Pflanzenkrankheiten-Teil-1

Nährstoffmangel und -überschuss, Pflanzenkrankheiten, Teil 1

Cannabis ist (wie alle anderen Pflanzen) ein Lebewesen, das für ein gesundes Wachstum und das Reifen der Blüten bestimmte Nährstoffe benötigt. Diese Nährstoffe bezieht eine Pflanze für gewöhnlich aus der Erde, in welcher sie wurzelt und welche neben Licht(energie), Luft (CO2) und Wasser das entscheidende Medium für eine optimale Entwicklung ist.

Wie erkenne und behandle ich Pflanzenkrankheiten?

Cannabispflanzen brauchen insgesamt 15 Nährstoffe, die in drei Kategorien eingeteilt werden: Die Primär-, Sekundär- und Mikronährstoffe. Diese können wiederum mobil oder immobil sein. Die Hauptnährstoffe benötigt die Hanfpflanze in großen Mengen. Die Mikronährstoffe bzw. Spurenelemente werden von der Pflanze nur in geringen Mengen gebraucht, sind jedoch essentiell bei der Unterstützung von lebenswichtigen Prozessen. Sie wirken bei vielen Abläufen im Stoffwechselprozess der Pflanze als Katalysatoren, ohne die Enzyme und Vitamine ihre Aufgabe gar nicht (oder nur teilweise) bewältigen können. Ist das Verhältnis nicht ausgewogen, entstehen Pflanzenkrankheiten.

Im Folgenden werden alle Mangel- und Überschusserscheinungen der einzelnen Nährstoffe aufgeführt – und welche Gegenmaßnahmen sofort ergriffen werden müssen. Es ist entscheidend die Pflanze gut zu beobachten, um rechtzeitig Maßnahmen gegen Pflanzenkrankheiten ergreifen zu können. In der Regel reagiert die Pflanze innerhalb von drei bis fünf Tagen und die Symptome gehen zurück. Jedoch sollte man im Vorfeld alle anderen Faktoren, die möglicherweise zu Problemen führen, ausschließen können. Allen voran der pH-Wert des Wassers. Damit die Hanfpflanze die Nährstoffe aus der Erde optimal aufnehmen kann, muss das ideale Säure-Basen-Gleichgewicht bei einem pH-Wert zwischen 6 und 7 liegen. Zu einem Ungleichgewicht kommt es zum Beispiel bei einer Überdüngung.

Primärnährstoffe

Stickstoff (N)

Funktion: verantwortlich für das Wachstum der Blätter und Stängel; Chlorophyll-Produktion und Photosynthese; Regulierung der Eiweißerzeugung

Mangelerscheinungen: Gelbfärbung der älteren Blätter (Chlorose); die Blattstiele können sich purpurrot färben
Gegenmaßnahmen: Pflanze mit stickstoffreichem Dünger (wie Seevogel-Guano oder Blutmehl) mit ausgeglichenem pH-Wert gießen

Überschuss: Blätter werden ausgehend von den jungen Trieben dunkelgrüner und glänzender; die Blattspitzen rollen sich nach unten (Adlerkrallen)

Gegenmaßnahmen: 15 bis 20 Minuten mit Wasser durchspülen, trocknen lassen und dann mit (mit Enzymen versetztem) Wasser gießen

Phosphor (P)

Funktion: essentieller Nährstoff für die Photosynthese (Energieversorgung); unterstützt nicht nur das Wurzelwachstum, sondern auch die Fruchtbildung und -reifung; wichtig in der Wachstumsphase

Mangelerscheinungen: Pflanzenwachstum ist verlangsamt; die Blätter werden dunkler und es treten dunkelbraune Flecken auf; die Blattstiele färben sich purpurrot; die Spitzen der älteren Blätter werden dunkler und kräuseln sich nach unten

Gegenmaßnahmen: Einsatz von Knochenmehl oder Mykorrhiza-Pilzen

Überschuss: relativ schwer zu erkennen; Assimilation anderer Elemente (Kalium, Kalzium, Magnesium, Zink, Kupfer und Eisen) wird blockiert

Gegenmaßnahmen: gründlich durchspülen

Kalium (K)

Funktion: macht die Pflanze widerstandsfähiger gegenüber Bakterien und Schimmel; gleicht den Kohlendioxid- und Wasserhaushalt aus; steuert die Funktionen zahlreicher Enzyme und den Transport von Kohlenhydraten

Mangelerscheinung: die Zweige werden schwächer; die Spitzen und Ränder der alten Blätter bilden eine rostfarbene Punktierung aus, die sich ausbreitet, während sich das Blatt gelb färbt; die Blattspitzen kräuseln sich nach oben; die Blätter verderben und sterben
Gegenmaßnahmen: kaliumreicher Dünger mit passendem pH-Wert; Boden mit genügend Humus versorgen; Naturdünger wie Mist, Urin oder Holzasche einsetzen

Überschuss: führt zu einem Wasserüberschuss in der Pflanze und deren Früchten; die Assimilation von anderen Nährstoffen wie Magnesium, Mangan, Zink oder Eisen wird blockiert

Gegenmaßnahme: Substrat einmal gründlich durchspülen und die nächsten drei Male nur mit klarem Wasser gießen

Sekundärnährstoffe

Magnesium (Mg)

Funktion: wichtig beim Aufnahmeprozess von Lichtenergie; Bestandteil des Chlorophyll-Moleküls.

Mangelerscheinung: Auftreten gelber Stellen zwischen den Blattadern und rostfarbener Punkte an älteren Blättern; die Blattspitzen werden dunkler und biegen sich nach unten; die Flecken treten häufiger auf und die allgemeine Gelbfärbung des Blattes intensiviert sich; hinzu kommen Wachstumsprobleme

Kalzium (Ca)

Funktion: wichtig für die Zellen der Pflanze; am Wachstumsprozess beteiligt

Mangelerscheinung (eher selten): Entwicklung verlangsamt sich; die jungen Blätter verfärben sich dunkelgrün; die Blütenproduktion verringert und verlangsamt sich

Schwefel (S)

Funktion: essentiell für die Erzeugung bestimmter Hormone und Vitamine; unterstützt die Wasserzirkulation; am Aufbau von Proteinen beteiligt, die unentbehrlich für den Zellaufbau und die Photosynthese sind

Mangelerscheinung: Chlorose; intensive Gelbfärbung der Blätter; im fortgeschrittenen Stadium färben sich auch die Blattstiele purpurrot

Mikronährstoffe

Zink (Zn)

Funktion: reguliert die Bildung von Chlorophyll; macht Pflanzen widerstandsfähiger gegen Kälte

Mangelerscheinung: Chlorose; die neuen Blätter wachsen schwach und dünn; die Blattspitzen versengen; die Bildung von Blüten und Blättern wird eingestellt (bei zu hohem pH-Wert und übermäßigem Phosphorgehalt)

Mangan (Mn)

Funktion: Bestandteil von Enzymen, die an Prozessen wie Zellteilung, Photosynthese und Stoffwechsel beteiligt sind

Mangelerscheinung: Chlorose bei jungen wie alten Blättern; es können trockene und tote Stellen auf den am stärksten betroffenen Blättern auftreten

Eisen (Fe)

Funktion: essentiell für die Enzymsysteme der Pflanze; auch an der Photosynthese und Bildung von Chlorophyll beteiligt

Mangelerscheinung: die neuen Knospen und jungen Blätter färben sich in einem helleren Grün; Chlorose; die Blätter sterben ab (bei zu hohem pH-Wert im Boden)

Bor (B)

Funktion: trägt zur Aufnahme von Kalzium bei; spielt eine wichtige Rolle beim Kohlenhydrat-Transport und der Zellteilung; stärkt die Zellwände

Mangelerscheinung: die äußeren Stängel und die Wurzeln wachsen nicht normal; die Knospen wirken verbrannt; die Blattränder verbleichen und es treten abgestorbene Stellen auf; das Wurzelinnere wird weich, wodurch weitere Krankheiten auftreten können

Chlor/ Chlorid (Cl)

Funktion: sehr wichtig für die Photosynthese und die Zellteilung der Wurzeln und der Blätter; steuert die Spaltöffnungen der Blätter

Mangelerscheinung: die jungen Blätter verblassen und entwickeln die charakteristische Bronzefarbe; die Wurzeln entwicklen dicke Spitzen und wachsen nicht weiter

Kobalt (Co)

Funktion: unterstützt bei der Sickstoff-Bindung (nicht lebenswichtig für Pflanzen)

Mangelerscheinung: Probleme im Zusammenhang mit Stickstoff-Mangel

Kupfer (Cu)

Funktion: konzentriert sich in den Wurzeln; in kleinen Mengen ein wichtiger Bestandteil von Enzymen, die an der Photosynthese und der Blattnahrung beteiligt sind

Mangelerscheinung: die jungen Knospen und Blätter verwelken; an den Blatträndern und -spitzen tritt Nekrose auf; das Wachstum wird langsamer und die Blütenbildung geht zurück (höchst selten)

Molybdän (Mb)

Funktion: ist beteiligt an dem Prozess der Umwandlung von Nitrat in Ammonium

Mangelerscheinung: sehr selten! Wenn doch, dann folgt ein Stickstoffmangel (zu niedriger pH-Wert im Boden erschwert die Aufnahme)

Silizium (Si)

Funktion: wird als Kieselsäure aufgenommen und hilft dabei, den Eisen- und Magnesium-Gehalt auszugleichen; erhöht die Widerstandsfähigkeit gegen Austrocknen; macht Pflanzen kräftiger und widerstandsfähiger gegenüber krankheitserregenden Pilzen

Nährstoffbrand – Verbrennungen durch Überdüngung bzw. Übersalzung

Eine Überdüngung tritt auf, wenn in der Erde die Nährstoff-Konzentration zu hoch ist und die Pflanze mehr Nährstoffe aufnimmt, als sie benötigt. Dies ist meistens das Ergebnis von zu viel Dünger und wird vom Grower selbst verursacht.

Ein gehemmtes Wachstum, dunkelgrüne Blätter und braune verbrannte Blattspitzen sind die ersten Anzeichen, wonach sofort gehandelt werden muss. Denn bei einer zu hohen Salzkonzentration in der Erde kann die Pflanze sterben. Als sofortige Maßnahme sollte man das Medium mit der zwei- bis dreifachen Menge reinem Wasser des Topfvolumens durchspülen und die darauffolgende Woche auf Dünger verzichten. Die Pflanze braucht nun Zeit, um die noch vorhandenen Nährstoffe aufzubrauchen. Dabei wird sie sich automatisch erholen.

Verbrennungen durch zu viel Licht

Wenn der Mindestabstand zur Pflanze zu gering ist, verbrennen die Blätter durch ein Zuviel an Licht und die hohe Temperatur. Die ersten Symptome sind gelbe Blätter mit braunen Flecken, schlussendlich trocknen die Blattränder aus und sterben ab. Einfache Gegenmaßnahmen sind den Abstand der Pflanze zur Lichtquelle vergrößern und die Temperatur im Growraum zu senken.

Beschaffenheit der Erde

Eine biologisch aktive und ausgewogene Erde sorgt für gesündere, widerstandsfähigere, ertragreichere und qualitativ hochwertigere Pflanzen, frei von Pflanzenkrankheiten, die schlussendlich ein besser riechendes, schmeckendes und wirkendes Endprodukt liefern. Anfangs stehen die Nährstoff-Elemente, die in organischer Form gebunden sind, den Pflanzenwurzeln nicht in entsprechender Form zur Verfügung. Für die nötige Aufarbeitung sorgen sogenannte Mikroorganismen (Mikroben), die mit den Wurzeln eine Symbiose eingehen und sich somit gegenseitig versorgen, schützen und fördern. Je zahlreicher und vielfältiger die nützlichen Mikroben sind, desto besser wird die Pflanze versorgt und desto stärker ist sie vor Schädlingen und Krankheiten geschützt. Somit ist die perfekte Erde für eine Hanfpflanze eine sehr lebendige. Durch das präzise Zusammenspiel der unterschiedlichen Mikroorganismen (wie Pilzen, Nematoden und Algen) wird die Pflanze mit allen nötigen Makro- und Mikronährstoffen optimal versorgt. 

Welche Faktoren beeinflussen den Nährstoffbedarf?

Der Bedarf an den verschiedenen Nährstoffen hängt davon ab, in welcher Wachstumsphase sich die Pflanze gerade befindet und ändert sich dementsprechend. Die Hanfpflanze benötigt in der vegetativen Phase, also im Wachstum, mehr Stickstoff. In der generativen bzw. Blühphase erhöht sich der Bedarf an Phosphor und Kalium zur Blütenbildung. Ob die Pflanze die nötigen Nährstoffe erhält, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können, hängt von mehreren Faktoren ab. Auch Temperatur und Lichtverhältnisse haben Auswirkungen auf den Nährstoff-Bedarf der Pflanzen. Unter warmen Bedingungen sowie bei geringer Lichtintensität braucht die Pflanze zum Beispiel weniger Stickstoff und unter kalten Bedingungen sowie viel Licht mehr von den Makronährstoffen.

Auch ist die Gießmenge zu beachten. Bei einer Überwässerung sammelt sich das Wasser in der Erde und die Wurzeln können nicht genügend Sauerstoff aufnehmen, wodurch das Wachstum verlangsamt oder sogar gestoppt wird. Es kann dann auch zu Wurzelfäule kommen – und im schlimmsten Fall stirbt die Pflanze ab. 

Mehr dazu:

Pilzerkrankungen, Pflanzenkrankheiten, Teil 2: