Medizinalhanf-weltweit

Medizinalhanf weltweit, Teil 2 – Entwicklung und Ausblick

Im ersten Teil haben wir gesehen, welch große Sprengkraft die Legalisierung von Cannabis als Medizin in Kalifornien im Jahre 1996 entfachte, wie sie schnell andere US-Bundesstaaten und dann auch ganze Nationen wie Kanada oder die Niederlande erfasste. Im zweiten Teil folgen wir der Medizinalhanf-Welle weiter bei ihrem Weg um die ganze Welt und analysieren, wie der Weltmarkt in Zukunft aussehen könnte.

Auch auf dem afrikanischen und südamerikanischen Kontinent tut sich einiges. In Afrika erteilten als erste afrikanische Länder die Regierungen von Lesotho (2017) und Zimbabwe (2018) Lizenzen zum Anbau von Cannabis für medizinische Zwecke, weitere Länder werden sicherlich folgen. Besonders stark ist Medizinalhanf jedoch auf dem lateinamerikanischen Kontinent auf dem Vormarsch. Uruguay hat die medizinische Nutzung von Cannabis gesetzlich zwar noch nicht explizit geregelt, diesen Schritt aber quasi übersprungen, indem es Cannabis 2014 gleich komplett legalisierte und als Freizeitdroge für den Verkauf in der Apotheke zuließ. Allerdings ist es ein Manko, dass kranke Menschen in Uruguay wegen der fehlenden gesetzlichen Regelung Cannabis nicht auf Rezept bekommen können und sich stattdessen als Freizeitkonsumenten registrieren lassen und für ihren Medizinalhanf selbst bezahlen müssen. Hier besteht noch dringender Regelungsbedarf. Ihre eigenen Bürger hat die uruguayische Regierung als Patienten also bisher vernachlässigt, dafür ihren Blick aber ins Ausland gerichtet und die dortigen Medizinalhanfmärkte ins Visier genommen: Ab Mitte 2018 will der kleine Staat in die Produktion von medizinischem Cannabis einsteigen und bis zu zehn Tonnen für den Export anbauen. Die erste Lizenz zu diesem Zweck wurde an die Firma Fotmer Corporation SA vergeben. Könnte dann auch Deutschland aus Uruguay medizinische Cannabisblüten importieren? Die Bundesregierung verneint dies, unter Verweis auf internationale Abkommen: „Uruguay verstößt gegen das Einheits-Übereinkommen von 1961 über Suchtstoffe, weil es den Konsum von Cannabis zu Genusszwecken legalisiert hat.“ Deswegen könne das Land nicht als Cannabis-Lieferant akzeptiert werden. Da wiehert der deutsche Amtsschimmel mal wieder kräftig und stößt sich lieber an Formalien als die medizinische Versorgung hiesiger Cannabispatienten sicherzustellen.  Und misst zudem mit zweierlei Maß: Denn auch in Kanada wird Cannabis ab Mitte Oktober 2018 als Genussmittel legalisiert.