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„Für mich ist Cannabis eine 1A-Arbeitshilfe“

Gerhard Seyfried lebt und arbeitet als Zeichner und Schriftsteller in Berlin, er war als Comiczeichner DER humorvolle Chronist der alternativen Hausbesetzer-Szene Westberlins und schuf in den 80er und 90er Jahren grandiose Comic-Klassiker wie „Freakadellen und Bulletten“ oder „Flucht aus Berlin“. Der geborene Münchner hat sich aber auch mit einer Reihe von Publikationen um den Hanf verdient gemacht und interessiert sich darüber hinaus besonders für deutsche Kolonialgeschichte und die Geschichte des deutschen Kaiserreichs. Nebenbei fotografiert er auch und hat daraus ein eher Seyfried-untypisches Bilderbuch gemacht, das als Schilder-Guerilla unlängst beim Westend Verlag erschien.

Dein aktuelles Buch heisst Schilder-Guerilla und ist zwar ein „Bilderbuch“, jedoch kein Comic – wie bist du auf die Idee gekommen, für dein neuestes Werk Fotos satirisch zu bearbeiten?

Wir haben schon in den siebziger Jahren immer mal wieder Wahl- oder Werbeplakate mit einem Filzstift optimiert – so ging das damals los. Dann war ich eine zeitlang in den Vereinigten Staaten und habe von dort viele Postkarten nachhause geschickt, die ich zuvor alle ein bisschen verändert hatte. Mit dem Stift oder einem Skalpell konnte man auch schon vor Photoshop eine ganze Menge machen. Aber mit Photoshop vervielfachten sich dann auch meine Möglichkeiten der Bildbearbeitung und so wurde aus dem anfänglichen Hobby irgendwann mehr und ich begann, viele Fotos selbst schon mit gewissen Hintergedanken zu schießen. Manchmal habe ich direkt eine Idee zu einem Motiv, das mir irgendwo begegnet. Dann wird das Foto geschossen und danach habe ich es auch immer ziemlich eilig – dann will ich daheim an den Photoshop-Rechner. Und kurz darauf wird dann das Ergebnis auf meine Facebook-Seite gestellt. Solche Bilder landeten schon oft auf meiner Facebook-Seite – ohne dass ich auf die Idee gekommen wäre, daraus ein Buch zu machen. Vor einem Jahr stellte ich dann fest, dass sich da schon über 100 satirische Bilder angesammelt hatten und als ich das dem Westend Verlag gegenüber erwähnte, entstand kurz darauf die Idee zu Schilder-Guerilla. Mir gefiel die Idee auch, denn es wäre ja traurig, wenn es diese Bilder einzig und allein auf Facebook gäbe.