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Der Preis der Wahrheit 

Um seine Freiheit wiederzuerlangen, musste sich Julian Assange schuldig bekennen. Für ihn und seine Familie war das Ende seiner Haft natürlich eine Erlösung, für die Pressefreiheit bedeutet sein Schuldspruch allerdings nichts Gutes. „Wenn das Aufdecken von Verbrechen wie ein Verbrechen behandelt wird, dann werden wir von Verbrechern regiert“, meinte Edward Snowden einst dazu. Gerade deshalb werden WikiLeaks oder andere Plattformen sich auch in Zukunft weiterhin für Wahrheit, Transparenz und Medienfreiheit einsetzen müssen…

Es war die beste und wahrscheinlich auch überraschendste Nachricht des Jahres: Am 24. Juni wurde Julian Assange nach mehr als fünf Jahren aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London entlassen. In der THCENE 3/24 hatte ich unter dem Titel „Journalismus als Verbrechen“ noch darüber geschrieben, dass die US-Regierung weiterhin an der Auslieferung von Assange festhielt, durch die ihm eine lebenslange Haftstrafe gedroht hätte. Gleichzeitig wurde im Hintergrund aber ein Deal zwischen dem amerikanischen Justizministerium und Assanges Anwälten ausgehandelt. Demnach musste sich der WikiLeaks-Gründer im Anklagepunkt der Spionage schuldig bekennen, dafür wurden ihm die vergangenen fünf Jahre Haft als Strafe anerkannt. Es ist ein Kompromiss, dem Assange in Freiheit nie so zugestimmt hätte – aber immerhin auch der Abschluss eines jahrelangen Martyriums, das ihm psychisch und körperlich immer mehr zugesetzt hatte.

Der „Plea Deal“ mit dem US-Justizministerium wurde in einer Gerichtsverhandlung auf den Marianeninseln im Pazifik besiegelt, die offiziell mit zum Territorium der USA gehören. Nachdem er sich dort für schuldig bekannt und die fünfjährige Strafe akzeptiert hatte, die er bereits abgesessen hatte, verließ er den Gerichtssaal als freier Mann – nach knapp 14 Jahren, die er seiner Freiheit beraubt war.