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„Jetzt muss ich auch zu Dr. Ansay…“ – (Oder: Wie ich meinen Privatkonsum gezwungenermaßen vollständig legalisierte)


Jahrzehntelang hatte ich eine gute und verlässliche „Quelle“ für das Genussmittel meiner Wahl und war damit immer rundum zufrieden. Preis und Qualität stimmten einfach – auch wenn medial immer nur von schwer belasteter und damit höchst riskanter Schwarzmarktware die Rede ist. Das blieb auch nach dem Inkrafttreten der Cannabis(teil)legalisierung so, da ich mich an diese Art der sozialen Grünkraut-Beschaffung gewöhnt hatte und auch keine Veranlassung sah, irgendetwas daran zu ändern. Ich growe zwar seit ein paar Jahren auch ein wenig, kann aber bei meinem begrenzten Platz immer nur eine kleine Pflanze nach der anderen hochziehen – was für den Eigenkonsum von mir und meiner Frau nicht vollständig ausreicht. Plötzlich versiegte nun meine langjährige Quelle, und nach einer Überprüfung meiner Restbestände und Optionen dachte ich nur noch: „Oh je – jetzt muss ich auch zu Dr. Ansay…“

Was war geschehen? Der Klassiker: Eine in Hass umgeschlagene Liebe. Die Ex-Beziehung meiner Quelle hat der Polizei vermutlich einen Tipp gegeben, was meine Quelle mitbekommen und daraufhin direkt sämtliche Handelsaktivitäten eingestellt hat. Zum Glück hatte sie die polizeiliche Observation bemerkt und eine günstige Gelegenheit genutzt, belastende Übermengen loszuwerden. Womit ich allerdings von heute auf morgen ohne eine zuverlässige Grundversorgung mit dem Genussmittel meiner Wahl dastand.

Ich fragte erstmal ein bisschen in meinem Freundeskreis herum und hätte hier auch neu „vermittelt“ werden können – aber 10 Euro pro Gramm erschienen mir dann doch recht viel, bisher hatte ich immer knapp 6 Euro pro Gramm gezahlt. Was mir dann aber doch zu denken gab, war die erste Reaktion der
allermeisten – und die ging eher in eine ganz andere Richtung: „Warum lässt du es dir denn nicht einfach verschreiben? Dann kriegst du es ganz bequem nach Hause geliefert – und die Preise sind auch völlig okay.“

Das war natürlich ein überzeugendes Argument – ich hatte auch längst mitbekommen, dass es inzwischen so einfach wie nie ist, sich durch ein paar Klicks im Internet zum Cannabispatienten zu machen, der dann auf Rezept sogar bis zu 100 g im Monat erwerben darf. Mit dem Status des Patienten verdoppelt man quasi auch die Menge, die man erwerben und zu Hause lagern darf. Und trotzdem – es selbst mal zu probieren, kam mir bisher nie in den Sinn.