Das Waldsterben war in der BRD der 80er Jahre DAS Umweltthema schlechthin. Die Debatte um das Absterben des Waldes hatte große politische und gesellschaftliche Auswirkungen und gilt als einer der Gründe für den Aufstieg der Partei DIE GRÜNEN. Und obwohl der Wald für immer mehr Menschen zu einem leicht erreichbaren Sehnsuchtsort geworden ist, ist er immer noch gefährdet. Vielleicht sogar gefährdeter denn je. Deshalb wird manchmal (wie im Hambacher Forst) um jeden einzelnen Baum gekämpft.
Mein Freund Uwe hat den Wald für sich entdeckt und berichtet mir ebenso regelmäßig wie begeistert über seine ausgedehnten Waldspaziergänge. Auch mein alter Kumpel Tommy hat die schönsten Strecken in „seinem“ Wald längst entdeckt. Immer mehr Freunde und Bekannte scheint es vermehrt in unsere einheimischen Wälder zu ziehen, sie tanken in der naheliegenden Natur neue Kraft. Das ist eigentlich gar nichts Neues, denn zu den großen Mythen der Deutschen gehört auch der deutsche Wald. Der Märchenwald von Hänsel und Gretel und vielen weiteren Sagen-Gestalten. Jahrhundertelang haben wir den Wald nicht nur geschätzt, sondern ihn regelrecht verklärt. Aber so richtig gekümmert haben wir uns nicht darum – obwohl das schon vor 40 Jahren ein großes Thema war.
Bereits in der ersten Hälfte der 80er Jahre gab es quer durch die westdeutsche Gesellschaft (und die gesamte Parteienlandschaft) einen Konsens über die Dringlichkeit und Bedeutung des Themas „Waldsterben“. Als Ursache stand damals vor allem sauerer Regen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Mögliche weitere Ursachen wie falsche Bestockung oder zeitweise Trockenheit wurden lange überhaupt nicht diskutiert, aber infolge der gesellschaftlichen Debatte wurden weitreichende politische Maßnahmen ergriffen, die eine deutliche Verringerung der Emissionen bewirkten. Es lässt sich nicht sagen, wie sich der Zustand des Waldes ohne die Einführung dieser Maßnahmen entwickelt hätte. Trotzdem wird heute manchmal argumentiert, dass DIE GRÜNEN immer alles übertreiben, da der schon in den 80ern totgesagte Wald ja immer noch da sei. Klar, es gibt noch Wälder, aber wieviele davon sind noch echte Ur(märchen)wälder? Die ernüchternde Antwort: Keine. In Deutschland gibt es heute keine echten Urwälder mehr und nur noch 0,6 % der Fläche sind naturbelassen. Die verbliebenen (zum Großteil bewirtschafteten) Wälder gehören heute zu 52 % uns allen – das sind öffentliche Wälder, die (noch) dem Staat gehören. Der Rest unserer Wälder ist heute bereits im Besitz von rund zwei Millionen Privatleuten, wobei man eigentlich gar nicht so genau weiß, wieviele Besitzer das sind. Denn dazu gibt es einfach keine genauen Statistiken. Aber es sind vor allem ältere Männer – soviel weiß man dann doch, auch wenn in den letzten Jahren immer mehr Frauen dazukamen.
Nicht jede Waldbesitzerin bzw. jeder Waldbesitzer ist zwangsläufig ein gnadenloser Kapitalist mit Gewinnmaximierungsabsichten. Die meisten wollen nur etwas Wald haben, weil sie das als etwas Besonderes empfinden und sie so auch ein Stückchen Natur besitzen, welches sie schützen können. Und dem sie dann höchstens mal etwas Todholz für den heimischen Kamin entnehmen.
Diese kleinen Waldbesitzer werden nun aber von den staatlichen Forstwirtschaftsbehörden dazu gedrängt, ihren Wald „intensiver zu nutzen“. Denn auch Wald stellt nun mal ein Wirtschaftsgut dar, was genutzt werden und zu Gewinnen (und damit Steuereinnahmen) führen soll. Da wird den Waldbesitzern dann von behördlicher Seite auch schon mal nahegelegt, mit Großmaschinen im eigenen Wald „ordentlich aufzuräumen“. Und hinterher stellen die Waldbesitzer entsetzt fest, dass ihr Wald nun gar nicht mehr so schön aussieht. Und gar kein romantischer Sehnsuchtsort mehr ist.
Doch warum ist das so?