Das Internet ist eine Schlangengrube – voller Hass, Fake News und Verschwörungstheorien. So hört man es zumindest immer wieder von überforderten Politikern und Journalisten. Dabei imaginieren sie sich gerne digitale Gegner herbei, die es eigentlich gar nicht gibt. Wie glaubhaft sind die immer wiederkehrenden Geschichten über Social Bots und feindliche Troll-Armeen?
Frage: Was haben die Brexit-Abstimmung in Großbritannien, der Wahlsieg von Donald Trump in den USA und die Plagiats-Debatte um Annalena Baerbock kurz vor der Bundestagswahl hierzulande gemein? Die Antwort ist so schlicht wie ergreifend: An allem sollen die Russen schuld sein. Im Zweifelsfall auch die Chinesen. Genauer gesagt, deren verlängerter Arm, die „Social Bots“. Russen-Bots oder Chinesen-Bots also. Feindliche Troll-Armeen sollen das sein, ferngesteuerte Meinungsroboter aus den Reichen des Bösen, die uns unsere schöne westliche Demokratie kaputt machen wollen. So naiv das klingt, so naiv ist wohl auch der Glaube daran. Denn es fällt auf, dass diejenigen, die am liebsten mit solchen Begriffen um sich werfen, am wenigsten wissen, was oder wen sie damit eigentlich konkret meinen. Bei näherer Betrachtung erweisen sich die ominösen „Social Bots“ nämlich meist nur als digitale Gespenster.
Zum Einstieg hilft vielleicht eine kurze Begriffsklärung. Als „Bots“ werden heutzutage grundsätzlich alle Programme bezeichnet, die im Internet automatisierte Aufgaben ausführen. Tatsächlich wird mittlerweile ein Großteil des Traffics im Internet von Bots bestimmt. Sie scannen Inhalte von Webseiten, chatten mit deren Besuchern und können bei der Suchmaschinen-Optimierung helfen. Mit etwas mehr krimineller Energie programmiert versuchen sie auch, private Nutzer-Konten zu knacken und beglücken uns mit zahllosen Spam-Mails. All das können Bots, und natürlich können sie das wesentlich schneller und effektiver als jeder Mensch. Sogenannte „Social Bots“ sind nun Programme, die ebenso automatisiert agieren, dabei aber angeblich so tun als seien sie menschliche Wesen. Derart getarnt sollen sie vor allem in den sozialen Medien für die massenhafte Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien verantwortlich sein. Gerne werden sie daher auch für unerwünschte Wahlergebnisse verantwortlich gemacht.