THCENE Nr. 3/2020 Mai-Juni

THCENE 3/2020 (MAI-JUNI)

Und plötzlich ist alles anders

 

Als wir im März mit der Arbeit an dieser Ausgabe begannen, war schon absehbar, dass wir sie inmitten einer waschechten, die Welt umfassenden Pandemie fertigstellen werden. Anfangs waren auch wir sehr davon überrascht, wie schnell die Corona-Krise weltweit um sich griff und welche einschneidenden Maßnahmen in Folge verhängt wurden, die unser aller Bürgerrechte derzeit massiv beschneiden.

Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass unsere unmittelbaren Kooperationspartner (Druckerei und Pressevertrieb) von den Einschränkungen (bisher) nicht bzw. kaum betroffen sind, haben wir – wie so viele – einfach weitergemacht und Notfallpläne geschmiedet. Bisher ist bei uns der Notfall nicht eingetreten, aber das gilt längst nicht für alle in der Hanf-Branche. Schließlich sind wegen der Corona-Krise alle Veranstaltungen wie die Spannabis, ICBC, HempsFair und CannaTrade verschoben worden, die Veranstalter der Mary Jane Berlin und der österreichischen Cultiva behalten es sich noch vor, ihre Messen ggf. auch zu verschieben. Selbst die sonst durch die Versammlungsfreiheit geschützten Demonstrationen zum Global Marihuana March am ersten Mai-Wochenende oder die Hanfparade am 8. August stehen auf der Kippe, das Hanf Museum Berlin hat (voraussichtlich) noch mindestens bis zum 20. April geschlossen und auch viele Hanf-Shops sind von den behördlich angeordneten Schließungen betroffen. Sie müssen nun (trotz erster staatlicher Hilfen) um ihr wirtschaftliches Überleben bangen und hoffen auf eine baldige Lockerung der radikalen Krisenmaßnahmen.

Zudem befürchtet der Branchenverband Cannabiswirtschaft (BvCW) wegen der Corona-Krise Lieferengpässe bei medizinischem Cannabis. So würden Patienten leiden, die auf diese Medizin angewiesen sind und ohne kein schmerzfreies Leben führen können. Außerdem würden viele Cannabispatienten wegen der fehlenden Lieferungen ihre lebenswichtigen Rationen aus anderen Quellen beziehen und dadurch ihr Risiko steigern, an COVID-19 zu erkranken.

Laut der „Financial Times“ hat die Krise auch Auswirkungen auf den Schwarzmarktpreis von Cannabis – dieser soll in Berlin deutlich (von ca. 10 Euro pro Gramm auf 15-30 Euro) gestiegen sein, was die hier ansässigen Redaktionsmitglieder bisher jedoch (noch) nicht aus persönlichen Erfahrungen bestätigen können. Dass manche womöglich Cannabis hamstern wie andere Klopapier, kann aber durchaus vorkommen und einen (vorübergehenden) Effekt auf die Park- und Straßenpreise haben. Auch der wieder deutlich erschwerte Transport über Landesgrenzen hinweg hat sicherlich zu einer Verknappung beigetragen – in Zukunft wird daher wohl vermehrt daheim angebaut werden.

Derzeit ist noch nicht klar abzusehen, wie lange diese Gesundheitskrise andauern und welche gesellschaftlichen und politischen Auswirkungen sie mittel- und langfristig haben wird. Noch sind wir mitten drin und können eigentlich nur hoffen, dass die Menschheit in dieser Zeit ihre fundamentale Gleichheit und die Chance erkennt, vereint eine bessere Welt für ALLE Menschen zu schaffen.