In-die-Nesseln-setzen-01

Logisch statt ideologisch

Nachdem Monika Gruber gemeinsam mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger auf einer Kundgebung in Erding eine Rede hielt und anschließend eine Debatte über linkes, rechtes, richtiges und falsches Kabarett ihre öffentliche Fahrt aufnahm, möchte ich jetzt (noch rechtzeitig in die abebbende Dynamik) auch noch meinen Senf auf diese Wurst schmieren. Ganz so, wie ICH das sehe!

Zunächst einmal gilt ganz grundsätzlich: Politisches Kabarett ist immer APO – also außerparlamentarische Opposition. Egal wer an der Regierung ist – der kriegt‘s ab. Also die Kritik, oder besser gesagt: die Regierungskritik. Lustig wird’s nur, wenn man für eine Regierungskritik (beispielsweise an der Bundesregierung) gemeinsame Sache mit einer Landesregierung macht. Wenn man für eine Kritik gemeinsam mit einem Ministerpräsidenten auftritt, dann hat das schon weniger mit APO zu tun. Und zwar ganz egal, ob mit einem Ministerpräsidenten der Linken in Thüringen oder einem von der CSU in Bayern. Wer mit einem Regierungsvertreter gemeinsame Sache macht, der ist nicht mehr APO – sondern am Arsch!

Wobei man allerdings als Kabarettist auch ohne Anwesenheit eines Regierungsvertreters obrigkeitshörig werden kann. Es reicht dafür schon, wenn man (wie zum Beispiel in einer Pandemie) die Regierungskritik einstellt und dazu übergeht, Regierungskritiker zu kritisieren. Also sich selber auf die Seite der Mächtigen stellt und alle Vertreterinnen und Vertreter der APO in die Ecke der Falschen verdammt. Das haben zuletzt
erstaunlich viele im deutschen Kabarett ganz mühelos geschafft – also Kabarettistinnen und Kabarettisten, die tatsächlich ihren außerparlamentarischen Oppositionsauftrag vergessen haben und stattdessen regierungsfreundlich geworden sind. Also zusätzlich zu denen, die es vorher eh schon waren. Aber das waren ja nur wenige.
Also Nuhr – und wenige andere.
Wobei ich an dieser Stelle auch mal etwas klarstellen muss. Ich bin ja ein Freund von differenzierten Betrachtungsweisen. Und dieses pauschale Nuhr-Bashing ist mir einfach zu billig. Ich finde bei Dieter Nuhr immer wieder Aussagen und Ideen, die ich richtig klasse finde. Ganz ohne Ironie. Das Problem bei Dieter Nuhr ist dann aber immer der nächste Satz. Wo er dann alles wieder mit dem Hintern einreisst, und dann denke ich mir: Was sagt er denn jetzt wieder, der Bub?
Aber ich finde nicht alles bei Dieter Nuhr schlecht, und nicht alles bei Jan Böhmermann gut. Ich kann mich bei beiden amüsieren, bei beiden Denkanstöße finden – und beide tragen irgendwie zu meiner Meinungsbildung bei.