Dr.-Ryan-Cole-(03)

„In meiner Generation haben wir Pot-Rauchen erst vor unseren Eltern verheimlicht – und jetzt vor unseren Kindern!“

Auf meiner Reise durch den mittleren Westen der USA komme ich durch eine mittelgrosse Stadt in Oregon und bin mit dem Notfall-Arzt Dr. Ryan Cole* verabredet, der im städtischen Krankenhaus arbeitet. Ryan ist 59 Jahre alt, ein bisschen hyperaktiv und wuchs bis zu seinem 20. Lebensjahr in einem Vorort von San Francisco auf. Nach seinem Abschluss in Stanford lebte und arbeitete er in verschiedenen Bundesstaaten in Amerika, bis er schließlich vor vielen Jahren hier in Oregon zu Hause angekommen sei, wie er von sich selbst sagt.

In Oregon ist Cannabis, wenn man über 21 Jahre alt ist, seit Oktober 2015 legal käuflich und zum Konsum freigegeben, Ryan kifft selbst seit vielen Jahren und beantwortet meine Fragen etwas übermüdet, direkt nach seiner Doppelschicht in der Notfallaufnahme. Dabei driftet er immer wieder schnell in andere medizinische Themen ab, so dass es ein kurzer, interessanter Austausch wird. Wir sitzen draußen im Garten des Krankenhauses und lehnen uns an eine alte Zeder, ein Stück abseits von Strasse und Notaufnahme. Hinter uns plätschert beruhigend ein kleiner Fluss, wie es viele hier in der bergigen Landschaft gibt.

Ryan, wann hast du das erste Mal etwas über Cannabis gehört?

Ich wuchs 30 Meilen südlich von San Francisco auf und das war die Gegend, in der das ganze Hippie-Ding im Sommer ’67 stattfand. Wir haben Leute im Fernsehen Joints rauchen sehen, auf der Straße, praktisch überall. Ich war damals so um die 13 Jahre alt, eigentlich noch zu jung für die ganze Hippiebewegung, und – glaub es mir oder nicht – ich bin einer der letzten in meinem Freundeskreis gewesen, der angefangen hat zu kiffen. Vorher war ich einmal mit ungefähr 12 Jahren richtig besoffen gewesen, als es auf einer Swimmingpool-Party eines Älteren ziemlich leicht war, an die Bowle ranzukommen und ich mir oft einfach nachschenken konnte. Die Jungs, die ältere Brüder hatten, brachten eigentlich das Gras mit in die Schule, und so kam es eines Tages dazu, dass ich nicht nur davon hörte und es woanders sah, sondern es auch einfach mit meinen Freunden ausprobieren konnte.

*Name von der Redaktion geändert