Weltmacht-China

China – die heimliche Weltmacht

Die USA benehmen sich spätestens seit Ende des zweiten Weltkrieges – und unter Trump nun wieder ganz besonders – wie die stärkste und mit Abstand wichtigste Nation der Erde, nach der sich alle anderen Länder zu richten haben. Doch das stimmt so längst nicht mehr, in aller Stille hat sich die Volksrepublik China in vielen Bereichen bereits an die Spitze geschoben. Diese Entwicklung hält an und wird sich wohl auch fortsetzen – denn China hat aus der eigenen Geschichte seine Lehren gezogen…

Beginnen wir mit etwas Weltgeschichte, die hierzulande kaum bekannt ist – beginnen wir mit einem Zitat aus längst vergangenen Zeiten: „Wir haben mehr als hunderttausend Li des gewaltigen Ozeans befahren und haben darin riesige Wellen bezwungen, die sich wie Berge himmelhoch erhoben, und haben unseren Blick auf barbarische Gegenden geworfen, in weiter Ferne, halb verborgen in blauen Nebelschleiern…”

Der Seefahrer, der da von einer 1432 zu seinen Ehren errichteten Steintafel herab zu uns spricht, heißt Zheng He. Doch trotz seiner Lebensbilanz und seiner maritimen Großtaten (die in China heute wieder jedes Kind kennt) ist sein Ruhm bisher kaum in den Westen gelangt, obwohl man schon Ende des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal in Europa von seinen Reisen erfuhr. Und das kam so: Nachdem die Karavellen des Portugiesen Vasco da Gama 1498 das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas umsegelt und (sechs Jahre nach Kolumbus’ Amerika-Reise) den Seeweg nach Indien erschlossen hatten, trafen die Seefahrer in Ostafrika auf Menschen, die sich weder von den sonst so hoch geschätzten Mitbringseln (den Perlen, Glöckchen und Korallenketten) noch von den stolzen Schiffen der Portugiesen sonderlich beeindruckt zeigten. Dorfälteste berichteten den Europäern schließlich von weißen „Geistern“, die sie vor langer Zeit besucht hätten, in Schiffen, neben denen sich die Karavellen der Portugiesen wie Nussschalen ausmachten.

Nun gäbe es viele mögliche Erklärungen für so einen Spuk, schließlich war der Indische Ozean als „afro-asiatisches Mittelmeer“ seit der Antike ein intensiv genutzter Seehandelsraum. Persische und arabische Schiffe segelten bereits im 10. Jahrhundert regelmäßig bis nach China, und zwischen dem 7. und 12. Jahrhundert hatten muslimische Händler ihre Handelsbeziehungen entlang der ostafrikanischen Küste bis nach Madagaskar hin ausgedehnt. Aber Schiffe, die drei- bis viermal so groß waren wie die portugiesische Karavellen? Das können nur die Schiffe der Chinesen gewesen sein – und zwar die Flotte von Admiral Zheng He.