Digitale-Weltentfremdung-01

Digitale Weltentfremdung

Als ich 20 Jahre alt war, war ich total auf Grün und Öko eingestellt und bin damals mit einem VW-Käfer mit Tempo 80 über die Autobahn gebrettert – oder besser: gekrochen. Nach einer Stunde musste ich dann immer eine Rast einlegen. Warum? Weil ich nichts mehr sehen konnte wegen der vielen Insektenkadaver auf meiner Windschutzscheibe. Die Älteren werden sich erinnern. Insektenkadaver auf der Windschutzscheibe – inzwischen eine ausgestorbene Gattung.

Heute gleite ich mit meinem SUV mit Tempo 240 über die Autobahn, und nach vier Stunden kleben auf der Windschutzscheibe vielleicht eine Fliege und drei Käfer – zwei Marienkäfer und einer von VW. Den hatte ich gar nicht bemerkt. Aber daran kann man es doch mal wieder sehen: Alle schimpfen auf den CO2-Ausstoß, dabei hat der auch seine Vorteile. Zum Beispiel weniger lästige Insekten auf der Windschutzscheibe. Wobei die schlimmsten Drecksinsekten leider immer noch völlig ungeniert unterwegs sind. Und zwar nachts, wenn ich einschlafen will: Mücken oder sonstige Blutsauger. Wann immer ich nachts im Bett liege und in den Halbschlaf dämmere, höre ich diesen unerträglich hohen Summton in meinen Ohren. Dann mach ich das Licht an – und nichts ist zu sehen. Sobald das Licht dann wieder aus ist, ist der nervige Summton natürlich wieder da. Dann stopfe ich mir was in die Ohren, damit ich endlich einschlafen kann, und dann schlafe ich endlich irgendwann ein, und am nächsten Morgen bin ich hundemüde. Außerdem juckt es mich an Stellen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass ich da Stellen habe.

Deswegen muss ich es jetzt mal ganz ehrlich sagen: Ich werde so lange mit meinem Verbrennungsmotor über die Autobahn heizen, bis ich nachts endlich wieder in Ruhe schlafen kann. Da kann mich Elon Musk mit seinen Teslas gepflegt am Arsch lecken.