA-Folge sind ja recht umfangreich. Machst du die Redaktion und die Produktion komplett selbst?

Ja, alles. Im Laufe der Zeit fand ich zum Glück viele fähige Mitarbeiter, die sich aufopferungsvoll ehrenamtlich engagieren und mir ihre Beiträge und Inhalte zur Verfügung stellen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ohne diese sich selbst ausbeutenden freiwilligen Kräfte wäre das Projekt nicht möglich.

Welcher Aufwand steckt hinter einer Folge der DEA?

Der Aufwand ist enorm. Mittlerweile hat sich zwar eine gewisse Professionalität in den Abläufen eingestellt, doch trotzdem arbeite ich an einer Folge eine komplette Woche lang. Zuerst muss ich einen Programmplan erstellen, dann wird dieser mit den Mitarbeitern und den Produzenten der Beiträge kommuniziert und schließlich müssen natürlich auch meine eigenen Moderationen in den Kasten. Alles in allem ist es ein Fulltime-Job. Die DEA erscheint alle 14 Tage, dazu kommt noch monatlich eine Folge Nachtschatten Television, und mit drei Sendungen im Monat bin ich ausgelastet.

Wie lässt sich das finanzieren?

Nur schwierig. Deswegen übe ich nebenher viele andere Tätigkeiten aus. Ansonsten könnte ich meine Familie nicht ernähren. In erster Linie schreibe ich für Magazine und veröffentliche Bücher. Dazu arbeite ich sehr umfangreich für den Nachtschatten Verlag, lektoriere, habe Werke von Ed Rosenthal, dem „Grow-Gott aus den USA“, übersetzt… allesamt Tätigkeiten im Rahmen meiner Fähigkeiten und innerhalb der Szene.

Bist du also hauptberuflich Schriftsteller und Journalist?

Ich bin hauptberuflich Psychonaut.

Warum hast du, obwohl du ja eher der „schreibenden Zunft“ angehörst, das Web-TV-Format gewählt und bringst kein eigenes Printmagazin heraus?

Während der ersten Jahre meiner Tätigkeit als Drogenforscher und Psychonaut musste ich, um meine Familie durchzubringen, auch in vielen anderen Bereichen arbeiten. Ich hatte schlicht und einfach noch keinen Namen in der Szene, um damit Geld zu verdienen. Während dieser Zeit habe ich mich als Journalist sozusagen „breit gemacht“ und viel für Mainstream-Medien gearbeitet. Dort konnte ich mir, unter anderem bei RTL, vielseitige Fertigkeiten aneignen. Eigentlich hatte ich in der Tat vor, einen gedruckten Titel herauszubringen, doch es gab schon so viele, und ich war überzeugt, dass niemand noch ein weiteres Printmagazin braucht. Es ist unfassbar schwer, in diesem Sektor Fuß zu fassen und sich zu etablieren. Also warum eigentlich kein Videomagazin? Ich war als Journalist für viele Zeitungen und Zeitschriften Tag für Tag auf der Straße. Irgendwann habe ich mich zum Videojournalisten schulen lassen und für die Mainstream-Medien Videos gedreht. Dann kam der Augenblick, an dem ich begann, das Ganze auf meine Thematik umzumünzen und etwas zu produzieren, was es so noch nicht gab.

Entspricht die Reichweite, die du aktuell mit deinen Produktionen erzielst (zwischen 2.000 und 12.000 Klicks pro Video) deinen Erwartungen?

Jein. Auf der einen Seite weiß ich, dass es schwierig ist, so etwas zu etablieren und bekannt zu machen. Das dauert seine Zeit. Realistisch betrachtet, rechne ich mit einem Zeitraum von fünf Jahren. Auf der anderen Seite freue ich mich natürlich, dass es doch schon relativ viele sind, die diese Magazine entdeckt haben, aber es sollte und müsste noch deutlich mehr werden.

Liege ich richtig mit der Annahme, dass die „Klickzahlen“ der Magazine, analog zu Print-Titeln, abhängig von den Headlines sind?

Auf jeden Fall. Hier befinde ich mich sozusagen gerade in einer Testphase. Zum Beispiel habe ich Titel ausprobiert, von denen ich dachte, sie könnten klappen, wie jetzt zum Beispiel in der letzten Ausgabe der DEA. Dort hatte ich den Titel „Christian Rätsch – in meinem Universum ist alles legal“. Das ist eher ein Titel für einen Zeitschriftenartikel, und er hat auch überhaupt nicht funktioniert. Das ging voll nach hinten los. Mit weniger als 2.000 Klicks nach vier Tagen rangierte die Folge am Ende der „Hitparade“. Daraufhin habe ich die Schlagworte in Koks, Psilopilze und Rätsch geändert, und auf ein Mal kommen die Klicks. Die Titelwahl ist also wirklich ausschlaggebend.

Wie würdest du die Wirkung deiner Aktivitäten im Netz mit der Wirkung von Live-Engagement wie zum Beispiel Paraden vergleichen? Was hat mehr Effekt beziehungsweise was wird stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

Der Vorteil liegt meiner Meinung nach bei den Videoformaten. Sie sind kostenlos, jederzeit von zu Hause aus abrufbar und haben über das Internet natürlich eine wesentlich höhere Reichweite. Zu einer Parade muss ich mich ja hinbewegen. Dazu kommt die Angst, dort möglicherweise „entdeckt“ zu werden oder in Konflikte mit Behörden zu geraten. Gerade Letzteres ist für viele Menschen ein Argument, nicht auf Paraden zu gehen. Und das kann dir zu Hause vor dem Bildschirm natürlich nicht passieren. Was gut funktioniert, ist die Kombination aus beidem. Genau das sehe ich als meine Aufgabe: Ich möchte den „Machern“ eine Plattform für ihre Live–Aktivitäten geben. Dabei bin ich als Person aber nicht wichtig. Ich bin ersetzbar. Wichtig ist die Plattform an sich und natürlich das Netzwerk.

Apropos Netzwerk: Ist die Szene untereinander gut vernetzt oder gibt es innerhalb der Gruppen Konflikte oder gar Neider, zum Beispiel wenn ein Vertreter des Hanfverbandes eine Million Euro gewinnt?

Zunächst einmal stellt es sich für mich so dar, dass es „die Szene“ nicht gibt. Für mich und meine Funktion im Leben gibt es zwei Szenen. Das eine ist die psychonautische Szene. Sie besteht aus all den Menschen, die sich in der Drogenforschung aufhalten, sich ernsthaft damit befassen und auf diesem Gebiet forschen. Das ist für mich die „echte Szene“. Dann gibt es noch die sogenannte Hanfszene. Die existiert meiner Meinung nach nicht. Das ist noch nicht einmal ein Verbund. Es sind einfach alle Menschen, die eine Affinität zu Cannabis haben, ob als Medizin, als Rausch- oder Genussmittel, als Rohstoff oder in welcher Art auch immer. Innerhalb dieser – okay, nennen wir es mal „Szene“ – gibt es ohne Ende Streitigkeiten, Neid und Missgunst, und zwar weil die „Hänflinge“ auch nur Menschen sind. Manche denken ja, die Hanfszene ist etwas Besonderes, sie wäre voller erleuchteter, geläuterter Menschen. Aber das ist nicht der Fall. Dort gibt es genauso viele tolle Menschen und auch Arschlöcher wie in der normalen Gesellschaft auch.

Szene oder nicht, momentan wird innerhalb dieser „Gruppierung“ ja wieder von einem Legalisierungsruck in Deutschland gesprochen, der laut Rollo Ebbinghaus alle sieben Jahre aufkeimt: Petitionen von Rechtswissenschaftlern, Legalisierung in den USA und so weiter. Und dennoch stand Steffen Geyer bei seiner „Cannabiskultour“ oft alleine auf der Straße. Woran hapert es?

Rollo hat auf jeden Fall recht: In regelmäßigen Abständen erwacht die Bewegung und ein Hype bläht sich auf. Ich glaube aber, dass der Ruck diesmal mit Sicherheit etwas zu bedeuten hat. Es verhält sich so wie bei dem vorherigen Vergleich der Formate „Video versus Parade“: Dass Leute von zu Hause aus einer Sache zustimmen, etwas „liken“ und mit einem Pseudonym Kommentare schreiben, gestaltet sich deutlich einfacher, als sich auf einer Cannabiskultour auf einen Marktplatz zu stellen und Gesicht zu zeigen. Das ist etwas ganz Anderes. Das trauen sich aufgrund der möglichen Repressionen die allerwenigsten. Ich denke aber, dass sich diesmal trotzdem einiges tun wird. Man könnte fast sagen, es entsteht ein morphogenetisches Feld. Immer mehr Menschen befassen sich auf positive Art und Weise damit, entwickeln eine positive Energie gegenüber der ganzen Hanf- und Drogenthematik. Deswegen glaube ich, dass auch immer mehr Menschen den Lügen der Prohibition keinen Glauben mehr zu schenken gewillt sind. Es wäre zu wünschen – und es sieht so aus – als ob der Ruck diesmal etwas nachhaltiger sein könnte. Aber es sah auch Mitte der Neunziger schon mal danach aus. Damals dachten alle: Jetzt ist es soweit, doch es folgte der tiefe Absturz. Wir haben immer noch – sogar mehr als je zuvor – die CDU-Regierung, und mit der wird sich das vermutlich nicht machen lassen. Jemand wie Angela Merkel darf einfach keine Kanzlerin sein. In den Köpfen der Menschen muss ein ausschlaggebendes Umdenken stattfinden. Solange das nicht der Fall ist, glaube ich nicht, dass sich in Deutschland politisch etwas zum Besseren ändern wird.

Meist bist du damit beschäftigt, Meinungen zu Themen wie Legalisierung und Drogenpolitik oder zu Sensationsmeldungen von deinen Interviewpartnern anzuhören. Heute möchte ich von dir gerne jeweils ein kurzes Statement zu ein paar Themen bekommen:

Tod durch Hanf

Gibt es nicht.

Cannabis als Medizin

Gibt es sehr wohl, ist außerordentlich sinnvoll und wichtig.

Coffeeshop im Görlitzer Park

Wäre ein guter Anfang.

Bong oder Tüte

Je nach Situation.

Cannabis Social Club

Wichtig.

Drogenführerschein

Noch wichtiger.

Welt ohne Drogen

Unmöglich.

Die Schweiz war ja in diesem Jahr Gastland auf der Buchmesse. Kannst du kurz deine Eindrücke aus Leipzig schildern?

Es war heftig. Heftig im positiven Sinne. Jeder, der behauptet, das Buch sei dem Tode geweiht, der hat keine Ahnung. Wir haben bei unserem Auftritt ja die „Nacht-Schatten-Seite“ der Schweiz repräsentiert. Der Nachtschatten Verlag hat die Giger-Ausstellung in Leipzig mitorganisiert, im Vorfeld der Buchmesse fand die Vernissage statt, und die Ausstellung dauert noch bis 13. Juni diesen Jahres. Es gab Vorträge zu Giger, unter anderem von Claudia Müller-Ebeling. Es gab Absinth-Vorträge von Roger Liggenstorfer, Chris Heidrich und Mathias Bröckers. Hans Cousto hat zum Thema „30 Jahre Nachtschatten Verlag“ referiert. Ein weiteres Highlight war die Vorstellung des Lucyʼs, ein neues Halbjahresmagazin des Nachtschatten Verlags, das zur Leipziger Buchmesse mit der Nullnummer erschienen ist. Es ist ein „Gesellschaftsmagazin für psychoaktive Zustände“ und thematisiert Drogenkompetenz und -bildung, aber auch Unterhaltung, Kunst und vieles andere. Zur Dreißigjahrfeier des Verlages erscheint die Nummer Eins. Wir hatten also ein volles, abwechslungsreiches Programm, und die Messe war ein absoluter Erfolg.

Wie bist du ursprünglich mit Cannabis in Berührung gekommen – beziehungsweise was war das Erste, das du über Cannabis wusstest?

Das Erste, was ich darüber wusste, war, dass ich es ausprobieren möchte. Das war mit Vierzehn. Überall kursierten schauerhafte Märchen über Cannabis, und auch meine Eltern warnten mich vor „diesen gefährlichen Leuten“ am Busbahnhof. Das wollte ich alles nicht glauben, im Gegenteil, es hat mich eher dazu animiert, genau diese Leute, das waren Punks, aufzusuchen.

Hattest du auch schon mal Ärger mit der Polizei wegen Cannabis beziehungsweise Drogen im Allgemeinen?

Nein, noch nie.

Gibt es abschließend noch eine Botschaft, die du unseren Lesern gerne mitteilen würdest?

Was wir in der Welt brauchen, ist die Vernunft. Die Prohibition fußt vor allem auf wirtschaftlichem Kalkül, auf politischen Interessen, aber nicht auf der Vernunft. Es ist wichtig, dass wir uns bei allem technologischen Fortschritt und bei all den positiven Dingen, die dieser mit sich bringt, trotzdem auf unsere eigentlichen Wurzeln zurückbesinnen. Diese liegen in der Natur. Wir, als Menschen, müssen uns wieder klarer darüber werden, dass auch wir, genau wie die Hanfpflanze, ein Teil der Natur sind. Und wenn das in den Köpfen der Menschheit angekommen ist, dann ist eine Diskussion über politische Repressionen und Prohibitionen hinfällig.

Vielen Dank, Markus, zum Abschluss noch einmal eine Übersicht deiner wichtigsten Projekte für die Leser und dir weiterhin viel Erfolg bei all deinen Aktionen!

Markus Berger
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Drug Education Agency DEA
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Nachtschatten TV
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