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Hans Cousto: Das Leben spürt man am besten, wenn man feiert und tanzt

Die einen growen, die anderen konsumieren und wieder andere singen und schreiben darüber. Hanf ist ein Thema, das vielen eine Bühne gibt, im Großen und im Kleinen. Doch meistens dreht es sich um einen Markt, der von allen Beteiligten zum eigenen Vorteil genutzt wird. Aber halt – an vorderster Front gibt es auch eine Spezies, die sich völlig uneigennützig engagiert. Um zu informieren. Um aufzuklären. Um etwas zu bewegen. Und das ganz ohne finanzielle Hintergedanken. Die „Aktivisten“ sind die wahren Experten, die dann zu Rate gezogen werden, wenn man mal wieder Hilfe braucht. Oder Informationen.

Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir das, was wir konsumieren, auch hören können: Hans Cousto ist der Entdecker der Kosmischen Oktave und hat mit der Vertonung der THC- und MDMA-Moleküle musikwissenschaftliche Geschichte geschrieben. Als erfahrener Psychonaut gibt er seit Jahrzehnten sein Wissen über die Drogenkultur in Form von Vorträgen, Informationsveranstaltungen und Publikationen weiter. Darüber hinaus engagiert er sich an verschiedenen kritischen Fronten in Sachen Drogen- und Stadtpolitik.

Hallo Hans, in den Expertengesprächen werden ja in erster Linie Aktivisten befragt. Bei dir basiert das Aktivistendasein auf einer fundierten wissenschaftlichen Ebene. Bist du dahingehend heute eher mehr Wissenschaftler oder mehr Aktivist?

Das kann man nicht trennen. Seit mehr als vier Jahrzehnten konsumiere ich nun Psychedelika. LSD, Meskalin, Psilocybin. Jede Droge verändert die Wahrnehmung auf eine andere Art und Weise und ergibt ein anderes Weltbild, eine andere Weltanschauung. All diese komplexen Erfahrungen möchte ich gerne weitergeben. Und wie die Bewusstseinserweiterung genau funktioniert, ist natürlich auch wissenschaftlich interessant. Das geht Hand in Hand.

Du bist nach mehreren Semestern Mathematikstudium in Zürich nach Indien und durch den Mittleren Osten gereist, um – wie es in deiner Biografie heißt – Antworten auf grundlegende Fragen zur Trivialität und Beweisbarkeit zu bekommen. Was genau war die Initialzündung für deine erste Reise?

Es gab eine sehr intensive psychedelische Erfahrung auf LSD, die in mir bereits in jungen Jahren eine folgenschwere Diskussion ausgelöst hat: Was ist real und was ist nicht real. Ich saß am Züricher See an einem Hafen, in dem ein paar Boote vor Anker lagen. Es war windig. Die Stahlseile auf den Schiffen schlugen gegen die Masten, und daraus entstand eine Symphonie. Wenn ich mich richtig entspannte, dann sah ich den ganzen See voll mit Booten. Neugierig, wie ich als Mathematiker nun mal war, wollte ich wissen, wie viele Boote das sind, wenn die Halluzination voll im Gange ist. Ich begann zu zählen. Das misslang jedoch gründlich, denn in dem Moment, wo ich anfing, mich auf die halluzinierten Boote zu konzentrieren, da waren sie weg. Das wiederholte sich einige Male, und ich kam ins Grübeln.

Die Leute sagen: Eine Halluzination ist nicht real. Aber Hallus können durchaus eine Wirkung haben. Also gehören sie zur Wirklichkeit, denn was nicht zur Wirklichkeit gehört, kann auch keine Wirkung haben. Folglich sind sie real.

Mein Professor in linearer Algebra meinte dann, dass er auf viele meiner Fragen dieser Art keine Antwort wüsste. Ich sollte doch mal nach Indien reisen. Die Reisen waren damals sehr günstig. Ich habe Autos überführt und hatte dann genug Geld, um ganze Winter dort verbringen zu können. Diese Aufenthalte haben mich sehr stark geprägt.

Danach hattest du in München „auf Pilzen“ die Vision der Kosmischen Oktave, die auf klaren Zusammenhängen zwischen Mathematik, Astronomie und Musik basiert. Wie kam es zu dieser praktischen Anwendung des Glasperlenspiels?

Damals lebte ich in einer großen WG in München. Zum Zeitvertreib haben wir Horoskope vertont, Musik gemacht und das Leben genossen. Bei der Horoskopvertonung tauchte im Zusammenhang mit dem „Grundton“ und der Sphärenharmonie ein Widerspruch auf. Bereits im 16. Jahrhundert hatte sich der Astronom Johannes Kepler intensiv mit der Materie beschäftigt. Er hatte viele Parallelen zwischen Planetenbahnen und Harmonien vortrefflich beschrieben. Doch eine vernünftige Herleitung des Grundtones war bei Kepler nicht zu finden. Auch das Material in Sachen Stimmtonkonferenzen und Kammertönen war erschlagend. Doch nirgendwo war der Ansatz eines kosmischen Grundtones zu finden. Eines Tages, nach dem Gebrauch von kleinen, spitzkegligen, kahlköpfigen Pilzen, hatte ich eine Vision und habe die Berechnungen angestellt. Mein Ergebnis stieß auf stetig wachsendes Interesse, und bis heute hat sich diese Entdeckung so weit entwickelt, dass diese Töne inzwischen zur Standardausstattung vieler Stimmgabelhersteller gehört.