Der Status quo bei medizinischem Cannabis

Der Status quo bei medizinischem Cannabis – Ein persönlicher (Er)Leidensbericht

Ich lebe in Bayern, bin Mitte 40, leitender Angestellter, Familienmensch, politische Einstellung grün/konservativ. Mein Sportprogramm besteht aus täglichem Fahrradfahren und zweimal die Woche je sechs bis zehn Kilometer Joggen. Mein Wohlfühlprogramm besteht aus Familie, Freunden und Cannabis – wobei Cannabis für mich inzwischen zu einer wichtigen Medizin geworden ist.

Im Frühling dieses Jahres bemerkte ich plötzlich einen rapiden Leistungsabfall beim Joggen. Zur Sicherheit fand ich mich Mitte Mai zum Check meiner Lungenfunktion und einem EKG bei meiner Hausärztin ein. Zusätzlich wurde ein kleiner Bluttest durchgeführt. Meine Ärztin teilte mir mit belegter Stimme mit, dass die Laborwerte meiner roten Blutkörperchen (speziell des Hämoglobin-Proteins, welches für den Transport von Sauerstoff zuständig ist) katastrophal niedrig sind und ich sofort in die nächste Klinik fahren solle.

Die nächsten Stunden erlebte ich wie in Trance. Ich kannte Krankenhäuser eigentlich nur als Besucher und hatte keine nennenswerte Krankenakte. Bis jetzt. Im Krankenhaus bekam ich Bluttransfusionen und es wurden Proben aus meinem Rückenmark entnommen. Nach zwei Tagen wurde ein sehr seltenes, bösartiges, leider unheilbares, aber gut behandelbares Lymphom (eine Art von Blutkrebs) diagnostiziert. Mittlere Überlebenszeit für Erkrankte wie mich: 5 bis 15 Jahre. Mein Leben geriet aus den Fugen.

Mein Onkologe hat das „schöne“ Bild geprägt, dass in meine „Blutproduktions-Fabrik“ Terroristen eingefallen wären und diese müsste man jetzt mit Handgranaten und schwerer Artillerie vertreiben. Eine Chemotherapie ist wohl wie eine Panzergranate, welche alle Zellen (gute wie schlechte) platt macht. Unter anderem die Magenschleimhaut, da hier schnellteilende Zellen „leben“. Das wiederum führt zu heftiger Übelkeit und Erbrechen. Weitere häufige Nebenwirkungen sind Appetitlosigkeit, Schlafprobleme usw. Am dritten Tag hatte ich bereits meine erste Chemotherapie-Behandlung.

Zur Behandlung der beschriebenen Nach- und Nebenwirkungen wird standardmäßig ein pharmazeutischer Tabletten-Cocktail verschrieben. Bei mir waren es Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen, Schlaftabletten und diverse andere Tabletten. Insgesamt hatte ich eine morgendliche Ration von acht (!) Tabletten zu schlucken.