Acht Jahre nach seinem ersten Wahlsieg hat er es doch noch einmal geschafft: Donald Trump wird als 47. Präsident ins Weiße Haus zurückkehren. Der Wahlkampf 2024 erinnerte in vieler Hinsicht an den von 2016 – was zeigt, wie wenig Trumps Gegner seit damals gelernt haben. Denn statt kritischer Selbstreflexion beschimpften sie lieber die Wähler. Gelang Trumps Wiederwahl tatsächlich wegen Frauenfeindlichkeit und Rassismus in den USA? Oder haben die Demokraten irgendwie die Lebenswirklichkeit der meisten Amerikaner ignoriert?
Zwei Kinofilme gab es im Wahljahr 2024, die auf ihre ganz eigene Art zum Kampf ums Weiße Haus passten: „Civil War“ und „The Apprentice“. In „Civil War“ wird das Szenario eines neuen amerikanischen Bürgerkriegs aus der Sicht von drei Kriegsfotografen geschildert – nicht als reißerisches Special Effects-Spektakel, sondern eher nüchtern und realistisch, und dadurch umso erschreckender. Am Ende liegt der Präsident erschossen im Oval Office.
„The Apprentice“ erzählt dagegen vom Aufstieg des noch jungen Donald Trump in den 70er und 80er Jahren zum Immobilien-Tycoon und Idol der Yuppie-Generation. Der Titel ist sowohl eine Anspielung auf Trumps gleichnamige Reality-TV-Show als auch auf seine eigene Rolle als „Lehrling“ seines Förderers Roy Cohn, eines damals berüchtigten und skrupellosen New Yorker Anwalts. Wer immer noch nicht verstanden hat, wie Trump tickt, der sollte sich diesen Film anschauen, denn Cohns Einfluss macht sich bis heute in seinem Verhalten bemerkbar.
Gibt es zwischen diesen beiden Filmen einen Zusammenhang? Ginge es nach der teilweise hysterischen Berichterstattung zu den Präsidentschaftswahlen, dann auf jeden Fall. Denn nie zuvor war die amerikanische Gesellschaft derart gespalten – so war es immer wieder zu hören. Das Klima sei angespannt, Gewalt liegt in der Luft, potentiell sogar ein neuer Bürgerkrieg. Und wie üblich sei Donald Trump daran schuld. Der würde eine Wahlniederlage niemals akzeptieren und seine Anhänger zu gewaltsamen Protesten aufrufen, so wie damals bei der Stürmung des Capitols in Washington am 6. Januar 2021. Nun hat Trump die Wahl allerdings gewonnen und zwar mit einer deutlichen Mehrheit. Sogar die sogenannten Swing States wählten, anders als noch 2020, mehrheitlich für ihn. Proteste sind also eher von Seiten der Trump- Gegner zu erwarten. Wie friedlich oder auch gewaltsam die ausfallen, wird sich in den nächsten Monaten noch zeigen. Einen Attentatsversuch auf Trump hatte es immerhin schon gegeben.
Die etablierte Medienlandschaft reagierte erwartungsgemäß schockiert auf Trumps Wahlsieg: Wie um Himmelswillen konnte man nur diesen vorbestraften Rassisten, Frauenhasser und Möchtegern-Diktator wieder zum Präsidenten machen? Diese immer wieder zur Schau getragene, übertriebene Empörung ist vielleicht auch einer der Gründe für Trumps Comeback. Die Demokratische Partei und ihre Anhänger (inklusive ihrer transatlantischen Freunde hierzulande) scheinen acht Jahre nach seinem ersten Wahlsieg noch immer in der gleichen Wahrnehmungsblase zu leben. Denn schon damals prallte der mediale Dauer-Zirkus um seinen fragwürdigen Charakter, seine verbalen Ausfälle, Skandale und Gerichtsprozesse an ihm ab – die Leute wählten ihn trotzdem.