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Meskalin

Aldous Huxley und Pablo Picasso ließen sich von ihm inspirieren, im Schamanismus ist es als chemisches Prinzip des Pflanzengeists eines Kaktusgewächses seit Tausenden von Jahren bekannt – die Rede ist von Meskalin. Herzlich willkommen zu Teil 5 unserer Drogeninfo-Serie, die sich diesmal mit diesem klassischen psychedelischen Molekül auseinandersetzt. Klassisch ist Meskalin auf zweierlei Weise. Auf der einen Seite, weil es ein typisches Psychedelikum ist. Klassisch aber auch, weil es von allen natürlichen Halluzinogenen für unsere Wissenschaft eines der am längsten bekannten ist. Interessant an diesem Wirkstoff, der in diversen Kakteenarten zu finden ist, ist die Tatsache, dass er vom Wirkprofil her den Psychedelika vom Tryptamin-Typus sehr ähnlich ist, selber aber der chemischen Stoffklasse entstammt, zu der auch die Amphetamine gehören.

Natürlich ist auch der Meskalin-enthaltende Peyote-Kaktus ein Ur-Psychedelikum, keinesfalls aber das älteste, wie manche  glauben. Für unsere westliche Wissenschaft hat der Peyote als Halluzinogen eine Schlüsselrolle inne, weil er mit als erstes systematisch untersucht wurde. Indigene Entheogene wie Ayahuasca (Schamanentrank aus zwei psychoaktiven Gewächsen mit DMT und Beta-Carbolinen), Ololiuqui (Lysergsäureamid-haltige Windensamen) und viele andere sind aber sicherlich ebensolche Ur-Psychedelika, wie Lophophora es ist.

Nachgewiesen ist, dass der Peyote-Kaktus Lophophora williamsii seit vorgeschichtlicher Zeit auf dem amerikanischen Kontinent rituell verwendet wird – meistens in Form von Kreisritualen, den in der ethnografischen Literatur häufig beschriebenen Peyote-Meetings. Die ältesten Peyote-Buttons, die bisher gefunden wurden, sind ungefähr 6000 Jahre alt und kommen aus dem Gebiet des heutigen Texas. Von dort bis nach Mexiko zieht sich auch das Verbreitungsgebiet des Peyotl, der bis zum heutigen Tage glücklicherweise von einigen Indianern und entsprechenden Kirchen als heiliges Sakrament genutzt wird (bzw. genutzt werden darf), zum Beispiel von den Huichol-Indianern und von der Native American Church. Der Peyote ist ein undenkbar wichtiger Teil der traditionellen schamanischen Glaubenssysteme seiner indigenen Esser und damit von deren Leben – er dient als Sakrament, Entheogen, Heilpflanze, Ritualgewächs, Gottesmittler, ja er kann Gott selbst, den Großen Geist repräsentieren, er kann der Große Geist auch selber sein bzw. den Kontakt zum Schöpfer herstellen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ordneten Botaniker den Peyote-Kaktus nomenklatorisch ein, Louis Lewin und Arthur Heffter analysierten die Pflanze pharmakologisch und chemisch. Seitdem hat der kleine mächtige Kaktus die Gemüter erhitzt, die Künstler beeinflusst und die Wissenschaftler herausgefordert, so dass am Ende eine derart unüberschaubare Vielzahl an Publikationen um den Peyote entstanden ist, wie um kaum eine andere ethnobotanisch bedeutsame Pflanze zuvor.