„Alle Regierungen lügen!“ – diese Aussage des 1907 in den USA geborenen Ausnahmejournalisten Isidor Feinstein Stone (I. F. Stone) machte sich eine neue Generation investigativer Journalisten zum Motto, um Lügen und Betrügereien verschiedenster Regierungen nicht nur aufzudecken, sondern mit unbestreitbaren Fakten zu widerlegen – auch wenn es der eigenen Karriere schadet. Denn politische und mediale Macht sind heutzutage eng verflochten – und wer nicht mitspielt, fliegt raus.
I. F. Stone, einer der größten Journalisten des 20. Jahrhunderts, erklärte seinen Studenten schon in den 50er Jahren, dass alle Regierungen lügen. Er entlarvte fast 70 Jahre lang Täuschungen und offizielle Lügen, indem er freigegebene Regierungsdokumente studierte. Stone sagte selbst dazu: „Ich wollte meine Aussagen direkt von der Quelle her beweisen. Und zwar dadurch, dass ich regierungseigene Dokumente, offizielle Berichte, die Mitschriften von Pressekonferenzen und Reden so analysierte, wie ein Historiker das tun würde.“
Zu seiner Motivation erklärte der 1989 verstorbene Journalist: „Ich glaube fest an die Freiheit der Presse und ihre Rolle in der freien Gesellschaft – schon seit meiner Kindheit. Denn du kannst deine Funktion in der Gesellschaft nur erfüllen, wenn du wirklich frei bist.“
I. F. Stone erlangte große Bekanntheit und sogar einen gewissen politischen Einfluss durch sein wöchentlich erscheinendes Newsletter-Magazin I. F. Stone’s Weekly, das ab Ende der 50er Jahre so ziemlich jeder Politiker las, um herauszufinden, ob er mit irgendeinem krummen Ding aufgeflogen war. Aber auch fast alle Journalisten lasen den Newsletter auf der Suche nach einer guten Story, die es sich aufzugreifen lohnte. Schließlich war I. F. Stone’s Weekly so etwas wie die erste wirklich unabhängige journalistische Organisation, die daher auch die ungeschminkte Wahrheit berichten konnte.
Seitdem halten es alternative Medien, die finanziell unabhängig von den Mächtigen sind (wie auch die thcene) genauso wie einst I. F. Stone und verstehen sich dabei als Hilfsmittel bei der Aufdeckung von Heuchelei und klaren Lügen der Regierungen, die nach wie vor von vielen kommerziellen (und damit abhängigen) Medien ungefiltert verbreitet werden. Das haben auch Rechtspopulisten erkannt und so ist das inzwischen weit verbreiteten Bild von der „Lügenpresse“ leider gar nicht so abwegig. Denn wenn schon Regierungen lügen, warum sollten es die Medien dann nicht auch?