Der Titel dieses Artikel ist auch der Titel eines Essays von Henry David Thoreau, einem leider gar nicht so bekannten US-amerikanischen Poeten und Philosophen, den manche auch als Anarchisten bezeichnen. Seine manchmal gleichermaßen altmodisch wie utopisch anmutenden Ideen und Vorstellungen von einem gerechte(re)n Staat kennen nur die Wenigsten – ein guter Grund, sie hier einmal etwas ausführlicher in Original-Auszügen vorzustellen. In H. D. Thoreaus oftmals etwas abstrakten philosophischen Theorien und poetischen Sichtweisen lassen sich viele aktuelle Bezüge erkennen und auch wenn sich manche seiner Sätze gar nicht sooo einfach lesen lassen – es lohnt sich immer…
Steigen wir direkt mit einem Originalzitat aus H. D. Thoreaus ebenso poetischer wie philosophischer Streitschrift ein, da auch der Autor selbst sein Werk so begann: „Ich bejahe von Herzen das Motto: ‚Die beste Regierung ist die, die am wenigsten regiert‘. Gerne würde ich sehen, dass schneller und gründlicher nach diesem Motto gehandelt wird, denn dies würde schließlich zu etwas führen, an das ich ebenfalls glaube: ‚Die beste Regierung ist die, die überhaupt nicht regiert‘. Sobald die Menschheit dafür bereit ist, wird dies die Regierung sein, die sie hat. Regierungen sind auch im besten Fall nicht mehr als ein Notbehelf, und dabei sind die meisten Regierungen für gewöhnlich unnötig. Die zahlreichen, schwerwiegenden und auch berechtigten Einwände, die gegen eine stehende Armee vorgebracht werden, können ebenso gegen eine ständige Regierung vorgebracht werden. Die stehende Armee ist nur ein Arm der ständigen Regierung und eine Regierung ist nur die Form, die das Volk gewählt hat, um seinen Willen auszuführen. Aber genau wie die Armee ist sie anfällig dafür, missbraucht und zweckentfremdet zu werden, bevor das Volk durch sie handeln kann.“
Offensichtlich hält Thoreau nicht viel von seiner US-Regierung, wenn er fragt: „Ist diese amerikanische Regierung nicht nur eine Tradition, die versucht, sich unbeeinträchtigt an die nächsten Generationen weiterzugeben, dabei aber immer ein Stück ihrer Redlichkeit verliert? Sie hat nicht die Dynamik und Kraft eines einzigen Mannes, denn ein einziger Mann kann sie seinem Willen unterwerfen. Sie ist dem Volk ein defektes und unzuverlässiges Werkzeug. Aber sie ist dennoch notwendig, schließlich braucht das Volk irgendeine komplizierte Maschine und muss ihr lautes Getöse hören, um seine Vorstellung einer Regierung zu befriedigen.“