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Cannabis Social Clubs gibt’s bei uns nur illegal

Spanien verfügt über Cannabis Social Clubs, deren Mitglieder in einer Art Kollektiv legal Cannabis für den Eigenbedarf und ohne kommerziellen Hintergrund anpflanzen dürfen. In Deutschland bestraft man Eigenbedarfs-Hanfbauern immer noch wie Dealer. Der Grund: Selbst eine Pflanze enthält oft mehr als die „Nicht-Geringe Menge“ von 7,5 Gramm THC und kann deshalb vor Gericht nicht mehr als Eigenbedarf angesehen werden, auch wenn der Richter dem Eigenversorger wohlgesonnen ist. Das hält jedoch immer weniger Menschen davon ab, ihr Gras selbst anzupflanzen.

Während die meisten still und heimlich Cannabis in ihrem Kämmerlein anbauen, haben sich in einer deutschen Großstadt ein paar Liebhaber der gepflegten Blüte gefunden und sich in einem – nennen wir ihn mal: „Nicht-registrierten Verein“ – zusammen getan. Ihr Club ist mit der derzeitigen Drogenpolitik überhaupt nicht zufrieden und hat sich entschieden zu handeln: Die Mitglieder bauen zusammen Gras nach dem Vorbild der spanischen Cannabis Social Clubs an, kein Gramm gelangt in den Verkauf. Anders als Spanien jedoch (noch) anonym und in einem so kleinen Rahmen, den man in Spanien wahrscheinlich nicht mal als Verein registrieren würde. Dort wäre es wohl Privat-Anbau in den eigenen vier Wänden. Bei meinem Besuch hatte ich die Gelegenheit, „Gründungsmitglied“ Jonny* während der Erntearbeiten ein paar Fragen stellen zu dürfen.

Was erntest du da gerade?

Ich habe gerade drei Pflanzen unserer Langblüher-Box geerntet. Da stehen unsere Leckereien, meist Sativas, die länger als 70 Tage brauchen. Das ist eine kleine, selbstgebaute Box mit einer 250 Watt Lampe, in der immer nur vier bis acht Pflanzen stehen. Von denen habe ich gerade drei Stück abgeschnitten: Zwei Skunk Haze und eine Haze-Mist. Die standen jetzt insgesamt 70 Tage, die anderen vier G13 x Amnesia Haze brauchen noch ein paar Tage. Daneben haben wir noch eine größere, 1m2 Homebox mit kurzblühenden Sorten, meist Indicas. Die sind aber gerade in der Dunkelphase und sowieso erst in der zweiten Blütewoche. In der großen Box hängt eine 600 Watt Lampe über 12 White Russians und 12 Ak-48. Wir sind ja eigentlich nur fünf bis sechs „Mitglieder“ und suchen die Sorten zusammen aus. In der kleinen Box kann sich jeder sein persönliches „Leckerchen“ aussuchen und bei der größeren entscheiden wir gemeinsam, was da reinkommen soll. Da wählen wir dann meist ein oder zwei Sorten, die auch einen hohen Ertrag haben, denn trotz unseres Privatier-Clubs und der beiden Growboxen könnte etwas mehr Gras da sein. Aber wir haben eben nicht mehr Platz als den kleinen Kellerraum hier. Wir würden gerne ein paar mehr Mitglieder, mehr Boxen und noch viel mehr Cannabis-Kultur um uns haben, aber uns geht ja jetzt schon der Stift. Immerhin könnte das ein schlecht gelaunter Staatsanwalt auch als Grower-Bande betrachten anstatt in uns zu sehen, was wir wirklich sind: Cannasseure und (deshalb) Selbstversorger. Darum haben wir neben dem Growraum ja auch unseren Clubkeller zum Chillen, Darten, Sorten-Verkosten und – wo alle am meisten drauf stehen – für die Erntedankfeste.

Wer ist wir?

Fünf sehr gute Freunde, eigentlich sechs. Aber der sechste ist gerade ein Jahr im Ausland beim Arbeiten. Früher haben wir oft zusammen gefeiert und gekifft, hatten aber keine ordentliche Connection und oft schlechtes oder auch gar kein Gras. Dann hat einer von uns angefangen, sich für Indoor-Anbau zu interessieren und in diesem Zuge in einer Fachzeitschrift was über Cannabis Social Clubs gelesen. Der meinte eines Abends, in Spanien dürften die schon anpflanzen und in Deutschland gäbe es auch schon welche. Wir haben dann im Netz gesehen, dass es in Deutschland zwar schon einen Haufen gibt, aber alle den Anbau von echtem Gras nur als Ziel haben und keiner richtig anpflanzt. Wir hatten aber jetzt Blut geleckt und wollten nicht warten. Wir wussten, dass eine Vereinsgründung der Sache an sich dienlich, unseren immer konkreter werdenden Anbauplänen aber eher hinderlich gegenüber wäre. Also haben wir im Hobbykeller eines Mitglieds bei einer Kiste Bier und ein paar Tüten eine inoffizielle Gründungsparty gefeiert, Kohle eingesammelt und davon im Abstellraum nebenan eine Homebox mit allem Drum und Dran aufgestellt. Dann haben wir einfach losgelegt und, während die erste Ernte reifte, den Raum nebenan zum Clubraum umgebaut. Mit Dartscheibe, Tischfussball, Chill-Ecke statt Biertheke, Heimkino, Rauchabzug, Bong, Vaporizer und Dab-Pfeifen. Sorry an die thcene-Leser, dass Ihr davon keine Fotos sehen könnt. Der Raum wird ab und zu auch von Nicht-Mitgliedern aus Familie und Nachbarschaft genutzt und hat deshalb einen Wiedererkennungswert, der an dieser Stelle noch unerwünscht ist.

Würdet ihr euch als „Kiffer-Clique“ bezeichnen?

Das klingt so abwertend, aber unser Weg begann klassisch: In jungen Jahren – der jüngste von uns war wohl beim „Erstkontakt“ 17 – kamen wir unabhängig voneinander erstmals in Berührung mit Cannabis. Wahrscheinlich war es irgendein Kraut von der Straße und vermutlich nicht mal wirklich gut, aber uns hat es gefallen und jeder von uns blieb dabei. Kennengelernt haben wir uns dann an der Uni, wo wir, besonders auf Partys, immer bei denen gestanden haben, die lieber gekifft als gesoffen haben. Deshalb sind wir vielleicht eine „Kiffer-Clique“. Aber der Begriff ist ziemlich negativ besetzt. Bei keinem von uns dreht sich das Leben ums Kiffen. Jeder geht einer Tätigkeit nach, keiner ist hauptberuflicher Kiffer. Der eine quarzt mehr, der andere weniger. Bis heute nutzt auch keiner von uns Cannabis zu medizinischen Zwecken, sondern rein für den Genuss daran. Wir haben uns lange über dunkle Kanäle und auf der Straße versorgen müssen und haben beim regelmäßigen Gras-Roulette auch oft verloren und totalen Müll oder sogar gestrecktes Gras bekommen. Auf die Idee, selbst zu growen, sind wir eigentlich viel zu spät gekommen. Stattdessen haben wir viel Energie in die vergebliche Suche nach besseren Dealern vergeudet.