Guenter-Weiglein-001

Günter Weiglein: „Jeder Kiffer hat einen medizinischen Hintergrund “

Die einen growen, die anderen konsumieren und wieder andere singen und schreiben darüber. Hanf ist ein Thema, das vielen eine Bühne gibt, im Großen und im Kleinen. Doch meistens dreht es sich um einen Markt, der von allen Beteiligten zum eigenen Vorteil genutzt wird. Aber halt – an vorderster Front gibt es auch eine Spezies, die sich völlig uneigennützig engagiert. Um zu informieren. Um aufzuklären. Um etwas zu bewegen. Und das ganz ohne finanzielle Hintergedanken. Die „Aktivisten“ sind die wahren Experten, die dann zu Rate gezogen werden, wenn man mal wieder Hilfe braucht. Oder Informationen.

Die meisten Aktivisten werden freiwillig zu Kämpfern für eine Sache. Bei Günter Weiglein ist der Hintergrund jedoch viel ernster. Ein Motorradunfall machte ihn zum Schmerzpatienten. Jetzt klagt Günther für eine Anbaugenehmigung. Das Interview wurde in zwei Teilen geführt: Vor und nach der alles entscheidenden Gerichtsverhandlung.

Hallo Günther, dein Einstieg in die Aktivistenszene hat einen ernsten Hintergrund. Du wurdest quasi dazu „gezwungen“. Kannst du einleitend etwas über deinen Unfall und dessen Folgen erzählen?

Ja, das kann man so sagen: Ich wurde unfreiwillig dazu gezwungen. Der Unfall war im Jahr 2002. Ich war mit meinem Motorrad unterwegs und wurde von einem Autofahrer, der ein Stoppschild übersehen hatte, auf der linken Seite voll erwischt. Die Folge waren multiple Frakturen am ganzen Körper. Ich bin heute noch sozusagen voller Metall, vom linken Unterschenkel, dem Oberschenkel, über den Unterarm bis hoch zum Unterkiefer. Damals war ich als Werkzeugkonstrukteur tätig und arbeitete für einen Zulieferer der Automobilindustrie. Nach dem Unfall musste ich knapp eineinhalb Jahre komplett aussetzen und fand danach, unter anderem durch den Unfall bedingt, keinen Einstieg mehr in meinen früheren Beruf.

Wovon lebst du seit deinem Ausstieg aus deinem früheren Beruf?

Ich habe mich mit einer Geschäftsidee selbständig gemacht. Diese nennt sich „Rent a Pizzeria“ und ist eine mobile Pizzabäckerei auf vier Rädern, mit der ich Aufträge von Kunden auf Firmenfeiern, Stadtfesten und anderen Anlässen annehme. Das habe ich neun Jahre lang betrieben, bis ich dieses Jahr im März meinen ersten Herzinfarkt hatte. Den habe ich als solchen zunächst gar nicht wahrgenommen, ich dachte erst, ich hätte eine Fischvergiftung weil mir nach einem Fischbrötchen so richtig übel geworden ist. Erst später beim Arzt wurde der Infarkt diagnostiziert.

Wie wurdest du nach deinem Unfall behandelt?

Ich litt und leide auch heute noch hauptsächlich an Rückenschmerzen, sowie Schmerzen im linken Knie und der linken Schulter. Damit war ich natürlich in ärztlicher Behandlung, doch leider nur bedingt erfolgreich. Ich kann nicht sagen, dass die Schulmedizin komplett versagt hat, doch die Nebenwirkungen haben mir doch ziemlich zu schaffen gemacht. Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme, Schweissausbrüche, Übelkeit, Trägheit, das ganze Programm. Als ich eines Abends in gemütlicher Runde bei Freunden an einem Joint gezogen habe, stellte sich nahezu unmittelbar ein Körpergefühl ein, das meine Schmerzen erheblich linderte und meinen Bewegungsapparat in einen – sagen wir mal akzeptablen Zustand – versetzte. Mir wurde schnell klar, dass Cannabis eine wirkungsvolle und vor allem auf natürlichen Stoffen basierende Alternative zur Chemischen Schulmedizin sein konnte.