Schon seit 2001 gibt es sie, doch erst im August 2007 gelang ihnen der ganz große Durchbruch mit ihrer Vorab-Single „Hamma!“ zu ihrem bis dato dritten Album. Ende November 2011 ist nun bereits ihr fünftes Album namens „ Flätrate“ erschienen und sie sind mal wieder mächtig stolz darauf – die sieben Berliner von Culcha Candela.
Mit ihrer Hitsingle „Hamma!“ hat sich die Multikulti-Pop-Truppe die Latte natürlich sehr hoch gelegt – ganze sechs Wochen belegten sie damit im Herbst 2007 den Spitzenplatz der deutschen Single-Charts. Mit ihren späteren Erfolgssingles „Schöne neue Welt“ und „Monsta“ konnten sie zwar erneut in den Hitparaden punkten, aber nicht mehr ganz so hoch bzw. so lange wie mit „Hamma“. Doch das kratzt die Truppe nicht wirklich, denn es gibt ja immer wieder eine nächste Single – inzwischen ist mit „Hungry Eyes“ ja auch schon wieder eine ganz neue Single am Start. Trotz Terminstress an allen Promo-Fronten fand Culcha-Candela-Mastermind und Gründungsmitglied Itchyban auch noch Zeit für ein Gespräch mit uns.
Mit eurem dritten Album kam ja 2007 der ganz große Durchbruch – habt ihr deshalb bei der Produktion eurer darauf folgenden Longplayers eigentlich großen Erfolgsdruck gespürt?
Nicht von außen, denn den größten Druck geben wir uns schon selber, weil wir natürlich Bock darauf haben, immer wieder noch bessere Mucke zu machen. Und das ist uns auch wieder gelungen – wir alle halten unser fünftes Album tatsächlich für unsere bisher beste Platte.
Hat sich euer Leben durch den großen Erfolg sehr verändert?
Ja und nein – wir vermischen ja immer noch alle möglichen musikalischen Stilrichtungen aber trotzdem hört sich jede neue Platte wieder irgendwie anders an. Außerdem hoffe ich schon, dass man sich als Mensch und Künstler auch verändert und immer weiterentwickelt – allerdings weniger durch den Erfolg als durch die Zeit.
Habt ihr auch schon irgendwelche dunklen Seiten des Erfolges kennenlernen müssen?
Nee, da gibt’s eigentlich nichts negatives zu berichten. Wir haben echt nette Fans, wir kommen in der Welt herum, machen coole Touren, um die uns sicher Tausende beneiden, die sofort mit uns tauschen würden. Wir waren zum Beispiel gerade in New York zu einem Business-Termin und hatten danach noch fünf Tage Freizeit in der City – also so lässt sich’s doch gut leben.
Klar, euer neues Album bringt auch jede Menge gute Laune rüber. Allerdings überwiegen inhaltlich die Party- und Lovesongs – ist dies eher ein bewusstes oder ein unbewusstes Zugeständnis an die mediale Mainstream-Kompatibilität?
Hm, ich finde, man darf nicht vergessen, dass wir immer nur die Musik machen, auf die wir gerade Bock haben und daher gehen wir an eine Albumproduktion auch niemals dogmatisch heran – sei es nun in bezug auf den musikalischen Style oder die Textinhalte. Es ist ja nicht so, dass wir zum Schluss dann irgendwann sagen: „Mist, jetzt haben wir schon dreizehn geile Songs, aber eigentlich fehlen noch drei Message-Songs und ein weiterer Latino-Quotentrack.“ Außerdem haben wir in all den Jahren auch schon eine ganze Reihe deutlicher Messages auf extrem tanzbare Beats gepackt – das wollten wir auch nicht überreizen. Was wir dagegen bisher kaum auf einer Platte hatten, war eine richtig langsame Ballade – warum also nicht lieber mal neue Sachen ausprobieren, als auf Altbekanntem herumzureiten?
Wonach sucht ihr eigentlich die Themen aus, über die ihr in euren Songs schreibt?
Unsere größte Inspiration ist tatsächlich das wahre Leben – und da ist einfach alles dabei, was uns interessiert und inspiriert und dazu gehören natürlich auch Frauen. Ich sag mal so: Was einem selbst passiert ist – das sind natürlich immer die besten Sachen, um einen Song darüber zu schreiben.
Da drängt sich mir geradezu die Frage auf, ob ihr wirklich „7 Eismänner auf der Suche nach den heißesten Schnitten der Stadt“ seid, wie ihr es in einem eurer Titel einmal behauptet habt?
Also, wir sind jetzt nicht wirklich jeden Tag auf der Suche und ich bin ja auch schon froh, dass so viele hübsche Frauen um uns herum sind und zum Teil auch mit uns zusammenarbeiten. Außerdem haben wir total coole Fans, unter denen auch viele sehr selbstbewusste und schöne Frauen sind, die gerne zu unseren Konzerten kommen. Wenn du jetzt aber ganz konkret nach Freundinnen fragst, oder ob wir schon vergeben sind, dann kann ich dir diese Frage leider nicht beantworten – weil ich keinen Bock darauf habe. Ansonsten kann ja jede Dame, die das näher wissen will, zu uns kommen und uns das direkt fragen. Es gibt natürlich auch viele Fans, die uns nach Konzerten noch – sagen wir mal – näher kennen lernen wollen, aber das interessiert uns nicht wirklich. Denn wir hatten auch schon vor unserem Erfolg als Band keinerlei Probleme damit, Frauen anzusprechen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Insofern suchen wir uns unsere Mädels nach wie vor am liebsten selber aus.
Ihr habt euch ja früher immer sehr engagiert – z. B. mit einem DVD-Projekt gegen Neonazis oder für eine Legalisierung von Hanf durch einen Auftritt auf der Hanfparade 2004. Macht ihr derartiges eigentlich immer noch oder fehlt euch dafür inzwischen die Zeit?
Nee, wir kriegen ja täglich einen ganzen Haufen Benefiz-Anfragen und wir machen so was auch noch sehr oft. Am liebsten natürlich bei Projekten, zu denen wir selbst aufgerufen haben bzw. die wir aktiv unterstützen, wie zum Beispiel die UN-Kampagne „Stand Up!“. Aber wir sind auch Paten von einige Schulen, so zum Beispiel von der „Schule gegen Rassismus“ in Brandenburg und von einer Kreuzberger Schule, die sich selber eine Solaranlage aufs Dach gebaut hat und damit ihren eigenen Strom generiert. Außerdem haben wir auch das Projekt „Africa Rise“ initiiert, mit dem wir eine Berufsschule in Uganda aktiv unterstützen und oben drauf geben wir jedes Jahr auch noch etliche Benefiz-Konzerte. Achso – und wir sind auch immer noch gegen Neonazis, aber ständig auf diese Knallköpfe hinzuweisen, verschafft denen doch nur viel zu viel unverdiente Aufmerksamkeit. Insofern würde ich glatt sagen, dass wir heute noch viel engagierter sind als je zuvor, denn es macht ja auch viel mehr Sinn, sich für irgendetwas öffentlich zu engagieren, wenn einen die Leute kennen – denn dann generiert man ja auch viel mehr Aufmerksamkeit für das jeweilige Thema.
Seid ihr auch nach wie vor noch für eine Legalisierung von Cannabis?
Ja, denn ich verstehe nach wie vor nicht, warum man Alkohol und Zigaretten überall kaufen kann, obwohl das süchtig macht und schon viele Leute auf dem Gewissen hat – aber kein Gras. In Holland funktioniert das doch auch.
Ein sehr erfolgreiche Single von eurem letzten Album war ja „Monsta“ – hier wurde ordentlich einer gekippt bis die Ersehnte schließlich verdoppelt erscheint. Trinkt ihr also jetzt eher mal was, als einen durchzuziehen?
Nee, wir trinken jetzt nicht mehr Alkohol als vorher und im Prinzip haben wir ja auch noch nie irgendwelche Pro-Drogen-Songs gemacht, sondern eher mal einen Anti-Drogen-Song. Auf unserem zweiten Album gab es zum Beispiel auch ein Lied gegen Kokain. Ansonsten denke ich, dass das jeder so handhaben soll, wie er es gerne hat – wir sprechen uns allerdings ganz definitiv gegen harte Drogen aus. Natürlich kann auch zu viel saufen oder zu viel kiffen schädlich sein. In „Monsta“ wurde der Alkohol ja auch nur in gewisser Weise als Stilmittel benutzt, um die Story voranzubringen und damit man sie sich bildlich besser vorstellen kann. Ansonsten habe ich ja eh keine Ahnung, was die Gesellschaft gerade für Drogen nimmt – denn so was findet bei mir selbst einfach nicht statt.
Gibt es bei euch bandinterne Regeln oder Absprachen in bezug auf euren eigenen Drogenkonsum?
Ja, bei uns darf man überhaupt keine Drogen konsumieren – man darf weder fett noch besoffen auf die Bühne gehen, das haben wir schon ganz strikt geregelt.
Aber nach der Show ist dann alles erlaubt?
Also ich weiß nicht, was du jetzt meinst, aber ich sage es auch noch mal: Wir sprechen uns gegen harte Drogen aus. Gras ist das Heftigste, was wir abgesehen von Alkohol jemals genommen haben – und das auch nie vor einem Job. Ich bin ja selber der allergrößte Anti-Drogen-Mensch und glaube, dass alle Drogen auch durchaus gefährlich sein können.
Was würdet ihr experimentierfreudigen Jugendlichen raten, die nichtsdestotrotz eigene Erfahrungen mit illegalen Drogen machen wollen?
Also mein Ratschlag wäre: Ihr müsst erst mal eure Grenzen kennenlernen – vor allem, wenn ihr sie noch gar nicht kennt. Jeder muss das schließlich irgendwann ausloten und dabei auch mal auf die Fresse fliegen, um zu merken, dass man danach auch wieder aufstehen kann. Insofern kann man auch aus negativen Erfahrungen etwas positives herausziehen – und wenn es nur die Erkenntnis ist, dass man von diesem oder jenen Zeug besser die Finger lässt. Doch eigentlich finde ich es viel wichtiger, den Leuten zu sagen: Glaubt an Eure Träume! Habt Träume und versucht, sie zu verwirklichen! Alles ist möglich, wenn Ihr nur wollt!
Wow, das klingt nach einem klasse Schlusswort – vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin!