Editorial-201606-002

thcene 06/2016 (November-Dezember)

Während sich für die internationale Hanfszene in den letzten Jahren viel zum Positiven entwickelt hat, tobt der weltweite “Krieg gegen die Drogen” fast unvermindert weiter und nimmt in manchen Teilen der Welt erschreckende Ausmaße an. Besonders gnadenlos wütet dieser „Krieg“ derzeit auf den Philippinen.

Als Rodrigo Duterte Ende Juni Präsident des asiatischen Inselstaats wurde, rief er sogleich einen gnadenlosen Kampf gegen Drogenhändler und -konsumenten aus und schwor (wenn nötig) “Millionen Menschen abzuschlachten und deren Leichen als Fischfutter in die Bucht von Manila zu kippen”.

Duterte hat die philippinische Bevölkerung aufgerufen, ihn bei dieser staatlichen „Säuberung“ zu unterstützen – das hat dazu geführt, dass inzwischen alle möglichen Gräueltaten und Morde verübt wurden und werden, ohne dass die Täter der sogenannten Todesschwadronen eine Strafe befürchten müssen. Laut Amnesty International sind in den ersten 100 Tagen von Dutertes Präsidentschaft schon über 6.000 Menschen staatlichen Todesschwadronen und willkürlicher Lynchjustiz zum Opfer gefallen.

In einer Rede Ende September verglich Duterte dann seine re­s­t­rik­tiven Tötungsmaßnahmen mit „Adolf Hitler und seinem Holocaust“. So gestand der drogenfeindliche Diktator indirekt ein, dass der Krieg gegen die Drogen letztendlich immer ein unmenschlicher Krieg gegen Menschen ist.

Tatsächlich sind der absolute Großteil der auf den Philippinen ermordeten Menschen kleine Dealer (von denen sich bereits über 600.000 aus Angst vor den Todesschwadronen freiwillig den Behörden gestellt haben) – während die großen Fische auch hier verschont bleiben.

Es ist daher an der Zeit, den Krieg gegen die Drogen weltweit und ganz offiziell (z.B. durch die UNO) als verloren zu erklären und verbindliche Wege zur Legalisierung, Regulierung und Prävention einzuschlagen – so, wie es Portugal und Uruguay bereits getan haben.

Oder man gibt endlich zu, dass dieser „Krieg“ ein sehr bequemes Unterdrückungsinstrument für diktatorische Regierungen ist, mit dem man im Namen des vermeintlich Guten die schrecklichsten Dinge tun kann.