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Biologisch Growen – Für Dich und Deine Umwelt

Der biologische Anbau von Nutzpflanzen – ganz gleich, ob diese als Nahrungs-, Genuss- oder als Heilmittel vorgesehen sind – erfreut sich einer stetig wachsenden Beliebtheit, was den ganzheitlich denkenden Gärtner kaum verwundert, birgt der Verzicht auf Kunstdünger, synthetische Pestizide und Co. doch eine beachtliche Vielzahl gesundheitlicher, ökologischer und ethischer Vorteile. Die wichtigsten davon sind:

  1. Mehr Sicherheit für Gärtner und Verbraucher.
  2. BIO-Produkte sind nahezu frei von gesundheitsschädlichen Rückständen chemischer Pflanzenschutzmittel und folglich gesünder.
  3. BIO-Produkte riechen und schmecken signifikant besser und stärker.
  4. Beim Anbau von BIO-Produkten wird das ökologische Gleichgewicht nicht gestört und das Abwasser nicht mit Chemikalien belastet.

Letztlich kann der BIO-Grow sowohl dem sich selbstversorgenden Klein- als auch dem kommerziell tätigen Großgärtner empfohlen werden. Letzterer scheut sich jedoch bisweilen noch häufig vor einer biologischen Anzucht seiner Pflanzen und greift weiterhin auf konventionelle Dünge- und Pflanzenschutzmittel zurück, was explizit damit zusammenhängt, dass er in Folge eines BIO-Grows geringere Ernten und damit einhergehend finanzielle Einbußen befürchtet. Vielmehr ist es aber so, dass – in Folge optimaler Anbaubedingungen – sogar das Gegenteil eintreten kann, sprich: Die Ernte wird üppiger ausfallen und der Gärtner für seine Mühen belohnt. Ein weiteres Argument, das von einigen konventionell arbeitenden Weed-Bauern immer wieder angeführt wird, ist, dass ihre Produkte wesentlich potenter seien, als solche, die biologisch angebaut werden. Doch auch dieses Argument kann getrost in die Schublade der unwahren Legenden gesteckt werden. Fakt ist nämlich, dass BIO-Gras in vielen Fällen sogar eine höhere Potenz aufweist als konventionelles Gras, was spekulativ möglicherweise dadurch erklärt werden kann, dass biologische Nährstoffsysteme den Pflanzen ein viel breiteres Spektrum wichtiger Elemente zur Verfügung stellen, als es der Kunstdünger vermag, der im Grunde genommen nichts anderes ist, als ein simpel zusammengesetztes Gemisch aus überlebenswichtigen Makro- (Stickstoff [N], Phosphor [P], Kalium [K] u.a.) und Mikronährstoffen (Eisen, Magnesium, Zink u.a.). Zahlreiche Spurenelemente, die in natürlichem BIO-Dünger enthalten sind – etwa Kobalt, Natrium oder Nickel – kommen in konventionellen Düngemitteln für gewöhnlich nicht vor. Vielleicht macht genau das den kleinen aber deutlich spürbaren Unterschied aus.

Pflanzenjauchen als BIO-Dünger und effektiver Pflanzenschutz

Eine aus Pflanzenteilen hergestellte Jauche enthält – neben einer Vielzahl sonstiger Stoffe – reichlich Stickstoff und Kalium, so dass es naheliegend erscheint, eine solche als milden, ungefährlichen und organischen Nährstofflieferanten einzusetzen. Gleichzeitig verfügen einige Pflanzenjauchen über präventive Wirkeigenschaften bezüglich eines Pilz- oder Insektenbefalls, was bedeutet, dass sich ihr Einsatz sogar doppelt lohnt. Folgende Pflanzen eignen sich beispielsweise hervorragend zur Herstellung einer Jauche, auch in Kombination zueinander. Die meisten davon gedeihen in Europa als Wildpflanzen und können in der Natur mühelos und reichlich vorgefunden werden, häufig sogar in der unmittelbaren Umgebung des Gartens:

Ackerschachtelhalm

Botanischer Name: Equisetum arvense
Verbreitung: Asien, Europa, Nordamerika
Vorkommen: Äcker, Brachland, Moore, feuchte und lehmige Wiesen, Teichränder
Verwendete Pflanzenteile: Sommertriebe
Funktion: Allgemeines Pflanzentonikum, hilft gut bei einem Blattlaus- oder Mehltaubefall, ferner verbessert Ackerschachtelhalm-Jauche die Bodenqualität.

Baldrian

Botanischer Name: Valeriana officinalis
Verbreitung: Asien, Europa
Vorkommen: Feuchte Wiesen, Bach- und Flussufer
Verwendete Pflanzenteile: Blüten
Funktion: Baldrian-Jauche fördert die Wachstums- sowie die Blühfähigkeit, schützt präventiv vor Pilzerkrankungen und verbessert die Bodenqualität, daneben eignet sie sich zum Aktivieren und Beschleunigen von Kompostier-Prozessen. Ein aus den Blüten gewonnenes Extrakt kann – zwecks Geruchsbindung – sämtlichen Pflanzenjauchen beigefügt werden.

Basilikum

Botanischer Name: Ocimum basilicum
Verbreitung: Afrika, Asien, Südeuropa u.a. In Mitteleuropa wird die Pflanze aufgrund ihrer Frostempfindlichkeit sehr häufig als Topfpflanze kultiviert.
Vorkommen: Warme und sonnige Standorte mit humusreichen, sandigen und lehmigen Böden.
Verwendete Pflanzenteile: Kraut
Funktion: Basilikum-Jauche wirkt vorbeugend gegen einen Blattlaus-, Spinnmilben- und Weiße Fliegen-Befall. Es eignet sich hervorragend für Zimmer- oder Gewächshauskulturen.

Beinwell

Botanischer Name: Symphytum officinale
Verbreitung: Asien, Europa
Vorkommen: Bachufer, feuchte Wiesen, Wegränder
Verwendete Pflanzenteile: Blätter
Funktion: Beinwell-Jauche enthält Stickstoff, Kali und Phosphor und eignet sich als allgemeines Pflanzentonikum sowie als Düngemittel; besonders gut in Kombination mit der Brennnessel.

Brennnessel

Botanischer Name: Urtica dioica (Gr. Brennnessel), Urtica urens
(Kl. Brennnessel)
Verbreitung: weltweit
Vorkommen: Brachland, Flussufer, Wegesrand, Wiesen
Verwendete Pflanzenteile: Kraut
Funktion: Brennnessel-Jauche ist der Klassiker unter den Jauchen. Sie enthält Stickstoff, Kalium, Phosphor, Eisen, Kieselsäure, Magnesium sowie zahlreiche Spurenelemente. Eingesetzt werden kann Brennnessel-Jauche als Dünger, allgemeines Pflanzentonikum sowie als biologisches Mittel zur Abwehr von Pflanzenschädlingen (unverdünnt).

Löwenzahn

Botanischer Name: Taraxacum officinale
Verbreitung: Asien, Europa, Nordamerika
Vorkommen: Brachland, Schutthalden, Wegesrand, Wiesen
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten
Funktion: Löwenzahn-Jauche fördert einen gesunden Pflanzenwuchs und ist gut für die Blüte- und Fruchtentwicklung, außerdem verbessert sie die Bodenqualität.

Rainfarn

Botanischer Name: Tanacetum vulgare
Verbreitung: Weltweit
Vorkommen: Brachland, Wegesrand, Wiesen
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten
Funktion: Rainfarn-Jauche hilft der Pflanze bei einem Blatt- oder Schildlaus-, Spinnmilben- oder Mehltaubefall, besonders effektiv in Kombination mit Ackerschachtelhalm und/oder Wermut.

Schafgarbe

Botanischer Name: Achillea millefolium
Verbreitung: Asien, Europa, Nordamerika
Vorkommen: Wegesrand, Wiesen
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten
Funktion: Schafgarben-Jauche eignet sich aufgrund ihres hohen Kaliumgehalts zum einen als Nährstofflieferant, zum anderen stärkt sie die Pflanze präventiv gegen einen Pilz- oder Insektenbefall.
Weitere, zur Herstellung einer Pflanzenjauche geeignete Arten sind zum Beispiel Borretsch (Borago officinalis), Giersch (Aegopodium podagraria), Kamille (Matricaria chamomilla), Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus), Knoblauch (Allium sativum), Meerrettich (Armoracia rusticana), Orangen (Citrus sinensis), Wermut (Artemisia absinthium) und Zwiebel (Allium cepa) – nur, um ein paar denkbare Beispiele zu geben.

Und so geht’s:

Am unkompliziertesten ist es, die verwendeten Pflanzen locker in einen großen Eimer oder ein kleines Fass zu geben und vollständig mit Regenwasser zu übergießen. Das Mischungsverhältnis für die meisten Pflanzen beträgt 1:10, also 1 Kilogramm Pflanzenmaterial und 10 Liter Wasser. Die angesetzte Jauche wird nun 2 bis 3 Wochen ziehen gelassen und muss täglich mindestens einmal gründlich umgerührt werden. Sobald sich an der Wasseroberfläche Bläschen oder ein Schaum bilden, weiß der Gärtner, dass die Gärung der Jauche begonnen hat. Etwa eine Woche später, wenn die Bläschen wieder verschwunden sind, ist die Jauche gebrauchsfertig. Nicht wundern: Es ist völlig normal, dass eine Jauche ein sehr gewöhnungsbedürftiges Aroma entwickelt, welches sich allerdings mit der Zugabe von Steinmehl und/oder Baldriantropfen ein Stück weit neutralisieren lässt. Zur allgemeinen Stärkung der Pflanze wird einmal wöchentlich – im Verhältnis 1:50 – etwas Jauche ins Gießwasser gegeben. Ist die Jauche hingegen zur Vertreibung pflanzenschädigender Insekten vorgesehen, wird sie stärker konzentriert (1:10 bis 1:20) und direkt auf die befallenen Pflanzenteile gespritzt.

BIO-Dünger aus dem Pflanzenhandel

Infolge des BIO-Trends wurden zahlreiche neue Dünger entwickelt, die unter der Zusatzbezeichnung „BIO“ auf den Markt gebracht und entsprechend beworben werden. Es sei jedoch jedem potenziellen Käufer solcher Produkte dringend ans Herz gelegt, den Angaben auf der Verpackung bezüglich Herkunft und Zusammensetzung höchste Beachtung zu schenken. Viele der als „BIO“ deklarierten Düngemittel sind tatsächlich alles andere als biologisch. Dem BIO-Dünger aus China für 1,99 Euro aus dem Supermarkt sollte beispielsweise mit höchster Skepsis begegnet werden. Andere BIO-Dünger hingegen sind von autorisierten Stellen geprüft und zertifiziert und können mit gutem Gewissen erworben und eingesetzt werden.

Biologische Schädlingsabwehr mit Neem-Öl

Das aus den Samen des Neembaums (Azadirachta indica) gepresste Öl ist das wohl bekannteste BIO-Mittel zur Abwehr von Pflanzenschädlingen. Das Öl hilft sowohl präventiv als auch akut bei einem
Insekten-, Läuse-, Milben- oder Pilzbefall, was in erster Linie auf den Inhaltsstoff Azadirachtin zurückgeführt werden kann; ferner auf die Verbindungen Meliantriol, Nimbidin und Salannin.
Wichtig ist, dass Neemöl niemals pur sondern immer nur in starker Verdünnung mit Wasser (1:100) verwendet wird. Daneben ist ein sogenannter Emulgator von Nöten, beispielsweise Sojalecithine, damit sich das Öl besser lösen kann. Ansonsten ist bei der Verwendung von Neemöl unbedingt darauf zu achten, dass die Lösung – die es übrigens auch gebrauchsfertig im Baumarkt zu kaufen gibt – nicht gegossen, sondern gespritzt wird, zwecks Prävention üblicherweise in Abständen von vier Wochen, bei einem akuten Befall öfter.

BIO-Substrat selbst herstellen

Ein qualitativ hochwertiges Substrat – welches nicht dadurch charakterisiert ist, dass es besonders teuer ist, sondern dadurch, dass es mikroorganismisch lebt – ist einer der grundlegenden Faktoren für erfolgreiches Gärtnern. Wer sich ein solches Substrat selbst herstellen möchte, spart Geld und hat absolute Sicherheit über die Inhaltsstoffe, er braucht aber vor allem eines: Den Zugang zu frischem Kompost. Wie sich ein solcher herstellen lässt, kann an dieser Stelle nicht in aller Ausführlichkeit behandelt werden. Fakt ist jedoch, dass es zum Kompostieren – entgegen der häufigen Annahme – keinen großen Platz im Garten braucht. Es existieren auf dem Markt inzwischen eine ganze Reihe diverser Kompostiertonnen, die problemlos auf dem Balkon oder der Terrasse platziert werden können und das Kompostieren zum Kinderspiel werden lassen – vorausgesetzt natürlich, dass sich der Gärtner im Vorfeld das grundlegende Basiswissen diesbezüglich aneignet.

Grundsätzlich gilt, dass der bei zahlreichen Garten- und Blumenfreunden beliebte Torf in einem BIO-Substrat nichts zu suchen hat. Ökologisch betrachtet ist der Einsatz von Torf als Additiv für Pflanzenerde höchst problematisch. Torf kommt nämlich ausschließlich in Mooren vor und bei seinem Abbau ist es unvermeidlich, dass das ökologische Gleichgewicht der Moorlandschaften irreversibel gestört wird. Eine Vielzahl von Pflanzen- und Tieren ist in Folge des massenhaft stattfindenden Torfabbaus bereits vom Aussterben bedroht, weshalb jeder Grower, der sich aktiv an der Erhaltung der Moorlandschaften beteiligen möchte, auf den Einsatz jedweder Torfprodukte verzichtet. Also: Keine mit Torf versetzte Blumenerde und keine Torf-Quelltöpfe verwenden. Eine Alternative zu Torf sind zum Beispiel
Kokosfasern. Sie stammen zwar nicht aus regionaler Herkunft und dürfen daher nur bedingt als BIO bezeichnet werden, sie haben aber den Vorteil, dass die Natur beim Abbau nicht zerstört wird. Bei den Kokosfasern handelt es sich nämlich um ein ohnehin anfallendes Produkt der Kokosnussernte, welches in der Funktion eines Nährmediums für Pflanzen eine definitiv sehr sinnvolle Form der Weiterverwendung findet.

Und so geht’s:

Eine selbst hergestellte Erde, die sich gleichermaßen für die Anzucht sowie die Vegetation einer Pflanze eignet, setzt sich primär aus drei Komponenten zusammen:
• Ausgereifte und krümelig gesiebte Komposterde
• Gartenerde
• Füllstoffe (z.B. Kies, Sand oder Perlite)
Alle drei Komponenten werden zu jeweils einem Drittel gründlich gemischt und mehrmals sorgfältig durchgesiebt. Danach ist die Erde gebrauchsfertig. Zwecks einer besseren Luft- und Wasserdurchlässigkeit ist es optional möglich, das Substrat mit Kokosfasern zu versetzen. Ob eine Beigabe eines organischen Düngers, wie zum Beispiel Holzasche, Hornspäne, Guanopulver, Wurmmist etc. erfolgt, oder ob im späteren Wachstumsverlauf verstärkt auf Pflanzenjauche gesetzt wird, liegt im Ermessen sowie der Präferenz des Gärtners.

Wichtig: Ist das selbst gemischte Substrat als Anzuchterde vorgesehen, dann sollte es vor seinem Einsatz, zwecks Sterilisation, im Backofen bei rund 200 °C erhitzt werden.

Weidenwasser als biologogische Bewurzelungshilfe

Weidenwasser ist eines der effektivsten Bewurzelungsmittel und hervorragend für die Stecklingsanzucht geeignet. Weidenäste enthalten hohe Konzentrationen an Bewurzelungshormonen – daher wachsen sie auch zügig an, nachdem sie in die Erde gesteckt wurden – welche sich problemlos herauslösen und für die Stecklingsvermehrung nutzen lassen. Gärtner, die sich einen permanenten Nachschub frischer Weidenäste wünschen, pflanzen sich ratsamerweise eine Weide (Salix spp.) im Garten an. Die Vorteile von Weidenwasser sind, dass es einfach und unkompliziert herzustellen ist, nichts kostet und zu 100% biologisch ist. Die Nachteile, welche mit Blick auf die Vorteile allerdings kaum ins Gewicht fallen, sind zum einen etwas Arbeit bei der Herstellung und die kurze Haltbarkeit, zum anderen hat Weidenwasser einen etwas unangenehmen Geruch.

Und so geht’s:

Zur Herstellung von Weidenwasser werden ausschließlich junge Triebe verwendet, die am besten im Frühjahr geerntet werden, denn dann sind die höchsten Konzentrationen an Bewurzelungshormonen verfügbar. Zunächst werden die dünnen Äste vollständig von Blättern befreit und im Anschluss in kleine, etwa 2cm lange Stückchen geschnitten. Diese werden in einen Eimer oder einen anderen Behälter gegeben und vollständig mit zimmertemperiertem Wasser übergossen. Nach zwei Tagen wird die Flüssigkeit abgesiebt, und fertig ist das Weidenwasser.

Jetzt kann das Weidenwasser dazu verwendet werden, um das Anzuchtsubstrat zu befeuchten. Bevor die frisch geschnittenen Stecklinge jedoch ins Substrat gesteckt werden, sollten sie zunächst für zwei Stunden mit der Schnittstelle in das Weidenwasser getunkt werden, so dass sie sich ein wenig vollsaugen können. Danach werden die „Steckis“ eingepflanzt und die folgenden Tage mit dem Weidenwasser gegossen. Innerhalb von ein bis zwei Wochen sollten sich die ersten Wurzeln ausgebildet haben. Insgesamt hält sich Weidenwasser ungefähr zwei Wochen, danach sollte es nicht mehr verwendet werden.

Fazit

In Anbetracht der zahlreichen Vorteile des BIO-Growings sollte jeder Gärtner, der sich selbst, seinen Mitgeschöpfen und Mutter Erde etwas Gutes tun möchte, versuchen, (falls er es nicht schon getan hat) den konventionellen Kurs zu ändern und den biologischen Weg einzuschlagen. Alles andere ist – zumindest mittel- bis langfristig gedacht – nichts anderes als Selbstmord, so dass zu hoffen bleibt, dass „BIO“ eines Tages nichts Besonderes mehr ist, sondern zum Alltag eines jeden Gärtners und Verbrauchers gehört. BIO ist die Zukunft!