Lange Zeit ausverkauft und unerhältlich, können sich Grower und Cannaseure diese Saison freuen, denn Paradise Seeds hat ihre beliebte und berüchtigte Top Sorte Belladonna wieder im Programm und ab 2012 gibt es das “Hexenkraut” auch in feminisierter Version. Die Belladonna ist so etwas wie eine „deluxe“ Version von Super Skunk. In die Skunk Mutterlinie kreuzte Paradise Seeds mehr Sativa-Gene hinein,und wählte dafür eine geheimnissvolle Vaterpflanze. Ich erhoffte mir mehr Erkenntnisse über die Wirksamkeit und Leistung dieser Sorte zu gewinnen, indem ich über einen Zeitraum von zwei Sommern einen Grow mit Belladonna beobachtete.
Die Belladonna ist keine vor Kräften strotzende Pflanze, sondern eher eine langsame, stetig vorankommende Skunkmischung. Kein Rennpferd, aber ein guter Esel. Ich hatte vor Mutterpflanzen, Stecklinge, und ausgereifte Pflanzen vom Samen in verschiedenen organischen Grow-Verhältnissen zu testen. Die langsame Entwicklung im vegetativen Bereich bedeutet eine Wartezeit von etwa drei Monaten ehe es sich lohnt Stecklinge abzunehmen. Im Innenanbau hat die kleinwüchsige Belladonna den Vorteil, das sie keine Probleme wegen ihrer Höhe stellt. Ähnlich wie Sensi Star, bildet sie ihre Blätter und Triebe eher seitlich aus, und bleibt auch nach einer langen vegetativen Phase dicht bewachsen aber kurz. Die Vaterpflanze muss eine ziemlich kurze Sativa gewesen sein, da es nur geringe Abweichungen in der Höhe von Belladonna gibt. Als die Keime heranwuchsen merkte ich bald, dass sie nicht die schnellsten waren und ihre Zeit brauchten um in die Gänge zu kommen. Zumindestens schien ihnen nichts zu fehlen und sie machten einen gesunden Eindruck.
Aus diesem Strain wird bei zunehmdender Reife tatsächlich eine sehr hübsche lady (bella donna: „schöne Frau“), die ihre breiten, lancenförmigen, sattgrünen Blätter fächerförmig und kreisrund übereinander schichtet. Auf dem Foto gut zu erkennen ist ihr harmonisches, kreisrundes Wachstumsmuster. Für eine so kurze Pflanze hat sie die größten Sonnenblätter die ich je gesehen habe. Die Stecklinge brauchten ungefähr einen Monat um die vegetative Hauptphase zu erreichen. Dann entwickelt sie im oberen Bereich ebenfalls ein riesiges Blätterdach. Entgegengesetzt zu Vorschlägen in der Hanfliteratur, ergibt es keinen Sinn diese Pflanzen eng aneinander anzupflanzen, weil sie sich mit ihren breiten Blättern gegenseitig Licht wegnehmen. Stecklinge früh in die Blüte zu stellen minimiert auch die Ernte ziemlich stark. Das Beste ist, mehr Geduld zu üben und Belladonna genügend Platz zu bieten um sich voll zu entfalten. Dann geschieht die Metamorphose zu einem prächtigen Busch mit starken Seitentrieben. Obwohl sie nicht in die Höhe ragt, sind ihre Triebe keine mickrigen Stöckchen die beschnitten werden müssen. Die Seitentriebe erreichen eine mittlere Länge und suchen sich von selbst ihren Weg zum Licht. Auch bei reifem Alter, entwickelt Belladonna nicht die übliche Pyramiden-Form, bei diesem sonst stark afghanisch geprägten Strain, aufgrund des eher seitlich geneigten Wachstummusters der Triebe.
Die gesamte Anbauzeit verläuft unproblematisch bezüglich Düngung, Wasserversorgung, und Licht. Als „alte“ Skunkmischung hat Belladonna keine Probleme damit unter einer 400W Lampe zu gedeihen. Sie ist eine gute Wahl für Anfänger und Grower mit wenig Zeit sich um die Pflege zu kümmern. Ein gute Universalerde, ausreichende Topfgröße, und kleine Düngerportionen alle 12-14 Tage reichen aus um die Pflanzen gesund zu halten. Im Gewächshaus stellt sie auch keine grossen Ansprüche und bleibt schön übersichtlich in ihrer Höhe. Ihre kompakte Form eignet sich gut für unscheinbare Ecken im Garten, hinter einem Zaun oder anderem Grünzeug, auf dem Balkon oder einer Terrasse inmitten der Stadt. Wer sie bei entsprechender Tarnung finden möchte, muss schon sehr genau hinsehen. Die Pflegeleichtigkeit erweist sich auch in einer gewissen Abwehrkraft gegenüber Schädlingen. In einem befallenen Garten, habe ich fast keine Weisse Fliegen oder Spinnenmilben an ihr finden können und auch Thripsen blieben ihr fern. Für mich ist das eine grosse, positive Überraschung bei ansonsten recht schwachen Abwehrkräften bei vielen Cannabis-Sorten die es heute auf dem Markt gibt.
Was Belladonna beim Wachstum an Zeit verliert, versucht sie in der Blütenentwicklung wieder einzuholen. Die Buds wachsen und reifen an der gesamten Pflanze gleichmässig und die Pflanzen können nach etwa 60 Tagen vollständig geerntet werden. Mit zunehmender Reife sehen die Blütenstauden der Sweet Tooth #3 zum verwechseln ähnlich. Kompakte, runde, breite Buds sitzen an den Internodien und füllen die Spitzen der Triebe. Die orangefarbenen Häarchen kurz vor der Ernte, der Puderzucker-Mantel aus Harz auf den leuchtend grünen Kalyxen und Blättern, und der gerundete „Topbud“ vom Hauptstamm sind alles Merkmale die an die Sweet Tooth #3 erinnern. Nur der „grüne“ Teil von der Pflanze und das Aroma deuten darauf hin, dass es sich hier um eine andere Sorte handelt. Typisch „Afghan“ ist die Verteilung der Trichome im Blütenbereich. Sie gruppieren sich verstärkt um die Kalyxe während die kleinen Blätter nur bis zur Hälfte oder ¾ von dem Harz bedeckt bleiben. Das Kalyx-Blatt Ratio ist hoch und deshalb gibt es an den Buds wenig abzuschneiden nach der Ernte. Bis an die untersten Triebe entwickelt Belladonna fette, harzige Blüten von guter Qualität. Dank dieser Eigenschaft liegt der Ernteertrag im höheren Bereich, trotz der kurzen Statur. Im Hauptstamm kann sich wegen der Blütendichte wenn man nicht aufpasst, leider schnell Schimmel bilden. Regelmässige Kontrollen an der Blütenspitze sind deshalb am Ende der Blütephase notwendig um das Schlimmste zu vermeiden. Bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit kann Botrytis auch die Seitentriebe befallen und sich ungebremst ausbreiten. Da hilft kein anderes Mittel mehr als frühzeitig alles zu ernten, was noch zu retten ist. Schimmelige Blüten wegwerfen und bitte nicht in der Mikrowelle trocknen. Das führt zu Atemwegserkrankungen, schwächt das Immunsystem und ist krebserregend!
Im getrockneten Zustand behalten die Blüten ihre ästhetische, runde Form bei. Belladonna Blüten besitzen eine minzige, terpene, süsslich-fruchtige Duftnote mit einem wohlriechenden Charakter. Der Rauch ist angenehm mild für die Lungen und erfrischt den Gaumen. Als preisgünstige Sorte kann sie einen mit ihren aromatisch-geschmacklichen Vorzügen richtig überraschen. Die Wirkung baut sich ebenso stetig auf wie die Pflanze selbst, was mir persönlich besser gefällt als direkt vom ersten Zug überfahren zu werden! Sie soll mehr Sativa betont sein und richtig stark als Halluzinogen punkten. Nach dem ersten Mal, als ich Belladonna erntete, löste sie auch tatsächlich eine psychedelisch anmutende Reaktion aus. Das bedeutet nicht, das man gleich den Verstand verliert, und ahnungslos aus einem Fenster springst oder nackt durch die Innenstadt läuft, wie einige von Vorurteilen und Ängsten geplagte Kritiker es von Psychedelika behaupten. So eine übertriebene und unkontrollierte Reaktion entspricht viel eher heftigem Alkoholkonsum! Die Wirkung der Belladonna steigert die Wahrnehmung der inneren Wirklichkeit und verschmelzt diese mit einer angenehmen, entspannten Körperempfindung. Der Kopf bleibt dabei klar und unbeschwert. Es beginnt eine Reise durch eine bewegte Bilderwelt bei geschlossenen Augen, oder eine flüssige, gefühlsmässige Anteilnahme an der Aussenwelt. Beim zweiten Grow entdeckte ich eine andere Wirkung, die vielleicht durch den Erntezeitpunkt beinflusst wurde. Es lohnt sich während der Blüte ein paar Proben zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu sammeln, um das Ergebniss in Verbindung mit den Erntezeiten besser zu verstehen. Dieses Mal war Belladonna immer noch intensiv und stark wirkend, aber mit einem eher körperbetonten, entspannenden Effekt. Mit solch einer Wirkung finden viele eher daran Gefallen, die Belladonna zum Abend hin zu rauchen. Zum Glück, verliert sie ihre Stärke bei regelmässigen Gebrauch nicht so schnell wie andere kommerzielle Sorten.
Rückblickend auf alle diese Ergebnisse und Erfahrungen wurde mir deutlich, dass es für wenig Geld auch sehr gute Sorten gibt. Ein paar Abstriche hier und da sind bei Belladonna unumgänglich, aber am Ende liefert sie eine überdurchschnittliche Performance ab, die im Hydroanbau vielleicht erst richtig zur Geltung kommt. Wenn wir die Belladonna mit anderen Sorten von Paradise Seeds vergleichen, rutscht sie nicht vollkommen in eine untere Klasse ab, sondern beweisst Stärke in einigen Bereichen wie Wirkung, Ertrag, und Pflegeleichtigkeit.
Belladonna lädt einen auf eine beflügelte psychoaktive Reise ein, wie einst die Magier, Druiden, und Hexen es mit ihren Salben und Räuchermixturen aus Nachtschattengewächsen und anderen Gaben der Natur unternahmen.
Grow-Infos
Seedbank: | Paradise Seeds |
Sorte: | mostly Indica (Regulär und neu in feminisierter Form) |
Geeignete Anbaumethode: | Hydro/Erde |
Anbauort: | Innen/Gewächshaus/Garten |
Zuchtmethode: | Samen oder Stecklinge |
Keimungsrate: | 100% von Saatgut erhältlich 2012 |
Licht: | gute Ergebnisse mit 400W/m2 |
Vegetative Wachstumszeit: | empfohlen sind 35+ Tage vom Samen/ca. 2-3 Wochen vom Steckling |
Blütezeit | : ca. 60-63 Tage in Erde/55 in Hydro |
Ertrag (trocken): | 350 gr/m2 |
Wirkung: | Entweder bunte psychedelische Reise in Hypercerebrale-Welten, oder potentes indica-betontes High mit narkotischen Abschluss. Wirkung hängt wahrscheinlich vom Zeitpunkt der Ernte ab. |