Die einen halten ihn für einen narzisstischen Möchtegern-Diktator, die anderen sehen in ihm den Retter Amerikas. Acht Jahre nach seiner ersten Kandidatur polarisiert der mittlerweile mehrfach vorbestrafte Donald Trump noch immer die USA und die internationale Öffentlichkeit. Vielleicht wird er Ende des Jahres sogar noch einmal US-Präsident. Dabei war bis vor kurzem gar nicht klar, ob er überhaupt wieder zur Wahl zugelassen wird.
Am 5. November wählen die Amerikaner mal wieder einen neuen Präsidenten – oder besser gesagt: einen alten. Denn bisher sieht alles nach einem Rematch zwischen Joe Biden und Donald Trump aus. Weder die Demokraten noch die Republikaner haben es geschafft, einen neuen Kandidaten mit ernsthaften Siegeschancen aufzustellen. Dabei waren Biden und Trump schon im Wahlkampf 2020 mehr als angeschlagen – der eine gesundheitlich, der andere juristisch. Vier Jahre später sieht die Lage für die beiden nicht besser aus. Ganz im Gegenteil.
Inzwischen äußern auch immer mehr Demokraten Zweifel, ob ihr „Sleepy Joe“ überhaupt noch fit genug für eine zweite Amtszeit ist. Mit 81 Jahren ist er der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA, und er machte bei seinen Auftritten in letzter Zeit immer öfter einen verwirrten, mitunter sogar senilen Eindruck. Der 77jährige Trump erscheint dagegen gesundheitlich etwas stabiler, war dafür aber in den letzten Monaten in zahlreiche Gerichtsprozesse verstrickt. Mittlerweile wurde er unter anderem wegen Vergewaltigung, Immobilienbetrug und auch im Schweigegeld-Prozess um die Porno-Darstellerin Stormy Daniels schuldig gesprochen. Bisher ging es nur um Geldstrafen – ob Trump vor der Wahl im November noch in einer Gefängniszelle landet, ist fraglich. Seine Anwälte haben gegen die Urteile bereits Berufung eingelegt.
Der eine Kandidat ist also reif fürs Seniorenheim, der andere bereits in mehreren Fällen vorbestraft – ziemlich deprimierende Aussichten für das angeblich noch immer mächtigste Amt der Welt. Entsprechend schwach ist auch die Begeisterung vieler Amerikaner, gerade jüngere Wähler wünschen sich eine Alternative. Dennoch klammern sich die Demokraten weiterhin an Joe Biden, denn nur ihm wird derzeit ein Wahlsieg gegen Trump zugetraut. Schließlich hat er es beim letzten Mal auch geschafft. Zwar wird darüber spekuliert, ob er in den nächsten Monaten nicht doch noch durch die Vizepräsidentin Kamala Harris oder den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom ersetzt wird (die „Democratic National Convention“ findet erst Ende August statt), beide scheinen aber nicht die nötigen Mehrheiten hinter sich versammeln zu können. Nein, Biden müsste vor der Wahl schon tot umfallen, damit ein neuer Kandidat der Demokraten noch eine Chance hat.