Satiretrieb-(01)

Allein fehlt mir der Glaube

In Zeiten religiös motivierten Terrors sollte eigentlich jeder mal kurz innehalten und sich die Gretchenfrage stellen: „Wie hältst Du es eigentlich mit der Religion?“

Nun, das erste Mal, dass ich mit einem Glauben in Berührung kam, war im Alter von 7 Jahren. Da ist eines Tages plötzlich mein Opa gestorben, den ich bis dahin für den nettesten Opa der Welt hielt. Aber nette Opas machen sich nicht einfach aus dem Staub – und schon gar nicht werden sie zu Staub. Wie soll das gehen? Sind wir hier bei David Copperfield?

Aber eines Tages sagte meine Mutter zu mir den Satz: „Opa ist gestorben“. Worauf ich sie fragte: „Was heißt das?“ Worauf sie mir erklärte: „Nun, er ist eingeschlafen und wacht nie mehr auf.“ Worauf ich sie fragte: „Wie? Nie mehr? Was soll das heißen: Nie mehr?“

Und das war eine Frage, die mich so schnell nicht mehr losließ, denn neben dem verstörenden Gefühl einer Lücke, die sein Tod bei mir auslöste, gab es da noch eine andere verstörende Erkenntnis, nämlich, dass das Ableben meines Opas auch Rückschlüsse auf meine eigene Sterblichkeit in Gang setzte. Und das im Alter von 7 Lenzen. Eigentlich liest man bei solchen Filmen immer den Warnhinweis: „Nicht geeignet für Kinder unter 10 Jahren.“

Denn normalerweise spielte man in diesem Alter gerne mal Cowboy und Indianer, wie man es Sonntags nachmittags im Fernsehwestern sah, und wenn man sich dann abknallte, stand man hinterher wieder auf und trank eine Limonade. Aber liegen bleiben und nie mehr aufstehen, das war so nicht vorgesehen. Also, da werde ich mich mal mit dem Jugendschutz unterhalten müssen.