Editorial-201503-002

thcene 03/2015 (Mai-Juni)

Die Haltung deutscher Politiker zum Thema Hanf-Legalisierung gleicht zur Zeit einem gesellschaftlichen Tauziehen – auf der  einen Seite bemühen sich Volksvertreter wie die Bezirksbürgermeisterin Monika Hermann (die vor einem Jahr mit ihrem Vorschlag für ein Modellprojekt, der Debatte um die kontrollierte Abgabe von Cannabis einen gehörigen Schub versetzte) um neue Ansätze, die unserer Zeit und der sozialen Realität angepasst sind. Auf der anderen Seite hingegen setzen Hardliner wie Berlins Innensenator Henkel weiterhin auf die Prohibition, verstärken diese noch zunehmend und ignorieren damit den gesellschaftlichen Wandel, der sich mittlerweile aber immer schwerer übersehen lässt.

Und in gewisser Weise erreichen sie damit genau das Gegenteil, denn die Hanfszene hat sich auch in Deutschland in den letzten Jahren aus dem Untergrund und der Gegenkultur heraus zu einer starken, sozialen Bewegung entwickelt und ist bundesweit (mehr oder weniger gut) organisiert. Unbedachten Hardliner-Aktionen (wie den Grossrazzien im Görlitzer Park in Berlin) wird anstelle von Angst mit öffentlichen “Kiff-Ins” begegnet, zu denen hunderte Teilnehmer erscheinen und somit zivilen Ungehorsam auf friedliche Weise demonstrieren. Trotz der Bedrohung durch eine Strafverfolgung äußern sich immer mehr Menschen und Patienten öffentlich über ihren Cannabiskonsum und organisieren sich in Patientenver- einigungen, Cannabis Social Clubs oder anderen Verbänden und fordern die längst überfällige Re-Legalisierung der uralten Nutzpflanze Cannabis.

Im Mai bietet der “Global Marihuana March” auch in diesem Jahr wieder bundesweit die Möglichkeit, mit Tausenden von Gleichgesinnten für eine Beendigung der Prohibitions-Politik und eine vollständige

Legalisierung von Cannabis zu demonstrieren. Am 8. August folgt dann unter dem Motto „Nutzt Hanf!“ Deutschlands größte Legalize!-Demo – die mittlerweile schon traditionelle Hanfparade in Berlin.

Was ausgerechnet im Ursprungsland des “War On Drugs” mittlerweile Realität ist (die weitreichende Legalisierung und kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene für den Freizeitgebrauch und die medizinische Anwendung) lässt sich auch hier in Europa durchsetzen. Allerdings müssen wir dran bleiben und Repressionen mit entsprechendem Gegendruck begegnen – und nicht nur auf Demonstrationen Zusammenhalt demonstrieren.