„Den Haag?“, fragt Joa und sieht mich dabei an, als hätte ich etwas Unsittliches gesagt. Gerade haben wir es uns gemütlich gemacht. Das Restaurant „Munchies“ in Amsterdams Haarlemmerstraat 62 ist Joachim Helms letzter Streich und gehört zum Imperium der Greenhouse-Kette, die Joa mitverantwortlich leitet. Eigentlich war das Ganze als Restaurant geplant, in dem man vaporisieren kann. Doch Schüsse auf Coffeshops und ein Machtwort des Bürgermeisters haben die Vaporiser aus dem Restaurant verbannt. „Warum denn nicht?“, frage ich den Sprecher des größten Amsterdamer Coffeeshop-Verbands zurück und nippe an meinem kleinen eisgekühlten Heineken-Bier. „Weil Amsterdam viel cooler ist“, entgegnet der Sunny-Boy. Klar, auf seine Stadt lässt er nichts kommen. Aber es gehört nun einmal zum guten Ton eines Investigativ-Journalisten, nicht auf solche gut gemeinten Ratschläge zu hören, sondern sich ein eigenes Bild zu machen, was ich ihm auch sage. „Na ja, ist ja nicht so weit weg“, meint er schließlich versöhnlich, als ob mich in Den Haag urplötzlich die unstillbare Sehnsucht nach Amsterdam überfallen würde.
Also, auf nach Den Haag. Aber Joa hat eigentlich schon Recht. Die allermeisten deutschen Kiff-Touristen zieht es entweder in die niederländisch-deutschen Grenzgebiete, in denen der Wietpas noch nicht eingeführt wurde oder eben nach Amsterdam. Das ist auch nur allzu verständlich, da ja Amsterdam sehr viel zu bieten hat und kaum zu toppen ist. Denn Amsterdam ist nicht nur zum Kiffen da. Die kosmopolitische Weltstadt „A’dam“ ist zugleich Hafen- und Hauptstadt des Königreichs der Niederlande. Im Großraum Amsterdam wohnen knapp 1,5 Millionen Menschen, in der Gemeinde Amsterdam beinahe 1 Million, was aber dem familiären Vibe und Flow der Stadt keinen Abbruch tut, da alles immer noch sehr gemütlich und trotz des weltläufigen Charmes beinahe provinziell zugeht. Amsterdam liegt im Norden Hollands (Provinz Nordholland), ist somit den bösen Einflusszonen des allseits gefürchteten Wietpas‘ entzogen und besitzt die Besonderheit, dass der Amstel-Fluss (Namensgeber des leckeren Amstel-Biers, das leider immer mehr Marktanteile zugunsten des nicht minder guten Heineken-Imperiums abgeben muss) und das Ijsselmeer sich hier direkt verbinden. Und wer Amsterdam kennt, der weiß, wie wunderbar verzaubernd eine bekiffte Bootsfahrt durch die Grachten mit den herrschaftlichen Gebäuden zur Linken und Rechten der Keizers- und Prinsengracht sein kann. Aber in diesem Artikel soll es nicht um Amsterdam gehen, denn good old A’dam hat gleich mehrere Häkchen auf der Negativseite zu verbuchen. Amsterdam ist nicht nur wahnsinnig teuer, sondern spätestens nach dem 25. Besuch stellt sich auch ein gewisser Sättigungsgrad ein. Man kennt die Stadt, die Coffeeshops und den immer gleichen Fluss der spanischen, italienischen, französischen und deutschen Touristen. Also warum nicht einmal was Neues ausprobieren, denn das selige Windmühlenland hat noch einiges mehr zu bieten.
Zum Beispiel: Den Haag.