Schöne geteilte Welt

Schöne geteilte Welt

Vor ungefähr 200.000 Jahren war das so: Die einen gingen auf die Jagd – z. B. von Bären – und die anderen gingen zum Sammeln – z. B.  von Beeren. Außer, wenn die Beerensammler plötzlich einem Bären begegneten. Dann wurden auch sie zu Jägern. Oder sie wurden selber zu Gejagten. Je nach Größe des Bären.

Wenn nun alle von so einer Bärenjagd nach Hause kamen, dann konnte es vorkommen, dass die Bärenjäger einen Bärenhunger auf Beeren hatten, und deswegen die Beerensammler fragten, ob sie ihnen ein paar von den Beeren abgeben könnten – z. B. von den Himbeeren, den Brombeeren, oder den Stachelbeeren. Nicht zu verwechseln mit Stachelschweinen. Um die kümmerten sich schließlich die Jäger.

Und dann sagten die Beerensammler, dass sie sich für die Nachfrage nach Beeren sehr bedanken, und selbstverständlich ein paar von ihren Beeren den Jägern anbieten wollten. Woraufhin die Jäger sagten, dass sie ja einen Bären erlegt haben – und deswegen den Sammlern davon abgeben wollen. Und so tauschten Jäger und Sammler Bären und Beeren, bis alle genug davon zu essen hatten.

Zugegeben, Trennkost-Experten werden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Aber kein Problem.

Damit es nämlich besser rutscht, hatte noch jemand entdeckt, dass das Trinken von vergorenen Beeren die Verdauung anregt und nebenbei auch sonst die Stimmung hebt. Und so gab er den Sammlern und Jägern von dem Trunk, und die gaben ihm Früchte und Fleisch, und alle aßen und tranken, und sangen und tanzten, und lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann teilen sie auch heute noch.

Ist die Welt nicht schön?

Klingt witzig, ist aber kein Witz.

Die Menschheit ist ca. 200.000 Jahre alt. Nur das Publikum vom ZDF-Sonntagsgarten ist älter. Und die ersten 90 % dieser 200.000 Jahre lebte die Menschheit ohne Hierarchie, also ohne Anführer. Das heißt, die ersten 180.000 Jahre der Geschichte waren wir Menschen uns absolut darüber im Klaren, dass wir gleichwertig sind. Bis dann eines Tages ein Jägersmann sagte, dass das so nicht ganz fair sei. Schließlich seien die Jäger größeren Gefahren ausgesetzt und müssten weitere Wege gehen und müssten schnell rennen, wild kämpfen und würden im schlimmsten Fall krass getötet, nur um am Ende eventuell mal ein einziges Beutetier mit nach Hause bringen zu können – während die Sammler einfach nur über die Wiese hopsen, links pflücken, rechts pflücken, und körbeweise Obst nach Hause schaffen. Deswegen würden die Jäger viel mehr leisten als die Sammler. Und deswegen solle man den Tausch gerechter gestalten, nämlich, dass Jäger und Sammler nicht einfach alles miteinander teilen. Wer mehr leistet, soll auch mehr bekommen. Und – Bumm! –  hatte man den großen Jägersmann mit Köpfchen einfach vor die Höhlenwand gekloppt.