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THCENE 6/2020 November-Dezember

Eine Krise jagt die andere

 

Spätestens seit Anfang des aktuellen Jahrtausends kommt es uns manchmal so vor, als folge eine internationale Krise auf die nächste. 2001 fing alles mit dem 11. September und dem anschließenden globalen „War on Terror“ an, der leider immer noch geführt wird.

2008 folgte dann eine weltweite, unser ganzes Wirtschaftssystem bedrohende Finanzkrise, die von gierigen Bankern verursacht wurde, welche anschließend aber nicht etwa abgestraft wurden, sondern Milliarden an Steuergeldern von diversen Staaten ohne Gegenleistung erhielten.

In den Jahren 2008 bis 2016 herrschte in den USA unter Sunnyboy Obama so etwas wie trügerische Normalität, auch wenn die Fassade immer wieder bröckelte und das Ganze von aggressiven Drohnen– und Militärprogrammen, digitalen Überwachungsapparaten und dem üblichen Gebaren des neo-liberalen Raubtierkapitalismus der Wall-Street-Elite ermöglicht wurde.

Doch das alles waren nur Vorbeben für das, was da noch kommen sollte: 2016 schockierte zunächst der Brexit – der Ausstieg Englands aus der Europäischen Union. Nur wenige Monate später stieg dann mit Donald Trump ein bekannter Unternehmer zum US-Präsidenten auf, der damit gleichzeitig an der Spitze der größten militärischen Streitmacht der Welt steht. Seitdem rechneten manche fast täglich mit dem Weltuntergang.

Doch als wäre der aggressiv twitternde und regierende orangene Killer-Clown nicht schon gefährlich genug für unseren Planeten, wehrt sich dieser seit Anfang 2020 mit einem neuartigen Virus gegen seine immer lästiger werdende Hautkrankheit: die immer destruktiver agierende Menschheit.

Nachdem die Welt im Frühling von der ersten Welle des Virus überrollt wurde und COVID-19 seitdem weit über eine Million Todesopfer gefordert hat, befinden wir uns nun mitten in der (diesmal rechtzeitig vorhergesagten) zweiten Welle, die in Sachen Infektionszahlen die erste Welle längst übersteigt. Gleichzeitig gibt es nun immer mehr Menschen, die nicht an Corona glauben und dahinter nur eine große, weltweite Verschwörung vermuten, bei der (was sonst nie der Fall ist) alle Staaten dieser Erde mitmachen. Natürlich darf man auch in Sachen COVID-19 kritisch sein und Maßnahmen unserer Regierungen hinterfragen, die eher persönliche Rechte einschränken, als effizient vor Ansteckung schützen.

Doch damit nicht genug: Wenn Ihr diese Zeilen lest, haben die USA gewählt, und wir können nur hoffen, dass Trump dann nicht mehr US-Präsident ist. Dann hätte zumindest diese eine (herumlaufende und sich ständig selbst lobende) Krise ein Ende. Auch wenn Trump bereits ankündigte, im Falle einer Wahlniederlage diese nicht anzuerkennen. Was dann passiert bleibt abzuwarten.

Gleichzeitig bahnt sich am Horizont eine Krise an, die möglicherweise die letzte Krise der Menschheitsgeschichte sein wird: Der menschengemachte Klimawandel. Auch der wird von vielen einfach bestritten oder als internationale Verschwörungstheorie hingestellt, dabei hat auch er das Potenzial uns alle (wie ein hochgefährlicher, unbekannter Virus) mit der Zeit zu vernichten.

Aber es gibt auch immer wieder Grund für Optimismus. So wurde in Neuseeland zum Beispiel unlängst über die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel abgestimmt. Das Ergebnis dieser Wahl wird leider erst zwischen dem 30. Oktober und 6. November bekanntgegeben, die Chancen standen zum Redaktionsschluss allerdings nicht schlecht.

Und so wünschen wir Euch trotz all der Krisen hightere Festtage und einen guten (und möglichst gesunden) Rutsch ins neue Jahr, welches dann hoffentlich auch wieder mehr positive Entwicklungen mitbringen wird.

Schließlich kann es ja nicht ewig so weitergehen…