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Der grüne Weg

In Deutschland erlebt Cannabis zur Zeit mehr oder weniger eine große Akzeptanz und gesellschaftliche Toleranz, was sicherlich auch mit der Entwicklung und Freigabe als Medizin zusammenhängt. Gefühlt kiffen mehr Menschen denn je, und uns ist allen klar, dass neben den ganzen Homegrowern, welche ihr Umfeld mitversorgen, doch eine Vielzahl von größeren „Gärten“ von kommerziellen Cash-Croppern existieren müssen. Dass Menschen, welche hauptberuflich tausende Cannabispflanzen züchten, auch nur Menschen sind, habe ich im April in Berlin erleben dürfen. Dort traf ich auf der International Cannabis Business Conference (ICBC) auf einen Grower namens Kayla und bekam die Gelegenheit mit ihm über seinen Job und sein Leben als Cannabiszüchter im Untergrund zu sprechen.

Wenn ich hätte raten müssen, was Kayla beruflich macht, hätte ich auf Berufsschullehrer getippt. Ein gestandener Mann in seinen Fünfzigern, Brille und Karohemd, gebildet und sympathisch. Allerdings lernte ich ihn morgens um neun Uhr vor dem Maritim in Berlin kennen, wo er einen dicken Hashjoint rauchte. Sofort kamen wir ins Gespräch und stellten uns gegenseitig bei Gras und Haschisch vor. Eigentlich bin ich kein großer Haschisch-Fan, aber von seinem habe ich die ganzen drei Tage nicht genug bekommen. Woher es kam, erfuhr ich erst mit der Zeit, denn natürlich packte Kayla nicht umgehend über seinen äußerst interessanten Hintergrund aus. Am ersten Abend saßen wir irgendwann draußen mit ganz vielen anderen Gleichgesinnten, kifften und lachten, als die Frau vom ICBC-Veranstalter Alex Rogers uns fragte, ob wir nicht Lust hätten in der Präsidentensuite abzuhängen. Natürlich sagte da keiner Nein. Wir waren keine fünf Minuten oben, da hatte Kayla bereits eine Menschentraube von 20 Leuten um sich, die alle mal an seinem Haschjoint ziehen wollten. Der Geruch zog die Leute an und für diesen Abend musste ich Kayla teilen. Meine größte Befürchtung war, dass am nächsten Tag das ganze leckere Hasch verbraucht sein würde. So was, erfuhr ich am nächsten Tag, passiert ihm aber nicht. Der gute Mann war gut ausgestattet, und bevor wir auf die Afterparty gingen, haben wir uns nochmal zu einem Interview zusammengesetzt.