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Grischas Cannabishandel im DDR-Grenzgebiet


Ein bisschen Weed, eine Reise nach Afghanistan und ein (finanzielles) DDR-Wunder aus Bayern sind nur drei der Zutaten, die Jakob Heins neuen und herrlich abgedrehten Roman über einen Milliardencoup so lesenswert machen. Die Geschichte um Grischa, einem der entspanntesten Helden der aktuellen deutschen Unterhaltungsliteratur, führt uns kurz vor der Wende zurück in die DDR, in der man bereit war, für Westgeld so ziemlich alles zu machen. Sogar Haschisch im Niemandsland zwischen der DDR und der BRD zu verkaufen…

Als Grisha als frisch gebackener Absolvent der „Hochschule für Ökonomie Bruno Leuscher“ von Gera nach Berlin in eine Neubauwohnung zieht, hofft er auf ein aufregendes Berufsleben in der Staatlichen Planungskommission der DDR. Er wird aber nur der „Abteilung Afghanistan“ zugeteilt – das kleine sozialistische Bruderland hat gerade einen Vertrag über die Freundschaft und Zusammenarbeit mit der DDR unterzeichnet. Nur hat Afghanistan leider nichts, was für die DDR von Interesse wäre, dementsprechend wenig gibt es für Grischa und seine Abteilung zu tun. Er solle sich (laut seinem direkten Vorgesetzten) daher mit „kunstvollem Warten“ vertraut machen, einem wesentlichen Bestandteil seiner zukünftigen Tätigkeiten. Allerdings hat Grischa trotzdem eine ziemlich geniale Idee, wie man gewisse landwirtschaftliche Produkte, die es in Afghanistan durchaus zu finden gibt, zur Zufriedenheit und zum finanziellen Vorteil für beide Länder nutzen kann. Denn die DDR braucht dringend harte (westliche) Devisen – und wie diese in die ostdeutsche Heimat kommen sollen, dazu hat Grischa eine zündende Idee. Sein Chef wäre zwar nicht im Traum darauf gekommen, dass ausgerechnet der schüchterne Assistent seiner Plankommission zu Subversion neigt und einen zugegebenermaßen ziemlich genialen Plan ausgeheckt hat, wie die DDR an eine ganz neue, überraschend gut sprudelnde
Finanzquelle gelangen kann. Vielleicht lag es ja daran, dass Grischa einen etwas eigenwilligen Filmgeschmack hat, in dem sich amerikanische Drogenmafia-Thriller mit sozialistischen Heldenepen kreuzen? Grischas Chef kommt jedenfalls aus dem Staunen nicht mehr raus – und mit ihm staunen bald auch alle möglichen greisen Minister im Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Am meisten staunt allerdings kurz darauf der Polizeichef von Westberlin, als sich am Grenzübergang Invalidenstraße tumultartige Szenen abspielen – und zwar auf der aus seiner Sicht falschen Seite. Hunderte junge Leute wollen plötzlich ganz dringend nach drüben, in den Osten – und kurz darauf sind dann alle wieder superfröhlich zurück. Als schließlich die Bundesregierung in Bonn Wind von der Sache bekommt, wird die Lage langsam brenzlig, und in diesem Moment macht dann der Osten dem Westen ein Angebot, das er einfach nicht ablehnen kann…