Heute werde ich einmal nicht direkt von einem Besuch aus einem illegalisierten Hanfgarten berichten. Nicht, weil es aus den Indoorgärten dieser Welt nichts mehr zu berichten gäbe, sondern weil der Garten in Form eines anonymen Briefes zu mir gekommen ist. Jan* hat mir eine Art kleines Tagebuch geschickt, das mit einem ersten Gedanken an einen Heimlich-Garten beginnt und mit der Verkostung seiner selbstgezogenen Buds endet. (*Name von der Redaktion geändert)
Tag 0: Ich hasse die Rennerei nach etwas Ordentlichem zu rauchen. Seit meine Connection und sein Versorger erwischt worden sind, ist es eine Zumutung geworden, halbwegs gutes Gras zu organisieren. Ich bin ja mit meinen sechs Gramm die Woche nicht unbedingt ein Extremkiffer – ein Tütchen, wenn die Kinder im Bett sind, am Wochenende werden es vielleicht auch mal zwei. Die vergangen Jahre lief das mit meinem privaten Fachverkäufer alles so problemlos, dass ich den illegalen Status von Anbau und Verkauf des grünen Krauts schon fast vergessen hatte.
So ist meine über Jahre hinweg zuverlässige Hanfquelle erst einmal eine ganze Weile nicht erreichbar, über eine andere verfüge ich nicht. Im Freundeskreis kiffen viele gar nicht oder haben ihr Gras auch dort bezogen, wo ich eingekauft habe. Ich habe jetzt eine ganze Woche gebraucht, um über abenteuerliche Wege an fünf Gramm mittelschlechtes Gras für zehn Euro/Gramm zu kommen. In der Woche ist mein abendlicher Nikotinkonsum von null auf drei Zigaretten angestiegen. So geht es auf keinen Fall weiter.
Tag 12: Der wirklich nette Kundenberater im Laden hat mir ein schönes Komplett-Set, das es für 500 Euro im Angebot gab, zusammengestellt und unauffällig verpackt. Wir haben das Gesamtpaket ein wenig nach meinen individuellen Wünschen und Bedürfnissen modifiziert. Samen haben die ja leider nicht, aber ich fliege nächste Woche in einen Kurzurlaub nach Spanien. Insgesamt bin ich die 600 Euro fast losgeworden, hoffentlich geht der Aufbau jetzt auch problemlos vonstatten.
Tag 23: Mit 25 bestens versteckten feminisierten Critical+-Samen von der spanischen Seedbank Dinafem lande ich unbehelligt auf deutschem Boden und mache mich noch am gleichen Abend ans Werk. Die teuren Hanfnüsse keimen jetzt am Fensterbrett in drei feuchten Taschentüchern – so, wie es im Buch beschrieben steht.
Tag 30: Alles wird gut. Hoffe ich wenigstens, denn bisher sehen alle gesund aus, sind ungefähr drei Zentimeter groß und bekommen jeden Tag ein paar Stöße aus der Sprühflasche. Von den drei Blindgängerinnen liegen zwei immer noch bewegungslos am Boden, die dritte ragt jetzt mit beiden Blättern aus der Hülle, sieht aber jetzt schon ein wenig schwächlich aus. Sollte das so bleiben, werden alle drei böse enden.