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Fehler beim Anbau von Cannabis und wie schlimm sie wirklich sind, Teil 2: Farbänderung

Zuerst einmal sei gesagt, dass Pflanzen grundsätzlich ihre Farbe im Laufe des Growzyklus ändern können. Dass die Pflanzen gegen Ende ihrer Blütephase langsam ihre Farbe von einem saftigen Grün in eher gelbliche und rötliche Farbtöne ändern, ist vollkommen normal. Aber was ist, wenn die Pflanze bereits während der Wachstumsphase leicht rötlich und mit fortschreitender Zeit lila wird? Natürlich gibt es einige Sorten, die von Natur aus die Farbe ihres Blattwerkes und Blüten in bläuliche Farbtöne wandeln. In dem beschriebenen Growdurchgang handelt es sich mit Bubba Kush allerdings um eine Sorte, von der es nur sehr wenige Bilder zu finden gibt, auf der sie eine lila Färbung der Blätter (und noch seltener in der Blüte) aufweist. Doch bei diesem Grow hatte sich das saftige Grün der Pflanzen bis zur Ernte in ein tiefdunkles Violett verfärbt. Ist so etwas schlimm, oder waren die Blüten dadurch etwa von minderer Qualität?

Was bedeutet die Farbänderung?

Die von Natur aus bläulichen Sorten produzieren mit fortschreitendem Alter eine höhere Konzentration des Pflanzenstoffs Anthocyane. Das ist ein sogenanntes Polyphenol und sorgt nicht nur für blaue und violette Farben bei Cannabissorten, sondern auch in Blaubeeren, Auberginen oder roten Trauben. Demnach kann man schon mal ganz klar sagen, dass es sich hierbei um keinen schädlichen Stoff handelt, sondern viel mehr um eine Art Pigment in der Pflanzenwelt. Bei entsprechenden Cannabispflanzen und ihren Blüten ist es also nichts anderes als bei Blaubeeren: Je reifer sie sind, desto intensiver wird ihre Blau/Violett-Färbung. Da es nicht ungewöhnlich ist, dass innerhalb einer Sorte unterschiedliche Phänotypen entstehen, kann man daraus schließen, dass sich in dieser Sorte ein nicht unerheblicher Anteil an Anthocyanen befinden muss, welcher scheinbar nur unter bestimmten Voraussetzungen so intensiv hervortritt.

Wodurch wird eine Färbung begünstigt?

Es gibt nur wenige wirklich vernünftige Tipps und Tricks, um die violette Färbung einer Pflanze zu verstärken – zumal auch die Frage im Raum steht, ob man das überhaupt möchte. Der Hauptfaktor für die erfolgreiche Aufzucht von lila Cannabis liegt nach wie vor in der Genetik. Das bedeutet, dass man sich direkt für eine Sorte entscheiden sollte, welche vom Hersteller als Violett verkauft wird. Logische Hinweise sind Namen wie „Blue“, „Purple“ oder auch „Dark“. Ist noch ein Bild von der auserwählten Sorte daneben zu sehen, stehen die Chancen für eine violette Pflanze nicht schlecht. Man sollte sich allerdings auf Sorten von bewährten Seedbanks verlassen, da bei anderen gerne mit Photoshop getrickst wird. Ein weiterer Faktor, der immer häufiger bestätigt wird, ist die Nachttemperatur in der Blütezeit. Laut Aussagen vieler Grower intensiviert sich die Färbung der Pflanzen, wenn die Temperaturen in der lichtlosen Phase auf ca. 10 bis 15 °C verringert werden. In dem hier beschriebenen Grow war der
Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperatur relativ hoch, und tatsächlich war es in den letzten Wochen der Blütephase nachts nie wärmer als 15°C in der Growbox. Hinzu kommt, dass bei diesem Durchgang mit einem LED-Board gegrowt wurde, was laut einiger Aussagen ebenfalls förderlich sein kann.

Sind lila Blüten besser oder schlechter?

An diesem Punkt scheiden sich die Geister: rein technisch besteht kaum ein Unterschied zwischen violetten und grünen Cannabisblüten. Dennoch ist sich die Allgemeinheit in dem Punkt einig, dass fast alle lilafarbenen Cannabissorten einen ganz bestimmten Eigengeschmack aufweisen, den man eben mehr oder weniger lieben oder hassen kann. Grundsätzlich ist violettes oder blaues Cannabis nicht schlechter als normales Cannabis. Weder der Trichom-Gehalt ist reduziert, noch hat es weniger Terpene. Es ist einfach nur Cannabis in einer anderen Farbe. So, wie der eine gelbe Paprikas liebt und grüne hasst, ist es beim Anbau von Cannabis auch. Der Grower des hier beschriebenen Grows war jedenfalls begeistert von dem unerwarteten Farbspiel und auch von der Qualität angetan. Er berichtete von einem wirklich intensiven Eigengeschmack von Anthocyanen – aber auch von einer sehr guten Wirkung und einer dichten Trichom-Schicht.