Verantwortlich für den heftigen Hanfgeruch (der von Cannabisfreunden geliebt, von Cannabisgegnern dagegen verpönt oder gar gehasst wird) sind die sogenannten Terpene, die zu den
sekundären Pflanzenstoffen zählen. Sie werden nicht nur von der Hanfpflanze gebildet, sondern von fast allen Pflanzen und sind in deren Blüten, Blättern, Früchten, Rinden und Wurzeln zu finden. Aber Cannabis ist eine Pflanze, die besonders viele Terpene und auch besonders viele verschiedene Terpene bildet.
Chemisch zählen Terpene zur Gruppe der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Das chemische Grundgerüst der Terpene bildet (einfach oder mehrfach) der ungesättigte Kohlenwasserstoff Isopren. Manche Terpene gehören zur Gruppe der Alkohole, andere sind beispielsweise Aldehyde oder Ketone. Sie prägen maßgeblich den Duft von aus Pflanzen gewonnenen ätherischen Ölen. Zu den bekanntesten Terpenen zählen Alpha-Pinen und Limonen, denn sie sind in vielen verschiedenen handelsüblichen Produkten enthalten – etwa in Parfüms, Pflegecremes oder diversen Reinigungsmitteln. Das alte Hausmittel Terpentin mit einem sehr hohen Gehalt an Alpha-Pinen (gewonnen aus Kiefern, Fichten und anderen Nadelbäumen) trägt sogar den Begriff „Terpen“ direkt in seinem Namen. Andere Pflanzen, die besonders viele Terpene produzieren, sind beispielsweise Zitrusgewächse wie Zitrone und Orange, Lemongras, Thymian (und andere mediterrane Kräuter), Geranien, Lavendel, Bergamotte, Rosen, Kümmel und Pfefferminze. Apropos Pfefferminze: Sie ist neben Cannabis die einzige mir bekannte Pflanze, die mit ihren zahlreichen Sorten eine derartige Vielfalt an aromatischen Akzenten bietet: Es gibt zum Beispiel Orangenminze, Zitronenminze, Apfelminze, Ananasminze, Bananenminze, Erdbeerminze,
Basilikumminze und Schokominze – und all diese Minzsorten riechen tatsächlich verblüffend deutlich nach dem jeweiligen Geruchsattribut im Namen. Möglich ist dies dank des Gehalts einer sehr großen Anzahl von unterschiedlichen Terpenen, die jeweils enthaltenen Mengen prägen in ihrer Kombination das
jeweilige Terpenprofil und somit den individuellen Geruch mit solch spezifischen Ausprägungen. Das ist bei Pfefferminze genauso wie bei Cannabis. In manchen Dispensaries in den USA gibt es daher auch „Terpen-Stationen“, an denen man den Geruch einzelner Terpene in Reinkultur riechen kann. Wie ich selbst erlebt habe, kommt einem bei keinem einzigen dieser einzelnen Terpendüfte unweigerlich der Duft von Cannabisblüten in den Sinn. Weil es eben die Kombination einer äußerst hohen Anzahl unterschiedlicher Terpene ist, die den typischen Grundgeruch von Cannabis prägt – und dazu noch besondere individuelle aromatische Töne. Es gibt tausende verschiedene Terpene, wobei einige von ihnen in der Pflanzenwelt mit Abstand am häufigsten und in den größten Mengen vorkommen. Die Cannabispflanze soll in der Lage sein, weit über hundert verschiedene Terpene zu produzieren. Bei Pfefferminze ist die Zahl der enthaltenen unterschiedlichen Terpene nicht genau eingegrenzt, es müssen hier aber ebenfalls sehr viele sein. Cannabis und Pfefferminze – die Terpenkönigin und die Terpenprinzessin unter den Pflanzen!