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Helge Timmerberg – „Der Schwarzmarkt ist die Einstiegsdroge“

Helge Timmerberg zählt zu den innovativsten Journalisten und Reiseschriftstellern im deutschsprachigen Raum. Im letzten Jahr erschien sein Buch „Joint Adventure – Eine Reise in die Welt des Cannabis“, für das er unter anderem nach Malta, Marokko, Thailand und Kalifornien gereist ist, aber auch in seine eigene Vergangenheit als Kiffer. Zeitgleich zum geplanten Inkrafttreten der (Teil-)Legalisierung in Deutschland haben wir uns mit ihm über seine Erfahrungen mit legalem und illegalem Konsum unterhalten.

Herr Timmerberg, auf Ihrer Webseite gibt es eine Zeitleiste, auf der Sie die Anzahl der Joints auflisten, die Sie im Laufe Ihres bisherigen Lebens geraucht haben. Bis 2020 haben Sie etwa 50.000 gezählt – waren Sie über diese Zahl überrascht?
Nun, ich ging von drei Joints pro Tag aus. Mal waren es mehr, mal waren es weniger, aber drei Joints im Schnitt passt ganz gut. Das wären etwa 1.000 pro Jahr – und das dann mal 50. So kam’s zu der Zahl. Grobe Mathematik. Ich fand die 50.000 Joints auch nicht sonderlich sensationell. Wer drei Bier pro Tag trinkt, hat nach einem halben Jahrhundert auch 50.000 Flaschen hinter sich. 

Den größten Teil dieser Joints mussten Sie ja illegal konsumieren. Am Anfang Ihres Buches „Joint Adventure“ schildern Sie daher einige mitunter absurde Begegnungen mit der Polizei. Abschließend schrieben Sie „Und natürlich frage ich mich, ob ich das alles vermissen werde, wenn alles
anders geworden ist.“ Konnten Sie diese Frage schon für sich beantworten?

In Amsterdam, in L.A., in Bangkok – überall, wo ich an jeder Ecke Cannabis in all seinen Erscheinungsformen legal bekommen konnte, lief es für mich gleich ab. Erst konsumierte ich mehr als sonst, dann weniger. Meine persönliche Erfahrung deckt sich mit der von Kanada. Nach der Legalisierung stieg der Konsum erst an, dann fiel er wieder ab und mittlerweile kiffen dort weniger als in den letzten Jahren vor der Legalisierung. Warum? Vielleicht, weil dem legalen Kiffen dieser Hauch des Abenteuerlichen fehlt. Der Rebell, der Outlaw, der Pirat – das alles fällt dann flach im Kiffer-Selbstverständnis. Aber natürlich vermisse ich die Paranoia vor der Polizei kein bisschen.