Ein Coffeeshop nach niederländischem Modell in Berlin ist ein Traum von vielen. Im Bundestagswahlkampf hatte Monika Herrmann, die amtierende Bürgermeisterin von Berlin-Kreuzberg, diese Idee erstmals in den Mund genommen und damit eine anhaltende Diskussion ausgelöst.
Einen Coffeeshop verbindet jeder Amsterdam-Gereiste mit einer chilligen Kneipe, in der es neben einer Getränkekarte mit vielen Säften auch eine Karte gibt, die diverse Marihuana- und Haschischsorten anbietet. Verschiedene Preislagen und unterschiedliche Qualitäten – in einem Coffeeshop kann man das gleich genießen, Rauchwaren in geringen Mengen erwerben und auch mit nach Hause nehmen. So ein Coffeeshop in Berlin wäre ein Traum für jeden Kiffer in der Stadt. Wie in Amsterdam könnten auch in unserer Hauptstadt erwachsene Menschen ein Lokal besuchen, in dem sie ohne Angst vor der Polizei dem Genussmittel ihrer Wahl frönen. An einem gemütlichen Ort, an dem statt psychoaktiver Getränke vielfältige Cannabisprodukte angeboten werden. Analog einer Weinschänke, die sowohl offene Weine zur Verköstigung als auch geschlossene für daheim anbietet. Ein Coffeeshop ist im Idealfall ein Fachgeschäft mit qualitativ hochwertiger Ware und guter Beratung. Dazu muss die Berliner Polizei nach dem Vorbild der Niederlande eine Toleranzvorgabe haben. Denn wenn ein Beamter das Cannabis in der Tasche eines Durchsuchten ignorieren soll, muss er dabei im legalen Rahmen handeln können. Natürlich soll dem Konsumenten die gerade erstandene geringe Menge nicht gleich wieder abgenommen und er selbst mit Leibesvisitation und Strafandrohung gedemütigt werden. So ist ein Coffeeshopmodell in Berlin-Kreuzberg eine charmante Idee. Nicht nur für Cannabiskonsumenten, sondern auch für Anwohner und die vielen Menschen, die den Görlitzer Park zu Erholungszwecken besuchen. Von einigen Bürgerinitiativen rund um den Görlitzer Park stammte die Coffeeshop-Idee, die von Frau Herrmann im letzten Bundestagswahlkampf aufgegriffen wurde.
Kreuzberg, ursprünglich ein Arbeiterbezirk, hat sich mit der Teilung 1961 zu einem progressiven Stadtteil entwickelt. Kommunen, Wohngemeinschaften und Bürgerinitiativen bildeten sich in Kreuzberg häufiger als in anderen Bezirken. Einige engagierte KreuzbergerInnen haben selbst mit Hand angelegt, als ein stillgelegter Gleisabschnitt am damaligen Stadtrand begrünt und zum Görlitzer Park wurde. Und es war selbstverständlich, dass man dort Marihuana kaufen und rauchen konnte. Mit dem Mauerfall wurde Kreuzberg plötzlich zu einem zentralen Bezirk – und der Görlitzer Park zu DER zentralen Grünfläche Kreuzbergs. Vorrangig der Westzipfel hat sich mittlerweile zu einem Umschlagplatz für Cannabis entwickelt. Dort sitzen Menschen auf Parkbänken und zischen Passanten an: “Haschisch? Weed?“ Oft sind es Flüchtlinge ohne Arbeitserlaubnis und von Abschiebung bedroht – das ist ein nicht weniger schlimmes Thema als die Kriminalisierung von Cannabis. Denn kein Kraut ist illegal und auch KEIN MENSCH IST ILLEGAL! Obwohl im Görlitzer Park beides miteinander verwoben ist, konzentriert sich dieser Text auf die Cannabisprohibition.
Allein die Straßendealerei empfinden viele Anwohner als sehr negativ. Auch Spaziergänger sind genervt, wenn sie dauernd angesprochen werden, und Eltern sorgen sich um ihre Kinder. Und so gibt es schon seit Längerem verschiedene Besucher- und Anwohnerinitiativen, die der „aggressiven“ Straßendealerei ein Ende bereiten wollen. Neu ist dabei allerdings die Herangehensweise, denn fast alle haben erkannt, dass Polizeigewalt dieses Problem nicht lösen kann – und zwar nachweislich: Im letzten Jahr gab es über hundert Großeinsätze der Polizei – ohne dass sich die Situation geändert hat. Also kann dieser Lösungsansatz nicht der richtige sein – man muss umdenken, legale Abgabestellen für Cannabis einrichten und so den illegalen Verkauf im Görlitzer Park austrocknen. So war die Idee geboren, einen Coffeeshop nach niederländischem Vorbild zu eröffnen und die Bürgermeisterin von Kreuzberg, Frau Monika Herrmann, sprach diese Idee einige Wochen vor den Wahlen öffentlich an.