California Dreamin’ - ist der Traum von einer blühenden Hanfindustrie schon vorbei?

California Dreamin’ – oder ist der Traum von einer blühenden Hanfindustrie schon vorbei?

Seit Kalifornien Cannabis legalisiert hat, ist Gras an der ganzen Westküste der USA für Erwachsene frei erhältlich. Medizinalhanf ist für Patienten bereits seit zwei Jahrzehnten durch Ärzte zugänglich, aber erst seit das neue Gesetz am 1. Januar 2018 in Kraft getreten ist, ist nun endlich auch der Freizeitkonsum legal. Damit endet die fast 50jährige Prohibition von Cannabis – die 1970 mit dem „Controlled Substances Act“ begann – auch im Sonnenstaat der USA. Die Cannabis-Szene boomt derzeit wie keine andere, ein “grüner Rausch” ist im vollen Gang und alle wollen ein möglichst großes Stück vom Hanfkuchen abhaben. Dabei treffen leidenschaftliche Ganja-Farmer (die Cannabis schon seit Jahrzehnten im Verborgenen angepflanzt haben) auf windige Kapitalisten, die das ganz große Geld wittern.

Der „Controlled Substances Act“ führte zur Gründung der Drug Enforcement Agency (DEA) und dem Beginn des “Kriegs gegen die weltweite Bedrohung durch tödliche Drogen aller Art” wie der ehemalige Präsident Richard Nixon den “War on Drugs” rechtfertigte, der von ihm begonnen und allen seinen Nachfolgern fortgeführt wurde und katastrophale soziale Folgen hatte. Diese verfehlte ideologische Politik trägt die Schuld an dem Aufstieg mächtiger und mörderischer Drogenkartelle, militärischen Konflikten und sozioökonomischen Problemen in einem bisher unbekannten Ausmaß. Allein in den Vereinigten Staaten sitzen zurzeit 2.3 Millionen Menschen hinter Gittern, davon etwa 500.000 wegen dem Besitz und Handel mit Cannabis (von meist nur geringen Mengen) und anderen illegalen Drogen. Aber wie schon Bob Dylan sang: “The times, they are changing” – und die Zeiten ändern sich rasant.

Kalifornien galt schon immer als der Staat der USA, wo der Pioniergeist der Siedler am lebendigsten ist. Hier wurde Cannabis 1913 sowohl als erstes kriminalisiert und 1996 dann – zumindest für Medizinalhanf-User – wieder legal. In den späten 60er und Anfang der 70er Jahre zog es die ersten Grower in die Berge und Täler Nordkaliforniens. Eine ganze Generation folgte dem Lebensmotto “Turn on, tune in, drop out” des Wissenschaftlers und LSD Gurus Timothy Leary und erschuf die damalige Gegenkultur und Hippie-Bewegung. Besonders im sogenannten “grünen Dreieck” (Mendocino, Humboldt und Trinity) wuchsen und blühten von da an jährlich Hunderttausende von Cannabis-Pflanzen. Wegen des Verbots erzielten die Grower von damals – nach heutigen Standards – selbst für Gras durchschnittlicher Qualität exorbitante Preise und finanzierten sich so ein Leben außerhalb der gesellschaftlichen Norm.

Im grünen Rausch

Die Legalisierung für den medizinischen Gebrauch Mitte der 90er Jahre und die damit verbundene Lockerung der Regulierungen für den Anbau sorgte für einen massiven Anstieg der Zahl von Leuten aus allen Ecken der USA, die nach Kalifornien zogen, um hier ihr Glück zu suchen. Der erste “green rush” zog aber auch eine Menge zweifelhafte Typen in das grüne Dreieck – Menschen auf der Suche nach schnellem Geld, ohne Erfahrungen bei der Pflanzenzucht oder in der Landwirtschaft sowie kriminelle Banden aus Mexiko oder der ehemaligen Sowjetunion trafen hier auf etablierte, kleine Familienbetriebe ehemaliger Hippies, die hier seit Jahrzehnten ihr Gras kultivierten.

Das veränderte die lokale Szene und Kultur gewaltig. Kleine, versteckten Guerilla-Plots mit wenigen hundert Pflanzen, die von wenigen Growern gehegt und gepflegt wurden, wurden von riesigen Plantagen mit zehntausend Pflanzen abgelöst, auf denen Substrate und Düngermittel mit Baggern bewegt wurden und aus deren Sound-Systemen dabei laute Musik schallte. An den kleinen Tankstellen bildeten sich lange Schlangen von Pick-Up-Trucks die Tausende Liter Treibstoff für die Generatoren zum Betrieb von Wasserpumpen in unzählige Kanister „tankten“. Angezogen von der Hoffnung auf das ganz große und schnelle Geld wurde aus einer Untergrundbewegung am Rande der Gesellschaft ein boomender Geschäftszweig.

Die USA sind nun mal das Land der Superlative und deshalb ist hier alles immer etwas größer: Häuser, Supermärkte und Mc-Menüs – das alles gibt’s in XXL. Und so verwundert es auch nicht, dass die neue Regelung in Kalifornien den hier ansässigen Medizinalhanf-Patienten erlaubt, jeweils bis zu 99 Pflanzen (!) anzubauen. Diese für hiesige Zustände extrem hohe Zahl reichte den Growern, die ihr Gras auf dem Schwarzmarkt verkauften, aber nicht aus und so wurden die illegalen Hanffelder trotzdem immer größer und größer – bald umfassten sie mehrere tausend Cannabis-Pflanzen. Das zog die allzeit wachsamen Augen des Gesetzes auf sich und schon bald kreisten die Helikopter der Drogenbehörde DEA über den grünen Guerrilla-Plantagen. Big Brother hatte die sich ausbreitende, wilde Hanf-Grower-Szene ins Visier genommen.

Doch die Grower ließen sich davon – zumindest anfangs – nicht abschrecken, ganz im Gegenteil. Statt (wie noch vor der “99 Pflanzen”-Regel) versteckt im Schatten von Bäumen und in tiefen, unzugänglichen Tälern anzubauen, wurden nun große Terrassen mit Bulldozern an Berghängen angelegt, wo sich die Hanfstauden unter freiem Himmel und bei vollem Sonnenlicht frei entfalten konnten. Das – und der Einsatz moderner Anbaumethoden und ertragssteigender Dünger – führte dazu, dass die Ernten extrem gesteigert werden konnten. Hatte eine Outdoor-Hanfpflanze vorher durchschnittlich ein Kilo Blüten geliefert, steigerte sich dieser Ertrag nun um das Doppelte und oft brachten die Pflanzen auch noch mehr auf die Waage. Bei einem durchschnittlichen Kilopreis von 3.000 US-Dollar machten die Ganja-Farmer in wenigen Monaten sehr, sehr viel Geld – ganz ohne dabei ein allzu großes Risiko einzugehen.

Kein Wunder, dass es immer mehr Leute mit einem Spaten in der einen und einem Beutel Hanfsamen in der anderen Hand nach Kalifornien in das grüne Dreieck zog, die das Geld auf den Hanffeldern wachsen sehen wollten. Aber auf jeden Boom folgt auch immer ein Bust. In Kalifornien gibt es ca. 68.120 Grower und die Cannabis-Industrie soll im Jahr 2020 so um die 16 Milliarden Dollar erwirtschaften. Schon jetzt produzieren die Hanf-Farmer fünfmal mehr Cannabis, als im Staat konsumiert wird und Experten erwarten, dass das bis zu 12-fache in naher Zukunft im Sonnenstaat wachsen wird. Das hat schon jetzt zu einem erheblichen Preiseinbruch geführt. Grower bekommen durchschnittlich “nur” noch 1.000 Dollar für ein Kilo potenter Hanfblüten.

Von dieser Entwicklung sehen sich nun vor allem kleine Familienbetriebe betroffen, die „nur“ einige hundert, hochqualitativer Pflanzen anbauen. Auf einem Markt, der aktuell von Out- und Indoor Gras überschwemmt ist, können sich jetzt nur noch die Farmer behaupten, die die wirklich allerbesten und harzreichsten Blüten produzieren.

Die guten alten Zeiten

Im Kampf gegen die Guerrilla-Grower und ihre Hanf-Plantagen setzten die Hüter des Gesetzes vermehrt Hubschrauber ein, mit denen sie in die Bergtäler flogen, um Tausende Hanfstauden zu vernichten und deren Züchter festzunehmen. Die Grower steckten ihre horrenden Gewinne nun zunehmend in die Verbesserung der Infrastruktur ihrer Hanfproduktionsstätten und heuerten für die Ernte noch mehr Landarbeiter an, um schneller fertig zu werden. Dabei wurden auf der Durchreise befindliche Arbeitskräfte aus anderen US-Staaten und dem Ausland bevorzugt. Oft herrschen auf Cannabis-Farmen strenge Regeln, die es den Erntehelfern z.B. verbieten, die Plantagen während ihres Aufenthalts zu verlassen oder mit Außenstehenden über ihre Arbeit zu reden.

Dafür wurde die Erntearbeit aber auch sehr gut bezahlt. Im Durchschnitt konnte man (neben freier Kost und Logie) über 600 Dollar pro Kilo geernteter und sauber manikürter Blüten verdienen. Und natürlich mussten die Früchte der Arbeit auch ausführlich getestet werden – auf den Farmen wurde gedampft was das Zeug hält. Diese Tatsache zog Scharen von vor allem jungen Leuten, darunter viele Neo-Hippies und Reisende in die grünen Täler Kaliforniens, die sich hier in einigen Wochen und teilweise über mehrere Monate eine goldene Nase und so den Rest des Jahres finanzierten. Heutzutage können Erntehelfer von solch paradiesischen Bedingungen nur träumen, auch wenn auf der ein oder anderen Kleinfarm sicher noch ähnliche Zustände herrschen.

Der illegale Status vieler Hanf-Farmen brachte aber teilweise auch große Risiken mit sich und die gingen bei weitem nicht nur von den Drogenfahndern der DEA in ihren tiefliegenden Hubschraubern aus. Zur Erntezeit war es nicht ungewöhnlich, dass maskierte und bewaffnete Banden die Farmen überfielen, ganze Plantagen abernteten und unter Androhung von Gewalt auch noch massenhaft gebunkerte Geldscheine mitnahmen. Denn die Gewinne aus den Verkäufen von tonnenweise Gras lagerten die meisten Grower bar, versteckt auf ihrem Land und nicht auf der Bank. Eine weitere Gefahr ging von großen (in Kalifornien nicht unüblichen) Bränden aus und so mangelt es auch nicht an Geschichten, bei denen die Hanfgärtner ganze Felder und all ihr Geld in den meterhohen Flammen eines Feuersturms verloren und sich die Träume vom schnellen Reichtum ebenso schnell in Rauch und Asche auflösten.

Mittlerweile hat sich durch die jahrelange Deregulierung und die Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum in dieser Beziehung sehr viel geändert. Die Ganja-Farmer stellen nun immer seltener reisende Hippie-Kids mit hohen Lohnvorstellungen ein und setzen lieber auf illegale Einwanderer (vor allem aus Mexiko), die hier im Vergleich zu früher für einen Hungerlohn arbeiten und auch nicht in den Genuss der frisch geernteten Hanfblüten kommen. Und anstatt das Geld in Marmeladengläsern oder Benzintonnen zu vergraben, wird es nun brav zum Steueramt und zur Bank getragen.

Die Gewinnspannen, die es gab als Cannabis noch illegal war und die den grünen Rausch auslösten, gehören der Vergangenheit an und seit Cannabis an allen Enden und Ecken unter der Sonne Kaliforniens wächst und das Angebot die Nachfrage deutlich übertrifft, sind die Preise pro Kilo eben nicht mehr so hoch wie sie einmal waren.

Von dieser Entwicklung sehen sich vor allem Kleinfarmer betroffen, die nur wenige hundert Pflanzen ziehen und die um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können einen höheren Preis erzielen müssen, als ihn der kalifornische Markt hergibt. In dieser Situation verkaufen Grower ihre Buds oft illegal über die kalifornische Staatsgrenze in US-Bundesstaaten, wo Gras noch illegal und die Preise dementsprechend hoch sind. Dabei gehen die Farmer natürlich ein großes Risiko ein, vor allem wenn sie das Gras selber über die Grenze schmuggeln. Denn dann brechen sie Bundesgesetze und riskieren dabei, ihre Besitztümer zu verlieren, für viele Jahre ins Gefängnis zu wandern und dann auch noch Geldstrafen in Millionenhöhe zahlen zu müssen.

Dabei sollte man doch eigentlich denken, dass die Legalisierung von Cannabis eine gute Entwicklung für die Ganja-Grower bedeuten sollte – oder?

Nicht mehr im Verborgenen operieren zu müssen, keine illegalen Verkäufe unter dubiosen Umständen an kriminelle Banden und alles zu einem fairen Preis auf einem offenen Markt. Schließlich kann man die Früchte seiner Arbeit jetzt doch direkt an die vielen Abgabestellen (die sogenannten „Dispensaries“) verkaufen, oder?

Eine der vielen Hürden (die Cannabis-Farmer jetzt nehmen müssen) ist die Steuerverordnung. In Kalifornien wird Cannabis mit einer Grundsteuer von 15 % besteuert und bis die Hanfblüten schließlich beim Endkunden ankommen können darauf bis zu 35 % zusätzliche Steuerkosten erhoben werden. Die Dispensaries – von denen viele mittlerweile wie Fast-Food-Restaurants à la McDonalds als Franchise operieren – bevorzugen Cannabis, das sie in großen Mengen und zu einem entsprechend niedrigen Preis kaufen können, anstelle des teureren Grases von Kleinfarmen, dessen Qualität möglicherweise besser ist als die der Durchschnittsware aus den riesigen Gewächshäusern, die überall in Kalifornien aus dem Boden geschossen sind. Früher brachten ein paar Pflanzen durchschnittlicher Qualität genug Geld, um ein gemütliches Leben (fernab vom “American way of Life”) zu ermöglichen – doch nach der Legalisierung mussten sich viele Grower nun plötzlich neu orientieren.

Ein anderes, sehr großes Problem für die auswuchernde kalifornische Cannabis-Industrie stellt der steigende Wassermangel im Sonnenstaat dar. Die Auswirkungen des sich zur Katastrophe für die Zivilisation entwickelnden Klimawandels haben dazu geführt, dass Kalifornien von den schlimmsten Trockenperioden und Feuersbrünsten heimgesucht wird, seit man Daten zur Entwicklung des Klimas sammelt.

Konkurrenzdruck

Um heutzutage am hart umkämpften kalifornischen Cannabis-Markt zu bestehen, müssen die Grower nicht nur große Mengen qualitativ hochwertiger Blüten zu möglichst günstigen Preisen anpflanzen, sondern auch allerhand Tests (z.B. auf Schimmel-, Düngerrückstände und die Belastung von giftigen Pflanzenschutzmitteln, THC- und CBD-Werte sowie Terpen-Profile) bestehen und dabei möglichst 100 % organischen Anbau betreiben. Das ist bei weitem kein einfaches Unterfangen und selbst dann ist man noch weit davon entfernt, erfolgreich ein legales Hanfgeschäft zu betreiben. Denn nach der Ernte will die erfolgreiche und profitable Vermarktung organisiert werden. Viele Grower könnten von einem Abschluss in Marketing oder einem MBA auch deshalb sehr profitieren. Die Zeiten, in denen es nur auf einen möglichst “grünen Daumen” ankam, sind längst vorbei. Auch wenn es einem schwerfallen mag das zu glauben – in Kalifornien entwickelt sich Cannabis gerade von einem zuvor illegal produzierten, sehr begrenzten und deshalb sehr begehrten Nischenprodukt zu einem in großen Mengen kultivierten Agrarprodukt.

Guerrilla-Grower ohne Lizenz (die nach wie vor unerlaubt growen und keine Steuern zahlen) befürchten, dass sie die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen, sollten sie erwischt werden. Denn jetzt, wo es so viele kommerzielle und registrierte “brave” Produzenten gibt, können sich die Behörden ganz auf die Verfolgung der meist kleinen, illegalen Ganja-Farmer konzentrieren.

Neue Modelle

Es besteht kein Zweifel, dass sich die Cannabis-Kultur mit der Legalisierung zum medizinischen Gebrauch und Freizeitkonsum extrem und rasant verändert hat und dass diejenigen, die vom grünen Rausch profitieren wollen, neue Wege beschreiten und innovativ denken müssen, damit der Markt nicht nur von den Big Playern bestimmt wird. So versucht z.B. das Unternehmen “Flowkana” beste Praktiken aus der kalifornischen Cannabis-Szene mit denen der Start-Up-Mentalität aus dem visionären Silicon Valley zu vereinen. “Flowkana” setzt bei der Produktion ihrer Hanfblüten auf die natürliche und endlose Energie der Sonne und das Know-How langjähriger Grower, die Cannabis schon angebaut haben als das Ganze noch höchst illegal war. Diese Grower kennen sich mit den zahllosen Sorten und deren besonderen Anforderungen aus und wissen, wie man das beste Gras unter natürlichen Bedingungen in großen Mengen aufzieht. Bei „Flowkana“ läuft alles vom Setzen der Samen und Stecklinge in die Erde, über die Ernte, das Abpacken, den Vertrieb an die Abgabestellen und den Verkauf an den Endkonsumenten in eigener Regie. Aktuell arbeitet das Unternehmen mit über 40 erfahrenen Cannabis-Farmen zusammen, die ausschließlich die natürliche und organische Produktpalette anbauen. Auf der Website von „Flowkana“ heißt es: “Wir sind sehr stolz darauf, dass wir das erste Unternehmen sind, das organisches, unter freiem Himmel und Sonnenlicht gezogenes Cannabis von kleinen familiären Landwirtschaftsbetrieben aus Mendocino County und South Humboldt (zwei für ihr exzellentes Cannabis berühmte Regionen Kaliforniens) anbietet. Wir sind zuverlässige Partner für Hanf-Farmer, die die Zucht von Cannabis als Kunst verstehen und helfen ihnen dabei, ihre exklusiven und limitierten Ernten qualitativ hochwertiger Hanfblüten auf den Markt zu bringen.”

Unternehmen wie “Flowkana” übernehmen dabei die besten Geschäftsmodelle anderer Bereiche wie z.B. der Produktion und dem Vertrieb von Nahrungsmitteln. In den letzten Jahren hat sich auch eine florierende und rasant entwickelnde Start-Up-Szene rund um Cannabis entwickelt. Die Daten von Cannabis werden vom Samen bis zum Endprodukt registriert und ausgewertet. Dabei kommen diverse Apps, Computermodelle und moderne Tools zum Einsatz. Ähnlich rasant entwickelt sich die Technologie rund um den Anbau von Cannabis. LED-Lampen, Bewässerungssysteme, Dünger und diverse Pflanzen-Booster sind nur einige der Technologien, die sich mit atemberaubender Geschwindigkeit entwickeln. Auch bei der Produktentwicklung fällt es schwer, den Überblick zu behalten. In Staaten, in denen der medizinische Gebrauch von Cannabis und dazu auch der Freizeitkonsum legal ist, gibt es mittlerweile Tausende von THC- und CBD-haltigen Hanfprodukten. Neben den altbewährten, natürlichen Hanfblüten, den verschiedenen Varianten von Haschisch und hochkonzentrierten Extrakten wie BHO (Butane Hash Oil) gibt es Nahrungsmittel (von der Hanfschokolade über Gummibärchen bis hin zur psychoaktiven Hanfsamenbutter), Kosmetika und nahezu unzählige Artikel für die Behandlung von Schmerzen und anderen Beschwerden.

Teilweise kann die Entwicklung sogar so schnell gehen, dass eine Innovation innerhalb kürzester Zeit von einer anderen abgelöst wird. So sehen viele Abgabestellen in Kalifornien ihre Existenzgrundlage bedroht, seit der Cannabis-Kurier Dienst “Eaze” – dem “Uber” der Cannabis-Welt – auf dem Markt erschienen ist. Einfach die App aufs Smartphone laden, Konto einrichten und schon kann man aus dem riesigen Angebot bequem und von überall bestellen, muss dabei nicht mal vom Sofa aufstehen und kann sich das Gras per Kurier schicken lassen und sich so den “anstrengenden” Weg zur nächsten Dispensary sparen. Ganz wie im Gras-Schlaraffenland…

Fazit

Auch wenn es sicher immer eine Nische für limitiertes und dabei mit Liebe und Sorgfalt gezogenes Cannabis von Kleinfarmen geben wird, gehört ein großer Anteil des Geschäfts in Zukunft sicher den mächtigen industriellen Playern, die sich ihren Anteil mit Investitionen in die Infrastruktur und einer entsprechend großen Produktion sichern können. So hat “Flowkana” jüngst ein ehemaliges Weingut gekauft und baut dieses zu einer All-in-One-Produktionsstätte um. Auf der 30 Hektar großen Farm wird in Zukunft auf einer Fläche von 8.000 Quadratmetern nicht nur Connaisseur-Cannabis unter freiem Himmel und in Gewächshäusern wachsen, sondern auch zu unzähligen THC-haltigen Produkten weiterverarbeitet und vertrieben werden. Dabei entsteht hier u.a. auch ein Bildungsinstitut, an dem man alles Wissenswerte zum Anbau und über den Gebrauch von Cannabis lernen kann.

Nachdem die Alkohol-Prohibition der 30er Jahre beendet wurde, dauerte es ca. zwei Jahre bis der Schwarzmarkt frei von illegal gebrautem “Moonshine” war und die kriminellen Banden (die vorher Millionen an dem illegalen Fusel verdient hatten) keine nennenswerten Profite mehr machen konnten. So ähnlich wird es wohl auch mit Cannabis sein: Auf der einen Seite ist es ein Segen und schon lange an der Zeit, dass den kriminellen Kartellen die Grundlage für ihre Geschäfte mit Cannabis durch die Legalisierung entzogen wird. Andererseits wäre es schade, wenn das gleichzeitig bedeuten würde, dass auch leidenschaftliche Ganja-Farmer, die Cannabis seit Generationen angepflanzt haben, um sich so ein Leben fernab von der Gesellschaft und ihren Zwängen erlauben zu können, ihre Lebensgrundlage verlieren würden.

Hoffentlich setzen sich nachhaltige Modelle (wie das von “Flowkana”) in Zukunft durch und realisieren so den Traum einer fairen, ökologischen und nachhaltigen Cannabiskultur, die nicht nur profit- und konsumorientiert ist.