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Abhörskandal GLOBAL

An Edward Snowden scheiden sich die Geister — für die einen ist der Amerikaner in Moskau ein Landesverräter, für die anderen ein Held. So schlug ihn die  Piratenpartei im Juli diesen Jahres sogar für den Bundesverdienstorden vor, denn: „Snowden hat sich dazu entschieden, sein persönliches Wohlergehen für die weltweite Aufklärung aufzugeben. Er hat Familie und Freunde zurückgelassen und seinen Beruf aufgegeben. Er wird seine Heimat vermutlich nie mehr wiedersehen.“ Dank Snowdens großem Opfer wissen wir nun, was wir zuvor nur vermuten konnten: George Orwells 1984 ist spätestens seit 2013 Realität geworden.

Bis Mai 2013 arbeitete Edward Snowden als Systemadministrator für das Beratungsunternehmen „Booz Allen Hamilton“ und war dort im Auftrag der CIA und NSA tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit hatte er auch direkten Zugang zu vielen als streng geheim eingestuften Informationen – so unter anderem auch zu brisanten Informationen über die US-amerikanischen Programme zur Überwachung der weltweiten Internet-Kommunikation wie „PRISM“ und „Boundless Informant“ sowie das noch umfassendere britische Überwachungsprogramm „Tempora“. Snowden übermittelte diese Informationen im Mai diesen Jahres an den Journalisten Glenn Greenwald, der sie im Juni 2013  in Auszügen und ohne Angabe der Quelle in der britischen Tageszeitung The Guardian veröffentlichte. Wenige Tage später, am 9. Juni 2013, gab Snowden in Hongkong seine Identität gegenüber der Öffentlichkeit bekannt und wurde weltweit zum Tagesgespräch. Daraufhin erhob das FBI am 14. Juni 2013 den Vorwurf der Spionage und erwirkte einen Haftbefehl gegen den Flüchtigen.

Bereits als Snowden im Jahr 2007 von der CIA nach Genf geschickt wurde und er umfangreichen Zugang zu geheimen Informationen und Überwachungsdaten hatte, seien ihm (einem Zeitungsinterview zufolge) zum ersten Mal Zweifel an der Rechtmäßigkeit seiner Arbeit gekommen: „Ich erkannte, dass ich Teil von etwas geworden war, das viel mehr Schaden anrichtete als Nutzen brachte.“ Schon damals habe er darüber nachgedacht, die geheimen Überwachungspraktiken der US-Geheimdienste zu enthüllen, doch die Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der USA im Jahr 2008 habe in ihm die Hoffnung geweckt, die fragwürdigen Praktiken der Geheimdienste würden nun bald durch Reformen abgeschafft. Diese Hoffnungen erfüllten sich jedoch nicht, und im Laufe der Zeit kam er nach eigenen Angaben zu der Überzeugung, dass er nicht mehr länger warten könne und die Existenz der Überwachungsprogramme nun öffentlich machen müsse. In dem Interview mit Glenn Greenwald sagte Snowden auch: „Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich tue und sage, aufgezeichnet wird. Das ist nichts, was ich unterstützen oder wo ich leben möchte.“