The Body Detoxer - (m)ein persönlicher Selbstversuch

The Body Detoxer – (m)ein persönlicher Selbstversuch

Selbsttest-Steckbrief: Ende 40. 92 kg. 1,91m groß. Männlich. Cannabis-Patient aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung und aus dem schönen Bayernland, welches ich zur Zeit nur aus dem Fenster und bei einsamen Spaziergängen betrachten darf. Irgendwie wirkt Corona ja auch wie ein großer Detoxer für unsere Welt, unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft, unser Zusammenleben. Und unsere Freizeitgewohnheiten – es kursiert der Witz, dass die Regierung nun schnell Cannabis freigeben will, damit die Leute Zuhause auf der Couch bleiben. Schön wär’s. Und richtig wär’s. Ist aber leider doch nur ein Witz…

Stichworte: Detoxer und Cannabis – oder THC und Führerschein. Ein richtiges Aufregerthema, weil ungerecht ohne Beispiel. Es ist schlichtweg eine Sauerei, dass man für einen Joint oder in meinem Fall für ein paar Züge am nikotinfreien Vaporisator bestraft wird, welche Tage oder Wochen zurückliegen. Jeder Cannabis-User weiß, dass man nach einer Tüte am frühen Abend am nächsten Tag glockenklar im Kopf ist – im Gegensatz zum Alkoholkonsum. Kein Hangover, keine angespannten Nerven, keine schlechte Laune. Aber logischer Menschenverstand, Gerechtigkeit oder einfach nur Gleichbehandlung ist bei diesem Thema seit Jahrzehnten nicht zu erkennen. Im Gegenteil – die Fallzahlen und der Verfolgungsdruck steigen. Nach Hip-Hop-Konzerten oder Festivals macht die Polizei (in normalen Zeiten) fette Beute unter jungen Leuten. An allen Ausfallstraßen stehen Polizeikontrollen und es wird im Akkord gepinkelt. Es ist eine regelrechte Industrie rund um das Thema THC und Führerschein entstanden. MPUs, Psychologen, Fahrschulen und Führerscheinstellenbeamte, die plötzlich mit unverhältnismäßiger Macht ausgestattet werden und Karrieren oder Existenzen zerstören können. Und natürlich die Polizei, welche harmlose Kiffer ganz einfach mit einem Urintest drangsalieren kann. Als Zeichen des polizeilichen Eifers gibt es jedesmal einen kleinen Zeitungsbeitrag oder ein News-Häppchen im lokalen Blatt oben drauf, falls mal wieder eine „pönalisierte Drogenfahrt“ (heißt wirklich so im Polizei-Jargon) entdeckt wird. Das ist dann für Viele ein Grund zum Feiern – außer für den aufgegriffenen Delinquenten. Viele Auszubildende mussten so den geselligen Joint von der Party oder das Feierabend-Tütchen bitter bereuen – teilweise sogar mit Kündigung der Lehre und einem Abdriften in schlechtere Verhältnisse verbunden. Dabei ist doch niemandem gedient, wenn ein unauffälliger junger Grasliebhaber (der sein Leben und seine Schule gut auf die Reihe bekommt) zwar Koma-Saufen mit harten Alkoholika bis zur Notaufnahme praktizieren darf – aber ein paar Brösel Cannabis führen zur gesellschaftlichen Ächtung. Bei Licht betrachtet ist das ein unglaublicher gesellschaftlicher Wahnsinn.