Mit großer Sorge und Kritik berichten unsere Medien schon seit Jahren, wie sich China immer mehr unbewohnte Inseln im südchinesischen Meer aneignet, gleichzeitig Taiwan rhetorisch bedroht und in Hongkong die Bürgerrechtsbewegung klein hält. Andererseits ist China das mit Abstand bevölkerungsreichste Land der Welt, das in den letzten 40 Jahren einen Riesensprung nach vorne machte und so Zigmillionen seiner Bürger aus schlimmer Armut befreite. Außerdem ist China nicht nur für Deutschland ein wichtiger Handelspartner und schon viel weiter darin seine Wirtschaft ökologisch umzubauen. Was also wird China in Zukunft für uns Europäer sein? Wirtschaftlicher Freund oder politischer Feind?
Chinas Aufstieg zu einer internationalen Supermacht hat die geopolitischen Karten neu gemischt. Über die Hälfte der Menschheit ist asiatisch – der größte Kontinent der Erde ist eben auch der bevölkerungsreichste. Und er gewinnt zunehmend an Bedeutung, während unsere westlichen Werte in vielen Teilen der Welt eher an Bedeutung verlieren. Zwischen den Aufsteigern (wie China, Korea und Indien) und den Etablierten (wie die USA und europäische Staaten) tobt derweil schon seit Jahren ein politischer Machtkampf, der nur deshalb nicht eskaliert, weil die Aufsteiger es verstanden haben, sich für die Etablierten unentbehrlich zu machen. Anfangs war China nur die „Werkbank der Welt“, heute sind sie nicht nur in den Bereichen Kameradrohnen und Photovoltaik uneingeschränkte Weltmarktführer. Das liegt auch daran, dass das Thema Work/Life-Balance im Westen längst ein wichtiges ist, während sich in Asien nur die Wohlhabendsten dafür zu interessieren beginnen.