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Konsumsünden und der wahre Preis der Dinge

Ständig gibt es neue, oft sogar recht preiswerte Produkte, die uns von der Werbung als absolut erstrebenswert präsentiert werden. Aber wo kommen all diese Produkte eigentlich her? Und wo gehen sie hin, wenn wir schließlich keine Verwendung mehr für sie haben? Was ist der wirkliche Wert der Dinge und welche Konsumsünden sollte man sich lieber verkneifen?

Heutzutage durchlaufen nahezu alle Konsumgüter prinzipiell denselben Prozess: Von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung in den Handel – dann werden sie von uns gekauft und (nach immer kürzerer Zeit) wieder weggeschmissen. Dieser Prozess wird „Materialwirtschaft“ genannt – allerdings bleibt dabei vieles unberücksichtigt. Tatsächlich steckt die sogenannte „Materialwirtschaft“ in der Krise, denn sie ist ein lineares System, während unsere Erde mit all ihren Ressourcen begrenzt ist. Und man kann ein lineares System auf einem begrenzten Planeten nun mal nicht endlos betreiben. Es gibt Grenzen der Materialwirtschaft, die gerne übersehen werden – so zum Beispiel, dass das ganze System nur funktioniert, wenn Menschen die Rohstoffgewinnung, die Herstellung und den Handel übernehmen und wieder andere diese Produkte kaufen, um sie früher oder später wieder wegzuschmeißen.

Natürlich gibt es auch in der Materialwirtschaft einige Menschen, die mehr zu sagen haben als der Rest. Das sind auf der einen Seite die Mitglieder der Regierung, die vom Volk gewählt werden und die für das Volk handeln sollten – es ist (zumindest offiziell) ihre Aufgabe, auf die Bürger aufzupassen und für ihr Wohlergehen zu sorgen. Auf der anderen Seite gibt es die Vertreter der Großindustrie und des Kapitals – diese sind sogar noch mächtiger als die Regierungsvertreter. Von den weltweit 100 größten Wirtschaftsmächten sind 51 internationale Konzerne – je mächtiger diese wurden und werden, desto mehr haben sich auch die Regierungen verändert. Inzwischen vertreten Regierungen viel öfter die Interessen der Industrie und der Banken und kaum noch die des Volkes.

Die „Rohstoffgewinnung“ lässt sich heute viel besser als die rücksichtslose Ausbeutung natürlicher Ressourcen beschreiben. Wir roden massenhaft Wälder, sprengen ganze Berge für die Metallgewinnung, verbrauchen und verseuchen Unmengen von Wasser und rotten damit ganze Wildtierarten aus. Dabei stoßen wir an die erste Grenze der „Materialwirtschaft“, denn mit der Zeit gehen uns zwangsläufig die Rohstoffe aus, weil wir einfach zu viel davon verbrauchen. Allein in den letzten drei Jahrzehnten wurde ein Drittel der weltweiten Rohstoffvorkommen unwiederbringlich verbraucht. Wir roden, vermüllen und beuten unsere Erde mittlerweile so schnell aus, dass wir unser Überleben damit zunehmend erschweren. Mit „wir“ ist dabei vor allem die westliche Welt – allen voran die USA – gemeint.

Obwohl in den USA nur etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung leben, werden hier über 30 Prozent der weltweiten Ressourcen verbraucht und über 30 Prozent des weltweiten Abfalls „produziert“. Wäre der Verbrauch überall auf der Erde so hoch, dann bräuchten wir drei bis fünf erdähnliche Planeten – dabei haben wir nunmal nur einen einzigen. Die USA und die westliche Welt reagieren auf dieses Ungleichverhältnis, indem sie sich skrupellos bei der sogenannten „Dritten Welt“ bedienen – ganz so, als würden auch deren Ressourcen letztendlich allein uns gehören. So sind heutzutage rund 75 Prozent der Weltfischgründe stark be- oder sogar überfischt und 80 Prozent der ursprünglichen Waldbestände verschwunden. Allein im Amazonasgebiet werden pro Minute etwa zweitausend Bäume gefällt – doch was geschieht mit den Menschen, die hier leben? Wenn es nach den Regierungen und der Industrie der westlichen Welt geht, gehören diese Ressourcen nicht etwa den einheimischen Menschen, sondern den Eigentümern der Produktionsketten und schlussendlich den Konsumenten, die dafür Geld ausgeben. Das sind selten die Einheimischen, denn die kaufen nicht viel. Aber in dem linearen System der Materialwirtschaft gilt nunmal: Wenn Du nichts kaufst und besitzt, dann bist Du auch nichts wert.