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Narzissmus im Trend

Trump & Co machen es uns vor

 

In einer Welt, die sich immer komplexer und immer stärker im Zeichen des politischen, geschäftlichen oder kommunikativen Wettbewerbs präsentiert, stehen Narzissten in einigen Ländern bereits an der Spitze der jeweiligen Regierung. Viele dieser überaus selbstbewussten und zugleich sehr dominanten Männer stellen stets laut und deutlich ihre eigene Überlegenheit heraus. Und über allen/allem schwebt ein Präsident – in seinen eigenen Sphären. Und er scheint sich von dort auch nicht mehr verabschieden zu wollen, auch wenn er Ende Juni auf einer Pressekonferenz des Weißen Hauses (ungewöhnlich einsichtig) verkündete, dass ihn keiner mag. „Das muss an meiner Persönlichkeit liegen“ versuchte sich Trump an einer Erklärung. Und Tausende Psychiater sehen das ganz genauso.

Eins gleich vorweg, damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Es gibt natürlich auch gesunde Selbstliebe und den Drang nach (ganz persönlicher) Selbstverwirklichung. Das ist gesund und von Vorteil für die persönliche Entwicklung und hat nichts mit dem gefährlichen pathologischen Narzissmus zu tun, um den sich dieser Artikel hauptsächlich dreht. Bei pathologischem Narzissmus geht es um zunehmenden Größenwahn, krankhafte Ich-Bezogenheit und die weitgehende Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen anderer Menschen. Es geht um krasse, zum Teil gefährlich pathologische Narzissten wie Donald Trump. Und davon gibt es heute leider mehr denn je.

In den 70er Jahren wurden Psychiater vor allem von Menschen aufgesucht, die ihr seelisches Innenleben begreifen wollten. Heute werden dort vor allem Menschen behandelt, die über die Härten ihres Alltags und die damit einhergehende Überforderung klagen. Oder es bitten Eltern um konkrete Hilfe für ihre Kinder, die sie als irgendwie süchtig empfinden: Süchtig nach sozialen Netzwerken, nach Computerspielen, Drogen, der neuesten Technik, Markenklamotten oder Pornos. Also süchtig nach irgendetwas, was Jugendliche vermeintlich aufwertet: teure Markenklamotten, die neueste Technik, illegale Drogen (denn da kommt ja nicht jeder ran), Fähigkeiten in Computerspielen oder die ständige Präsenz auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken. Tatsächlich ist Facebook für Frauen heute das, was Computerspiele für Männer sind: gnadenlose Zeitfresser, die sich auch nachteilig auf das eigene Ego auswirken können. Denn auf Facebook oder in Computerspielen kommen wir in der Regel doch viel besser rüber, als in der realen Welt. Und das prägt uns zunehmend.